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Der Maler und die Lady (German Edition)

Der Maler und die Lady (German Edition)

Titel: Der Maler und die Lady (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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durchgehen. Du und alt?“ Verächtlich warf sie den Kopf in den Nacken. „Dass ich nicht lache! Du bist schlimmer als ein Kleinkind.“
    „Ich glaube, ich bekomme einen Herzanfall“, jammerte Fairchild, den Laras Warnung vor zwei Tagen zu diesem Ausspruch inspiriert hatte. Zitternd presste er eine Hand ans Herz und schwankte ein wenig. „Ich werde wie ein nutzloser alter Lappen enden. Welch ein Jammer um all die Bilder, die nun ungemalt bleiben. Mit meinem Ableben verliert die Welt ein wahres Genie.“
    Lara stieß einen durchdringenden Schrei aus und schlug mit beiden Fäusten vehement auf die Arbeitsplatte, dass die Werkzeuge nurso schepperten. Schützend breitete Fairchild beide Hände über den Falken und wartete, bis der Sturm sich legte. Schließlich sank Lara atemlos auf einen Stuhl.
    „Du warst schon besser“, bemerkte ihr Vater. „Mit zunehmendem Alter wirst du sanfter.“
    „Papa.“ Sie biss die Zähne zusammen. „Papa, du bringst mich so weit, dass ich dich erschlage. Und dann wird man mich als Vatermörderin ins Gefängnis sperren. Du kennst meine panische Angst vor geschlossenen Räumen. Ich würde wahnsinnig in einer Zelle. Kannst du das mit deinem Gewissen vereinbaren?“
    „Lara, habe ich dir jemals auch nur einen Augenblick Grund zur Sorge gegeben?“
    „Zwinge mich nicht, dir eine Aufzählung vorzubeten, Papa, es ist schon nach Mitternacht. Was hast du mit dem Rembrandt gemacht?“
    „Was meinst du damit?“ Fairchild runzelte die Stirn und zupfte an dem Lappen herum, den er über den Falken gehängt hatte. „Was sollte ich denn damit gemacht haben?“
    „Wo ist das Bild?“, fragte Lara und artikulierte jedes Wort sehr deutlich. „Du kannst doch ein solches Gemälde nicht hier im Hause herumliegen lassen, zumal du dir auch noch Gäste eingeladen hast.“
    „Gäste? Ach, du meinst Anatole. Netter Junge. Ich mag ihn gern.“ Zweimal zuckten seine Augenbrauen. „Du scheinst ebenfalls Gefallen an ihm zu finden.“
    Lara kniff die Augen zusammen. „Lass Anatole aus dem Spiel.“
    „Du lieber Himmel.“ Fairchild grinste breit. „Du hast doch das Thema angeschnitten!“
    „Wo ist der Rembrandt?“ Laras Geduld war am Ende. Einen Augenblick hatte sie vor, sich wie ein ungezogenes Kind auf den Boden zu werfen und mit den Füßen zu trampeln, aber dann fiel ihr ein, diese Masche hatte sie aus Gründen der Erfolglosigkeit schon als Zehnjährige aufgegeben.
    „Es ist sicher verwahrt, meine Süße.“ Fairchilds Stimme klang ruhig und erfreut.
    „Etwa hier im Hause?“
    „Natürlich.“ Erstaunt sah er seine Tochter an. „Du glaubst doch nicht im Ernst, ich würde es anderswo aufheben?“
    „Also, wo?“
    „Du musst nicht alles wissen.“ Schwungvoll zog er den Malerkittel aus und warf ihn über einen Stuhl. „Es sollte dir genügen, dass es in Sicherheit ist und ich es mit angemessenem Respekt und liebevoller Fürsorge versteckt habe.“
    „Papa.“
    „Lara.“ Er lächelte, wie nur ein liebender Vater seine Tochter anlächeln konnte. „Ein Kind muss Vertrauen zu den Eltern haben und der Weisheit des Alters gehorchen. Du vertraust mir doch, nicht wahr?“
    „Ja, sicher, aber …“
    In vibrierendem Falsett sang er die ersten Takte eines alten Kinderliedes und schnitt Lara damit jedes weitere Wort ab. Aufstöhnend legte sie den Kopf auf die Arbeitsplatte. Wie sollte sie denn diesmal mit ihm fertig werden? Ihr Vater sang unbeirrt weiter, bis er sich das Lachen nicht länger verkneifen konnte und losprustete. „Du bist unverbesserlich.“ Lara hob den Kopf und atmete tief durch. „Ich habe so ein schreckliches Gefühl, dass du mir eine Unmenge Einzelheiten verschwiegen hast und ich am Ende doch wieder mit allem einverstanden sein werde.“
    „Einzelheiten, Lara, Details“, sagte er wegwerfend. „Die Welt ist voll davon. Sie decken die wesentlichen Dinge des Lebens zu. Denke daran, Kunst ist Leben, und das Leben ist eine Illusion. Komm jetzt, ich bin müde.“ Er trat neben sie und reichte ihr die Hand. „Bring deinen alten Papa zu Bett.“
    Lara gab sich geschlagen. Sie ergriff seine Hand und erhob sich. Sie würde es wohl nie lernen. Und immer würde die Liebe zu ihrem Vater die Oberhand behalten. Gemeinsam verließen sie das Studio.
    Am nächsten Morgen war der Himmel grau, und es regnete. Anatole war versucht, sich auf die andere Seite zu drehen, die Augen zu schließen und sich einzubilden, er wäre in seinem eigenen, gut organisierten Heim, wo eine Haushälterin nach

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