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Der Maler und die Lady (German Edition)

Der Maler und die Lady (German Edition)

Titel: Der Maler und die Lady (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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drangen herauf. Schutzsuchend stellte er sich in eine Türöffnung und wartete.
    Er hörte Schritte. Von seinem Versteck aus beobachtete er, wie Cards einen schlanken dunkelhaarigen Mann zu Fairchilds Studio hinaufführte.
    „Mr. Hiller möchte Sie sprechen, Sir.“ Der Butler meldete den Besucher an, als wäre es vier Uhr nachmittags und nicht etwa nach Mitternacht.
    „Stuart, wie schön, dass du gekommen bist.“ Fairchilds Stimme dröhnte durch die offene Tür. „Komm doch herein.“
    Anatole zählte bis zehn und wollte gerade auf die Tür zugehen, die Cards soeben geschlossen hatte, als er etwas Weißes die Treppe hinaufhuschen sah. Leise fluchend presste er sich an die Wand. Lara hastete so nah an ihm vorbei, dass sie ihn hätte berühren können.
    Was zum Teufel hatte das alles zu bedeuten? Hin und her gerissen zwischen Frustration und dem unwiderstehlichen Drang, laut aufzulachen, kam sich Anatole wie in einer Falle vor. Tatenlos musste er zusehen, wie einige Leute mitten in der Nacht die Stufen zum Turmstudioerklommen. Geräuschlos verharrte er auf seinem Beobachtungsposten. Da schlang Lara den Morgenmantel eng um den Körper und ging auf Zehenspitzen die Treppe hinauf.
    Es war gespenstisch. Eine Frau im weißen Gewand und mit wallenden Haaren geisterte durch zugige Korridore. Es gab Geheimgänge und heimliche Zusammenkünfte zu mitternächtlicher Stunde. Kein normaler, vernünftiger Mensch würde diesen Zirkus auch nur eine Minute mitmachen. Aber da fiel Anatole ein, dass er seine Vernunft ja vor der Haustüre abgelegt hatte, ehe er das Haus betrat.
    Als Lara auf dem obersten Treppensatz angekommen war, trat er aus seinem Versteck. Laras Aufmerksamkeit war auf den Eingang zum Studio gerichtet. Anatole überlegte rasch, stieg dann ebenfalls die Treppe hinauf und drückte sich in eine dunkle Ecke. Er ließ Lara nicht aus den Augen und betätigte sich wie sie als Lauscher an der Wand.
    „Für wie dumm hältst du mich eigentlich?“, fragte Stuart, der, nur durch die Wand getrennt, direkt neben Anatole stand.
    „Das liegt ganz bei dir. Mir ist das egal. Setz dich, mein Junge.“
    „Hör mal zu, wir hatten eine Übereinkunft getroffen. Wie lange glaubtest du wohl, mich hintergehen zu können, ehe ich merke, was gespielt wird?“
    „Tatsächlich hatte ich angenommen, du würdest nicht so lange brauchen.“ Lächelnd rubbelte Fairchild mit dem Daumen über den halbfertigen Falken. „Du bist doch nicht so clever, wie ich dachte, Stuart. Dir hätte der Tausch schon vor Wochen auffallen müssen. Damit will ich nicht etwa behaupten, dass es nicht eine hervorragende Arbeit war, aber ein kluger Mann hätte das Gemälde auf seine Echtheit prüfen lassen.“
    „Es war abgemacht …“ Stuart wurde laut, aber Fairchild unterbrach ihn mit einer abwehrenden Handbewegung.
    „Nun erzähl mir nicht, du glaubst an derlei Unsinn wie Ganovenehre. Es wird Zeit, dass du erwachsen wirst, wenn du bei den großen Deals mitmischen willst.“
    „Ich will den Rembrandt, Fairchild.“
    Lara erstarrte. Selbst wenn er sie hätte sehen können, es wäre Anatole nicht aufgefallen, denn seine ganze Aufmerksamkeit galtdem Streit im Studio. Also besaß der alte Fuchs das Bild tatsächlich!
    „Na, dann verklage mich doch“, forderte Fairchild seinen Besucher auf. Lara konnte sich das gleichgültige Schulterzucken, das seine Worte begleitete, deutlich vorstellen.
    „Gib es mir, oder ich breche dir den dürren Hals.“
    Volle zehn Sekunden beobachtete Fairchild Stuarts Gesicht, das sich langsam in eine dumpfe, rot angelaufene Fratze verwandelte. „Auf diese Weise bekommst du es nie. Ich warne dich, Drohungen machen mich reizbar. Sieh mal …“ Langsam griff er nach einem Lappen und wischte sich den Ton von den Händen. „Es gefiel mir ganz und gar nicht, wie du Lara behandelt hast.“
    Plötzlich war er nicht mehr der harmlose Exzentriker, weder Cherub noch Gnom, er war einfach nur ein Mann – und obendrein gefährlich. „Ich wusste, Lara würde es nie so weit kommen lassen, dich zu heiraten. Dazu ist sie zu klug. Aber mich haben deine Drohungen erzürnt, nachdem sie dir den Laufpass gegeben hat. Und wenn ich zornig bin, neige ich zur Rachsucht. Eine Charakterschwäche, ich weiß“, fügte er liebenswürdig hinzu. „Aber so bin ich nun einmal.“ Mit ruhigem, kaltem Blick musterte er Stuart. „Ich bin immer noch wütend, Stuart. Ich werde es dich wissen lassen, wenn ich den Handel abschließen möchte. Inzwischen lass Lara in

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