Der Maler
Südkalifornien, heiratete Sally, seine Jugendliebe aus der High School, und arbeitete bei McDonnell-Douglas. Aber Elliott war von Anfang an ruhelos.
Er betete zum Allmächtigen, er möge ihn leiten. Nach drei Jahren gründete er seine eigene Firma: Alatron Defense Systems. Elliott hatte nie den Wunsch, Flugzeuge zu bauen. Er wußte, daß sie für die Verteidigung Amerikas wichtig waren, aber er glaubte, Gott habe ihm einen Blick in die Zukunft gestattet, und die Zukunft gehörte den Lenkwaffen - den Pfeilen Gottes, wie er sie nannte. Elliott baute selbst keine Lenkwaffen, sondern entwickelte und produzierte die Hightech-Steuersysteme, die sie ins Ziel führten.
Zehn Jahre nach Gründung seines Unternehmens wußte Mitchell Elliott schon nicht mehr, wie viele Millionen er besaß.
Er war einer der reichsten und einflußreichsten Männer Amerikas. Er war ein Vertrauter Richard Nixons und Ronald Reagans. Er konnte die Hälfte aller Senatoren binnen Minuten ans Telefon bekommen. Er sprach alle Verteidigungsminister seit Robert McNamara mit dem Vornamen an. Obwohl Mitchell Elliott einer der mächtigsten Männer Washingtons war, hielt er sich stets im Hintergrund. Nur wenige Amerikaner wußten, was er machte, oder kannten seinen Namen.
Gott hatte Sally ins himmlische Reich heimgeholt - sie war vor zehn Jahren an Brustkrebs gestorben -, und die große Zeit hoher Verteidigungsausgaben war längst vorüber. Die Industrie hatte einen schmerzhaften Schrumpfungsprozeß hinter sich, Tausende von Arbeitern waren entlassen worden, die gesamte Wirtschaft Kaliforniens war in Turbulenzen geraten. Noch wichtiger war jedoch, daß Elliott glaubte, Amerika sei gegenwärtig schwächer als seit vielen Jahren. Die Welt war ein gefährlicher Ort. Das hatte Saddam Hussein bewiesen. Und ein mit einer einzigen Stinger bewaffneter Terrorist. Elliott wollte sein Land schützen. Konnte ein Terrorist ein Verkehrsflugzeug abschießen und damit zweihundert Menschen umbringen, warum sollte dann ein gemeingefährlicher Staat wie Nordkorea, Libyen oder der Iran nicht zwei Millionen Menschen umbringen können, indem er eine Rakete mit Nuklearsprengkopf auf New York oder Los Angeles abschoß?
Die zivilisierte Welt vertraute auf Verträge und Abkommen zur Rüstungsbegrenzung. Mitchell Elliott vertraute nur dem Allmächtigen und glaubte nicht an Versprechen, die auf dem Papier standen. Er glaubte an Maschinen. Er glaubte, das einzige Mittel, Amerika vor exotischen Waffen zu schützen, seien noch exotischere Waffen. Heute abend mußte er seine Überlegungen dem Präsidenten vortragen.
Elliotts Beziehung zu James Beckwith war über Jahre hinweg durch regelmäßige finanzielle Unterstützung und kluge Ratschläge gefestigt worden. Elliott hatte ihn niemals um einen Gefallen gebeten, selbst dann nicht, als Beckwith in seiner zweiten Amtsperiode als Senator eine wichtige Rolle im Streitkräfteausschuß gespielt hatte. Das sollte sich nun ändern.
Einer seiner Assistenten klopfte diskret an. Seine Phalanx von Assistenten stammte aus den Reihen der Special Forces. Mark Calahan war wie alle anderen. Er war einsdreiundachtzig - groß genug, um imposant zu sein, aber nicht so groß, um Elliott zwergenhaft erscheinen zu lassen -, hatte kurzes schwarzes Haar, dunkle Augen, war sauber rasiert und trug einen dunkelgrauen Anzug und eine gedeckte Krawatte. Alle seine Männer waren mit Pistolen Kaliber 45 bewaffnet. Elliott, der nicht nur Millionen, sondern sich auch viele Feinde gemacht hatte, erschien nie ohne Leibwächter in der Öffentlichkeit.
»Der Wagen ist da, Mr. Elliott.«
»Gut, ich komme gleich runter.«
Sein Assistent nickte wortlos und zog sich zurück. Elliott trat etwas näher ans Feuer und trank seinen Whisky aus. Er mochte es nicht, wenn jemand nach ihm schickte. Er würde abfahren, wenn er zur Abfahrt bereit war, nicht wenn Paul Vandenberg ihn dazu aufforderte. Wäre Elliott nicht gewesen, würde Vandenberg noch immer Lebensversicherungen verkaufen. Und Beckwith wäre ein unbekannter kleiner Anwalt in San Francisco, würde in Redwood City statt im Weißen Haus leben.
Sie konnten beide warten.
Elliott ging langsam an die Bar und goß sich noch einen guten Zentimeter Whisky ein. Dann kehrte er ans Feuer zurück und kniete mit gesenktem Kopf und geschlossenen Augen davor nieder. Er betete um Verzeihung - Verzeihung für das, was er getan hatte und noch tun würde.
»Wir sind dein auserwähltes Volk«, murmelte er. »Ich bin dein Werkzeug. Gib mir
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