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Der Maler

Der Maler

Titel: Der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Präsidenten aus?
    Vorläufig konnte sie noch keine dieser Fragen beantworten.
    Ihr Redakteur wollte einen Artikel in zwei Wochen im Rahmen einer Sonderbeilage über Beckwith und seine erste Amtszeit als Präsident haben. Sie mußte noch einiges recherchieren, bevor er druckreif war. Und selbst dann würde sie nur Fragen in bezug auf Elliott und seine Beziehungen zum Weißen Haus aufwerfen können. Mitchell Elliott hatte seine Spuren gut verwischt. Es war unmöglich, an ihn ranzukommen. Das Bildarchiv der Post hatte nur ein zehn Jahre altes Foto von ihm, und die Firma Alatron Defense Systems hatte nicht einmal einen Pressesprecher. Als sie dort mit der Bitte um ein Interview angerufen hatte, hatte der Mann am anderen Ende lachend gesagt: »Mr. Elliott hat nicht die Angewohnheit, mit Reportern zu sprechen.«
    Ein Informant vom National Airport hatte ihr gemeldet, Elliott sei nachmittags mit seinem Privatjet in Washington eingetroffen. Der Kongreß hatte sich vertagt, die meisten Abgeordneten und Senatoren waren zu Hause als Wahlkämpfer unterwegs. Der Präsident hatte eine Wahlkampfreise abgesagt, um sich mit dem Abschuß von Flug 002 zu befassen. Susanna fragte sich, was Elliott diesmal nach Washington geführt haben mochte.
    Das war die Erklärung dafür, weshalb sie jetzt im Regen in der Nähe seiner Villa in Kalorama auf ihn wartete. Als sich schließlich die Haustür öffnete, erschienen zwei Gestalten: ein großer Mann, der einen Regenschirm trug, und ein kleinerer Mann mit silbergrauem Haar, Mitchell Elliott.
    Der große Mann hielt Elliott den Schlag der Limousine auf, ging dann um den Wagen herum und stieg ebenfalls hinten ein.
    Die Scheinwerfer flammten auf und beleuchteten die Straße. Die Limousine fuhr rasch in Richtung Massachusetts Avenue davon.
    Susanna Dayton ließ den Motor ihres kleinen Toyota an und folgte in sicherem Abstand. Der schwarze Wagen fuhr in hohem Tempo auf der Massachusetts Avenue nach Osten die Embassy Row entlang. Am Dupont Circle fädelte er sich in die Außenspur ein und bog nach Süden auf die Connecticut Avenue ab.
    Es war noch früh, aber auf der Connecticut Avenue herrschte kaum Verkehr. Susanna fiel auf, daß in den achtundvierzig Stunden seit dem Abschuß der Verkehrsmaschine eine seltsame Stille über der Stadt zu liegen schien. Die Gehsteige waren weitgehend leer bis auf ein paar Betrunkene, die aus einer Taverne südlich des Dupont Circle stolperten, und ein paar Büroangestellte, die durch den Regen zur Metrostation Farragut North hasteten. Sie folgte dem Wage n über die K Street, wo die Connecticut Avenue zur 17th Street wurde, überquerte die Pennsylvania Avenue und fuhr an der reichverzierten, hellbeleuchteten Fassade des Old Executive Office Building vorbei. Susanna glaubte zu wissen, wo Elliott heute dinieren würde.

    Die Limousine bog mehrmals links ab und hielt zwei Minuten später am Südtor vor dem Weißen Haus. Ein uniformierter Secret-Service-Agent trat vor, warf einen Blick auf den Rücksitz des Wagens und gab dem Fahrer ein Zeichen weiterzufahren.
    Susanna Dayton fuhr am Tor vorbei. Sie brauchte einen Platz, an dem sie warten konnte. In der Umgebung des Weißen Hauses länger in einem geparkten Wagen zu sitzen war heutzutage keine gute Idee. Nach mehreren Anschlägen auf den Wohnsitz des Präsidenten hatte der Secret Service die Überwachung verschärft. Susanna hätte angesprochen und kontrolliert werden können. Vielleicht wäre eine Meldung geschrieben worden.
    Sie parkte in der 17th Street. Gegenüber dem Old EOB gab es ein kleines Café, das lange geöffnet hatte. Sie griff nach ihrer Umhängetasche, die mit Zeitungen, Zeitschriften und ihrem Laptop vollgestopft war, und stieg aus. Sie lief über die Straße und betrat das um diese Zeit leere Lokal. Sie bestellte ein Thunfischsandwich und einen Kaffee und richtete sich auf einem Fensterplatz häuslich ein.
    Sie holte den Laptop heraus, klappte den Bildschirm auf und schaltete das Gerät ein. Dann steckte sie eine Diskette ins Laufwerk und öffnete eine Datei, die auf dem Bildschirm nur als sinnloses Gewirr aus Zahlen und Buchs taben erschien. Susanna, die von Natur aus vorsichtig war - manche ihrer Kollegen zogen das Wort »paranoid« vor -, schützte ihre wertvollsten Dateien durch Verschlüsselungssoftware. Erst als sie ein aus sieben Buchstaben bestehendes Kennwort eintippte, wurde die Datei lesbar.
    Ihr Sandwich und der Kaffee kamen. Sie ging die Datei durch.
    Namen, Daten, Orte, Geldbeträge.

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