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Der Maler

Der Maler

Titel: Der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Pommes frites geben, zahlte und ging.
    Das Zeug schmeckte gräßlich - kalt, schon vor Stunden zubereitet -, aber es war besser als noch ein Beutel Chips. Er schaffte das halbe Sandwich und ein paar Fritten und warf den Rest in einen Abfalleimer. Dann sah er auf seine Uhr: fünf Minuten. Noch Zeit für eine Zigarette. Er fuhr ins Erdgeschoß hinauf und trat durch eine Glastür auf den großen Innenhof.
    William Webster hatte Rauchverbot für das gesamte Gebäude verfügt. Die noch immer Süchtigen mußten sich wie Aussätzige im Innenhof oder um die Ausgänge herum zusammendrängen.
    Nach jahrelanger Agententätigkeit in Europa und dem Nahen Osten waren Zigaretten zu einem festen Bestandteil seiner Berufsausübung geworden. Michael konnte und wollte sich das Rauchen nicht abgewöhnen, nur weil er jetzt in der Zentrale arbeitete.
    Trockenes Laub wirbelte über die weite Fläche des Innenhofs.
    Michael kehrte dem Wind den Rücken zu und zündete sich eine Zigarette an. Hier war es kalt und dunkel; das einzige Licht kam aus den Bürofenstern über ihm und war durch das schalldichte Glas grünlich gefärbt. In der guten alten Zeit hätte sein Büro in irgendeiner kleinen Straße in Berlin, Athen oder Rom gelegen.
    In einem Kaffeehaus in Kairo fühlte er sich noch immer wohler als im Starbucks in Georgetown. Er sah rasch auf seine Uhr.
    Wieder ein gemütliches Abendessen. Er steckte seine Zigarette in den mit Sand gefüllten großen Aschenbecher und ging hinein.
    Der Besprechungsraum lag direkt gegenüber der »Baracke« - klein, eng, größtenteils mit einem billigen rechteckigen Holztisch »für den Dienstgebrauch« ausgefüllt. An einer Wand hingen die Embleme aller Regierungsbehörden, die in der Zentrale vertreten waren. In die Wand gegenüber der Tür war ein großer Bildschirm eingelassen. Michael betrat den Raum um Punkt 20.15 Uhr. Er rückte gerade seine Krawatte zurecht, als zwei weitere Männer hereinkamen.
    Der erste Mann war Adrian Carter, der Direktor des Zentrums zur Terrorismusbekämpfung und mit zwanzig Dienstjahren ein alter Hase. Er war klein und blaß, hatte schütteres graues Haar und Tränensäcke unter den Augen, die ihm einen gelangweilten Gesichtsausdruck verliehen. Carter war bei Michaels Auslandseinsätzen sein Führungsoffizier gewesen, und die beiden verband seit fünfzehn Jahren eine berufliche und persönliche Freundschaft. Der zweite Mann war Eric McManus, der stellvertretende Direktor des Zentrums. McManus war groß und massig, lächelte gern, hatte eine grau durchzogene sandfarbene Mähne und sprach mit einer Spur Südboston in der Stimme. Er kam vom FBI und sah entsprechend aus: marineblauer Anzug, gestärktes weißes Hemd, rote Krawatte.
    Als Michaels Vater noch bei der Agency gearbeitet hatte, wäre ein FBI-Mann in so hoher Stellung undenkbar gewesen. CIA-Offiziere der alten Schule glaubten, FBI-Agenten könnten alles, was sie über Geheimdienstarbeit wußten, auf die Rückseite ihrer goldenen Polizeiplakette schreiben. Auf den Harvard-Juristen McManus traf das nicht zu: Er hatte vor seiner Versetzung in die Zentrale zwanzig Jahre lang bei der FBI-Spionageabwehr gearbeitet.
    Monica Tyler kam gewohnheitsmäßig als letzte und mit exakt fünf Minuten Verspätung. Sie hielt ihre Zeit für zu kostbar, um sie von anderen vergeuden zu lassen. Zwei nahezu identische Faktoten, die jeweils ein in Leder gebundenes Notizbuch an sich preßten, folgten ihr lautlos in den Raum. Außer der Personalabteilung wußte niemand in der Agency, wer sie waren oder woher sie kamen. Die Witzbolde sagten, Monica habe sie aus ihrer Investmentfirma in der Wall Street mitgebracht - wie ihre Büromöbel aus Mahagoni und ihre private Toilette. Sie waren schlank und sehnig, dunkeläugig und wachsam, dabei schweigsam wie Sargträger. Da niemand ihre richtigen Namen kannte, hatten sie die Spitznamen Tweedle Dee und Tweedle Dum erhalten. Leute, die über Monica lästerten, nannten sie »Tylers Eunuchen«.
    McManus und Carter standen ohne große Begeisterung auf, als Monica den Raum betrat. Sie quetschte sich an McManus vorbei und nahm ihren Platz an der Stirnseite des Tischs ein, von dem aus sie den Bildschirm und den Vortragenden mit kurzen Bewegungen ihres königlichen Hauptes sehen konnte.
    Tweedle Dee legte ihr sein in Leder gebundenes Notizbuch hin, als sei es eine kostbare alte Schrifttafel, und setzte sich dann zu Tweedle Dum an die Wand.
    »Monica, dies ist Michael Osbourne«, sagte Carter.
    »Michael hat

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