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Der Maler

Der Maler

Titel: Der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Tat war rasch, aber nicht völlig lautlos geschehen. Jetzt mußte er schnell arbeiten. Die Polizei würde die Bude auf den Kopf stellen. Entdeckte sie einen Hinweis darauf, daß Susanna Dayton überwacht worden war, bestand die Gefahr, daß man diesen Mord mit Elliott in Verbindung brachte.
    Die Aufräumaktion dauerte weniger als fünf Minuten. Als Mark Calahan das Haus verließ, nahm er die Notizhefte, die beiden Abhörmikrofone aus den Zimmern, die Wanze aus dem Telefon, ihre Handtasche und ihren Laptop mit.
    Er ging den Pomander Walk hinunter, überquerte den Volta Place und schickte das Überwachungsfahrzeug weg, bevor er sich in sein Auto setzte. Als er davonraste, tippte er Mitche ll Elliotts Privatnummer in sein Mobiltelefon ein.
    »Wir haben ein kleines Problem, fürchte ich, Mr. Elliott. Ich rufe Sie in zehn Minuten über eine sichere Verbindung an.«
    Calahan trennte die Verbindung und warf das Mobiltelefon an die Windschutzscheibe.
    »Scheiße, warum ist sie vorzeitig zurückgekommen? Verfluchte Schlampe!«

17
    BRÉLÈS, BRETAGNE
     
    Delaroche kam zu dem Schluß, er brauche eine Frau.
    Zu dieser Schlußfolgerung gelangte er, nachdem er die CD-ROM zum zweitenmal gelesen hatte, diesmal am PC in seine m Haus auf den Klippen in Breies. Drei der vier Zielpersonen waren bekannte Weiberhelden. Delaroche kannte ihre Gewohnheiten, wußte, wo sie aßen und tranken, und kannte ihre Jagdreviere. Trotzdem würde es nicht leicht sein, an diese Zielpersonen heranzukommen.
    Eine Frau würde die Sache erleichtern.
    Delaroche brauchte eine Frau.
    Er hatte noch einen Tag in Breies. Als er mit den Dossiers fertig war, machte er eine Radtour. Das Wetter war ideal: klar, für Dezember ziemlich warm, leichter Seewind. Er würde lange nicht mehr radfahren können, deshalb strengte er sich bewußt an. Er strampelte bis weit in die sanften, bewaldeten Hügel des Finistère hinein und fuhr dann wieder zum Atlantik hinunter.
    Nach einer Rast bei den Ruinen auf der Pointe de Saint Mathieu fuhr er die Küste entlang nach Norden und wieder nach Breies zurück.
    Der frühe Nachmittag war seinen Vorbereitungen gewidmet.
    Er reinigte und ölte seine besten Waffen - eine 9mm-Beretta und die Glock - und prüfte mehrmals alle beweglichen Teile und die Schalldämpfer. Er hatte noch eine dritte Schußwaffe, die er in einem Klettbandhalfter am rechten Knöchel trug: eine kleinkalibrige Browning Automatic, die für die Handtasche einer Frau bestimmt war. Für den Fall, daß eine Schußwaffe unzweckmäßig war, hatte er ein Messer: ein stabiles Stilett mit zweischneidiger Klinge, die auf Knopfdruck aus dem Griff sprang.

    Als nächstes legte er die falschen Pässe zurecht, mit denen er als Franzose, Italiener, Holländer, Schwede, Ägypter oder Amerikaner reisen konnte, und dachte über seine Finanzen nach.
    Er hatte zweihunderttausend Francs von seinem Pariser Galeristen bekommen und würde in Zürich eine halbe Million Dollar abheben. Das war mehr als reichlich, um diesen Auftrag zu finanzieren.
    Delaroche verließ das Haus, als es noch hell war, und ging zu Fuß ins Dorf. Er kaufte Brot in der Boulangerie und Käse, Wurst und Leberpastete bei Mlle. Plauché. Didier und seine Freunde saßen weintrinkend im Café. Er machte Delaroche ein Zeichen, sich zu ihnen zu setzen, und Delaroche kam seiner Aufforderung ausnahmsweise einmal nach. Er gab sogar eine Runde aus und aß Brot und Oliven mit den Männern, bis die Sonne untergegangen war.
    An diesem Abend nahm Delaroche ein frugales Mahl auf seiner Steinterrasse über dem Meer ein. Er hatte sich verpflichtet, in vier Wochen vier Männer zu ermorden. Nur ein Narr hätte diesen Auftrag angenommen. Er würde von Glück sagen können, wenn er ihn überlebte. Und selbst dann würde er vermutlich nie mehr nach Breies zurückkehren können.
    Vier Männer, vier Wochen. Das war der schwierigste Auftrag seines Lebens. Er hatte Morde immer leidenschaftslos betrachtet, aber jetzt fühlte er erstmals seit vielen Jahren eine gewisse Erregung in sich aufsteigen. Sie war dem Gefühl ähnlich, das er vor dreißig Jahren empfunden hatte - in der Nacht, in der er zum erstenmal gemordet hatte.
    Er räumte den Tisch ab und spülte das Geschirr. In der folgenden Stunde arbeitete er sich systematisch durchs Haus und verbrannte alles, was darauf hinwies, daß er jemals existiert hatte.
    Delaroche nahm den ersten Zug von Brest nach Paris und fuhr mittags nach Zürich weiter. Dort kam er eine Stunde vor Geschäftsschluß

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