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Der Maler

Der Maler

Titel: Der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Pomander Walk.
    Susanna griff in die Brusttasche ihres Anoraks, holte einen Fünfer heraus und gab ihn dem Fahrer.
    »Kommen Sie allein zurecht?« fragte er.
    »Ja, es geht schon wieder, danke.«
    Der Computer war noch eingeschaltet, als Mark Calahan das zweite Schlafzimmer betrat, das Susanna als Arbeitszimmer benutzte. Er setzte sich vor das Gerät, zog eine Diskette aus der Jackentasche und schob sie ins Diskettenlaufwerk. Inzwischen kannte er ihr System und wuß te, unter welchem Dateinamen sie ihre Notizen und fertigen Arbeiten speicherte. Problemlos fand er den Artikel und übertrug ihn auf seine Diskette.
    Da er schon einmal im Haus war, beschloß er, die Gelegenheit zu nutzen und sich umzusehen. Er hatte die Frau schon mehrmals beim Joggen beschattet und wußte, daß sie nie weniger als eine halbe Stunde lief. Er hatte also reichlich Zeit.
    Auf der Schreibtischplatte neben der Tastatur lagen drei neue Notizhefte. Er schlug das erste auf. Die Seiten waren voller Notizen in Susanna Daytons schlecht lesbarer runder Linkshänderschrift. Calahan zog eine Mikrokamera aus der Jackentasche, knipste die Schreibtischlampe an und begann zu fotografieren.
    Er war mit dem zweiten Notizheft halb fertig, als er hörte, daß unten ein Schlüssel in den Schließzylinder der Haustür gesteckt wurde. Er murmelte einen Fluch, knipste die Lampe aus und zog eine 9mm-Pistole mit Schalldämpfer aus seinem Hosenbund.
    Susannas rechter Knöchel tat verdammt weh. Sie machte die Haustür hinter sich zu und humpelte ins Wohnzimmer. Dort zog sie vorsichtig Schuh und Socke aus, um den Knöchel zu begutachten. Er war rot verfärbt und geschwollen. Sie humpelte in die Küche, füllte einen Plastikbeutel mit zerstoßenem Eis und nahm eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank.
    Die Schmerztabletten lagen oben im Bad im Medizinschrank.
    Am Geländer zog sie sich die Treppe hinauf und humpelte den Flur entlang ins Bad. Sie fand das Schmerzmittel und schluckte zwei Tabletten.
    Im Spiegel sah sie hinter sich einen Mann stehen.
    Susanna öffnete den Mund, um zu schreien. Eine behandschuhte Hand bedeckte ihren Mund und erstickte ihre Schreie.
    »Halt's Maul, sonst bring' ich dich um!« knurrte der Mann mit zusammengebissenen Zähnen.
    Susanna versuchte ihn abzuschütteln. Sie verlagerte ihr Gewicht auf den verletzten Knöchel, hob ihren linken Fuß und ließ den Innenrist über sein Schienbein schrammen, genau wie sie es im Selbstverteidigungskurs gelernt hatte. Der Mann stöhnte schmerzlich auf und lockerte unwillkürlich seinen Griff.
    Sie drehte sich nach rechts und rammte dabei ihren rechten Ellbogen nach hinten. Der Schlag landete auf dem Backenknochen des Angreifers.
    Sein Griff lockerte sich noch ein bißchen, und Susanna konnte sich losreißen.
    Sie stolperte auf den Flur hinaus und in ihr Arbeitszimmer hinüber. Als sie nach dem Telefonhörer griff, sah sie, daß der Unbekannte sich an ihrem Computer und ihren Notizheften zu schaffen gemacht hatte.
    Sie nahm den Hörer ab.
    Der Mann erschien auf der Schwelle, bedrohte sie mit einer Pistole.
    »Hände weg vom Telefon!«

    »Wer sind Sie?«
    »Legen Sie auf, dann passiert Ihnen nichts.«
    Carson kam wild kläffend die Treppe herauf. Er duckte sich im Flur und knurrte den Eindringling zähnefletschend an. Der Mann hob gelassen seine Pistole und drückte zweimal ab. Die beiden Schüsse aus der Waffe mit Schalldämpfer waren praktisch nicht zu hören. Carson jaulte kurz auf, dann blieb er still liegen.
    »Dreckskerl! Verdammter Dreckskerl! Wer zum Teufel sind Sie? Hat Elliott Sie geschickt? Reden Sie schon, verdammt noch mal! Hat Mitchell Elliott Sie geschickt?«
    »Legen Sie den Hörer auf! Sofort!«
    Sie sah nach unten und tippte die 9 und die 1 ein.
    Der erste Schuß traf ihren Kopf, bevor sie die letzte Ziffer eingeben konnte. Sie fiel nach hinten, hielt weiter den Hörer umklammert, war weiter bei Bewußtsein. Sie sah auf. Der Mann stand über ihr und zielte erneut auf ihren Kopf.
    »Nicht ins Gesicht«, flehte sie. »Bitte, bitte, schießen Sie nicht ins Gesicht.«
    Seine vor Wut verzerrte Grimasse nahm für einen Augenblick menschlichere Züge an. Er senkte die Pistole etwas, so daß die Mündung auf ihre Brust gerichtet war. Susanna schloß die Augen. Die Waffe spuckte zweimal kurz. Sie sah einen grellen Lichtblitz und spürte für Sekundenbruchteile unerträgliche Schmerzen. Dann wurde es dunkel um sie.
    Calahan bückte sich, nahm ihr den Telefonhörer aus der Hand und legte ihn auf. Die

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