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Der Maler

Der Maler

Titel: Der Maler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Stock seines Hauses in St. John's Wood.
    »Ich fürchte, Mr. Osbourne könnte ein Problem für uns werden, Mr. Elliott. Er hat gestern abend mit einem Mann vom Secret Intelligence Service ein interessantes Gespräch geführt, das wir von der Straße aus mit einem Richtmikrofon abgehört haben. Heute morgen hat er sich mit Iwan Drosdow getroffen, einem KGB-Überläufer, der früher die Aktivitäten unseres Killers beaufsichtigt hat.«
    Am anderen Ende der Leitung seufzte Elliott schwer.
    »Ich will nur sagen, daß er viel weiß und bestimmt noch mehr vermutet«, sagte der Direktor. »Ein sehr ernstzunehmender Gegner, unser Mr. Osbourne. Meiner Meinung nach wäre es ein großer Fehler, ihn zu unterschätzen.«
    »Ich unterschätze ihn keineswegs, Direktor. Davon können Sie überzeugt sein.«
    »Wie steht's drüben bei Ihnen?«
    »Osbourne und seine Frau haben eine Diskette mit Susanna Daytons Notizen und ihrem fertigen Artikel. Sie haben es offenbar geschafft, ihr Kennwort zu knacken. Sie haben das ganze Material der Redaktion der Washington Post übergeben.«
    »Eine unglückliche Entwicklung«, sagte der Direktor leicht hüstelnd. »Ich habe den Eindruck, auch Mrs. Osbourne könnte uns ernstlich schaden.«
    »Ich lasse sie überwachen.«
    »Hoffentlich arbeiten Ihre Leute diesmal professioneller. Das letzte, was wir jetzt brauchen, ist, daß Susanna Daytons beste Freundin tot aufgefunden wird. Bei ihrem Mann sieht die Sache anders aus. Er hat sich im Lauf der Jahre zahlreiche Feinde gemacht. Es wäre vielleicht ein glücklicher Zufall, wenn einer von ihnen auftauchen und sich an ihm rächen würde.«
    »Das läßt sich bestimmt arrangieren.«
    »Die Gesellschaft billigt Ihr Vorhaben, Mr. Elliott.«
    »Danke, Direktor.«
    »Solange es nur um Wahlkampffinanzierung geht, dürften Sie den Sturm ertragen können. Es wird bestimmt eine Schlammschlacht geben. Vielleicht müssen Sie eine hohe Geldstrafe zahlen und peinliche Spekulationen in den Medien ertragen, aber Ihr Projekt wird überleben. Sollte Mr. Osbourne jedoch auch nur annähernd die Wahrheit entdecken... Nun, die Folgen brauche ich Ihnen wohl nicht zu erläutern, Mr. Elliott.«
    »Natürlich nicht, Direktor. Was ist mit dem Überläufer Iwan Drosdow? Stellt er ein Problem für uns dar?«
    »Schwer zu beurteilen, aber ich bin nicht bereit, das zu riskieren. Um Mr. Drosdow kümmert sich in diesem Augenblick jemand.«
    »Eine kluge Entscheidung.«
    »Das finde ich auch. Guten Tag, Mr. Elliott.«
    In Aston Magna saß Iwan Drosdow am Kaminfeuer und las in dem durch die Fenstertür einfallenden schwachen Licht, als er das Klopfen hörte. Seine Corgis sprangen aus ihrem Korb und rannten wild kläffend zur Haustür. Drosdow, der vom Sitzen etwas steife Beine hatte, folgte ihnen langsam. Als er die Tür öffnete, stand draußen ein junger Mann in einem blauen Overall mit einem Gesicht wie ein Ministrant.
    »Sie wünschen?« fragte Drosdow.
    Der Junge zog eine Pistole mit Schalldämpfer. »Sprechen Sie ein letztes Gebet.«
    Drosdow richtete sich auf. »Ich bin Atheist«, antwortete er ruhig.
    »Schade«, sagte der Junge.
    Er hob die Waffe und schoß Drosdow zweimal ins Herz.

23
    FLUGHAFEN HEATHROW, LONDON
     
    Der Attentäter schoß wahllos in die Menge. Dann sah er Michael auf sich zustürmen, schwenkte seine MP und jagte einen Feuerstoß hinaus. Michael hechtete hinter den Kiosk einer Wechselstube, während neben ihm Geschosse als Querschläger vom Boden abprallten. Hinter dem kleinen Kiosk kauerten schon zwei Menschen: eine in panischer Angst schreiende Deutsche und ein französischer Geistlicher, der das Vaterunser murmelte.
    Der Attentäter verlor das Interesse an Michael und schoß wieder auf die wehrlosen Fluggäste. Michael streckte den Kopf hinter dem Kiosk hervor. Der Überfall hatte noch keine fünfzehn Sekunden gedauert, die ihm jedoch wie eine Ewigkeit vorkamen. Der Boden des Terminals war mit Toten, Sterbenden und Verletzten bedeckt, während verängstigte Menschen sich vergeblich bemühten, hinter Koffern und Ticketschaltern Deckung zu finden.
    Scheiße, wo ble ibt der verdammte Sicherheitsdienst? dachte Michael.
    Einer der Attentäter machte eine Pause, um nachzuladen. Er griff in seine Reisetasche, zog den Sicherungsstift einer weiteren Handgranate heraus und warf sie in hohem Bogen hinter den Trans-Atlantic-Scha lter. Die Detonation ließ das ganze Gebäude erzittern. Zwei leblose Körper mit abgerissenen Gliedmaßen wirbelten durch die Luft. Die Halle

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