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Der Mann auf dem Balkon

Der Mann auf dem Balkon

Titel: Der Mann auf dem Balkon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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drehte er sich um und ging zu seinem Wagen.
    Auf dem Polizeirevier Maria in der Rosenlundsgatan standen die Säufer bereits Schlange.
    »Was soll ich mit den beiden Ingenieuren machen«, fragte der Erste Polizeiassistent, der Wache hatte.
    »Leibesvisitation und dann in die Durchgangszelle«, sagte Kollberg, »ich nehme sie später mit zur Kriminalpolizei.«
    »Das werden Sie noch bereuen«, sagte der Mann im Trainingsanzug- »Wissen Sie, wer ich bin?«
    »Nein«, war die kurze Antwort.
    Kollberg ging in die Wachstube, um zu telefonieren, und während er wählte, betrachtete er wehmütig die altertümliche Einrichtung. Einstmals war er von hier aus auf Streife gegangen. Das war ziemlich lange her, aber schon damals war dies einer der schlimmsten Säufer-bezirke der Stadt gewesen. Mittlerweile waren eine Menge »bessere Leute «Gegend gezogen - in die sogenannten Kapitalisten ungewöhnlich schlecht gebaute Häuser mit ungebührlich hohen Mieten. Trotzdem rangierte dieses Viertel in der Säuferstatistik noch immer an dritter Stelle, gleich nach den Revieren Klara und Katarina.
    »Kollberg«, meldete sich seine Frau. »Es wird etwas später werden«, sagte er matt.
    »Du hörst dich so komisch an. Ist etwas schiefgegangen?« »Ja, alles.« Er legte den Hörer auf und blieb eine Weile reglos sitzen. Dann rief er Martin Beck an.
    »Vor einer halben Stunde bin ich im Tantolunden von hinten niedergeschlagen worden«, berichtete er. »Von zwei bewaffneten Ingenieuren. Sie haben hier eine Miliz gebildet.«
    »Nicht nur dort«, entgegnete Martin Beck. »Vor einer Stunde wurde draußen im Hagaparken ein Pensionär zusammengeschlagen. Er stand an einem Busch und pinkelte. Die Meldung ist eben durchgekommen.«
    »Allmählich fängt es an, unangenehm zu werden.« »Ja«, stimmte Martin Beck zu.
    »Wo bist du jetzt?« »Auf der Wache vom 2. Revier.«
    »Was hast du mit den beiden gemacht?« wollte Martin Beck wissen.
    »Ich hab sie erst mal festgenommen.«
    »Bring sie her.«
    »Ja.«
    Kollberg ging hinunter in die Arrestabteilung. Viele der Zellen waren bereits belegt. Der Mann im Trainingsanzug stand auf und starrte ihm durch die Gitterstangen entgegen. In der Nebenzelle hockte ein langer, dünner Mann, Mitte Dreißig, die Knie ans Kinn gezogen, und sang wehmütig und klangvoll: »My pocketbook is empty, my heart is full of pain…« Der Sänger warf Kollberg einen Blick zu und sagte: »Hi marshal, where is your six-shooter?
    »Haven't got one«, antwortete Kollberg. »Fast wie im Wilden Westen«, sagte der Aufsehei. »Was haben Sie verbrochen?« fragte Kollberg. »Nichts«, antwortete der Sänger.
    »Stimmt«, sagte der Aufseher, »wir werden ihn gleich entlassen Ein paar Marinepolizisten haben ihn angeschleppt. Fünf Stück waren es übrigens. Er hat auf der Wache in Skeppsholmen irgendeinen ver-dammten Bootsmann geärgert. Da haben sie sich mit ihm hierher auf den Weg gemacht. Idioten, als ob es kein näheres Revier gäbe. Ich mußte ihn einsperren, um sie loszuwerden. Als ob man nicht auch so ausreichend…«
    Kollberg ging zur nächsten Zelle.
    »Nun sind Sie auch mal auf einem Polizeirevier gewesen«, sagte er zu dem Mann im Trainingsanzug, »und bald werden Sie sehen, wie wir bei der Kriminalpolizei eingerichtet sind.«
    »Ich werde Sie wegen Amtsmißbrauch anzeigen!«
    »Das glaube ich nicht«, erwiderte Kollberg und zog sein Notizbuch heraus. »Aber bevor wir losgehen, möchte ich die Namen und Adressen aller Mitglieder Ihrer Organisation haben.«
    »Wir sind keine Organisation. Wir sind nur ein paar Familienväter, die…«
    »Die bewaffnet auf öffentlichen Plätzen patrouillieren und versuchen, Polizisten niederzuschlagen«, sagte Kollberg. »Los, heraus mit den Namen.«
    Zehn Minuten später stopfte er die beide'n Familienväter auf den Rücksitz seines Wagens und brachte sie zur Kungsholmgatan, wo er sie in Martin Becks Zimmer ablieferte.
    »Das werden Sie bereuen, solange Sie leben!« drohte der Ältere.
    »Das einzige, was ich bereue, ist, daß ich Ihnen nicht den Arm gebrochen habe«, war Kollbergs Erwiderung.
    Martin Beck warf ihm einen raschen, forschenden Blick zu und sagte: »Es ist gut, Lennart, fahr nach Hause.«
    Kollberg ging.
    Der Mann im Trainingsanzug öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber Martin Beck wehrte mit einer Handbewegung ab. Er bot ihnen Platz an, betrachtete sie eine Weile, die Ellbogen auf den Tisch gestützt und die Handflächen aneinandergepreßt.
    Dann sagte er: »Was Sie getan

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