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Der Mann auf dem blauen Fahrrad

Der Mann auf dem blauen Fahrrad

Titel: Der Mann auf dem blauen Fahrrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Gustafsson
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wohl dazu gedient hatte, den Koloss an seinen Platz zu bringen, und nur noch einmal im Leben gebraucht werden würde. Und zwar, um den Motor wieder wegzuheben. Dieser große schwarze Käfer keuchte und stöhnte nicht. Er summte. Und funkelte rund um die Kohlebürsten.
    Irene hatte sich schon immer ein bisschen vor Onkel Claes gefürchtet. Er konnte bald großzügig, bald ungeheuer geizig sein.
    – Man kauft keine Schrauben, wenn man sie nicht unbedingt braucht. Man bewahrt gebrauchte Schrauben auf, wenn man sie aus Brettern und Schwellen zieht. Und dann ordnet man sie nach Größe. In verschiedenen Blechschachteln. Solche Blechschachteln findet man leicht. Die Leute werfen sie weg, wenn sie alle Kopfschmerztabletten und Halspastillen verbraucht haben, die sich darin befanden. Dann hat man eine Sammlung von Schrauben, die vielen verschiedenen Zwecken dienen können: Metallschrauben, die keine Spitze haben, was man von einer anständigen Holzschraube erwartet, Holzschrauben zum Versenken und Schrauben mit runden Köpfen, die sich für Flächen eignen, auf denen die Schrauben kundtun sollen, dass sie tatsächlich Schrauben sind. Und also kein Bedürfnis haben zu verbergen, dass sie sich an ebendem Platz befinden, an dem sie sich befinden.

Das Dunkel in Bo Gryta

    – I n gewöhnlichen Jahren haben wir die Boote Mitte Oktober an Land gezogen, fuhr der Schiffer der Färna II , ganz ungestört und offenbar völlig unstörbar, mit seiner Erzählung fort. Es gab einfach zu viel Wind. Zu große Dunkelheit. Zu viele Windböen. Elend und Teufelszeug aller Art. Um sechs Uhr abends findet man die Fahrrinne nicht mehr. Und später wird es nur noch schlimmer.
    Natürlich gäbe es Geld zu verdienen, wenn man bis tief in den Herbst hinein weiterfahren würde. Aber das kann mehr kosten als es einbringt. Sogar die Gierigen von der der Aktiengesellschaft Strömholms-Kanal, sehen das ein und stellen jedes Jahr am 1. Oktober den Betrieb ein. Die Schleusenwärter, das versichere ich euch, sind die letzten, die das beklagen. Sie können dann das Winterholz schlagen. Und ein bisschen hier und da wildern, wenn sie etwas finden, das sie schießen können. Hasen. Mitunter können es auch Rehe sein. Schleusenwärter sind keine reichen Menschen. Es sind Männer, die in Ruhe gelassen werden wollen. In der Sommersaison haben sie gern Leute um sich. Sie reden und erzählen gern, welche Schiffe vorbeigefahren sind und welche sie erwarten: die Färna II und die Färna III , den Schlepper Thor und das Passagierschiff Bore .
    Aber wenn der Herbst kommt, werden sie immer wortkarger. Sie sagen nur noch das Nötigste, aber nicht mehr. Man könnte meinen, sie wollten einen nicht an sich heranlassen. Aber sie sind nur so schweigsam, weil es sonst Beschwerden gibt. Und zu dieser Jahreszeit ist ja von Vergnügungsbooten keine Rede.
    Morgens wird es so spät hell und abends so schnell dunkel, ohne dass man genau weiß, wann es angefangen hat. Dann wird es immer schlimmer. Ich bin tatsächlich auch schon spät im Oktober bei dünnem Eis durch den Åmänningen gesegelt. Man hört lustige Geräusche am Bug und spürt, dass sich das Boot nicht ganz so wie sonst bewegt. Bei diesen Dampfschiffen, Thor und Sleipner und dem Passagierschiff Bore, ist es anders. Bei ihnen gehen die feinsten Geräusche im Maschinenlärm unter.
    Ja, wie ihr seht, hat die Färna II hohe Maste und viel Takelung. Und diese Koggen liegen nicht sehr tief. Eigentlich sind sie so gebaut wie die Kähne hier. Nur sehr viel größer. Und so verdammt übertakelt. Mehr als sie eigentlich vertragen. Bei gewöhnlichem Wetter, wenn man zweieinhalb Tonnen Roheisen unter Deck hat, geht das noch. Aber wenn man Deckladung und leichtere Güter transportiert, kann es schwieriger werden. Das ist nicht lustig, es mit den Herbststürmen zu tun zu haben. Und sie kommen Mitte Oktober wie auf Bestellung. Im Kanal selbst geht es ja noch, aber draußen auf den großen Seen ist das anders. Der Åmänningen ist am schlimmsten. Meiner Meinung nach kann der Åmänningen sogar vertrackter sein als der Barken.
    In jenem Herbst, als die Färna I wie üblich ihre letzte Fahrt für das Jahr machen sollte, hinauf zum Barken, um in Smedjebacken für den Winter auf Reede gelegt zu werden, hatte sie nicht viel Ladung. Das meiste war Ballast, Kies aus Kvicksund und zwölf Tonnen Weizen oben an Deck.
    Die letzte Passage über den Åmänningen schien reibungslos zu verlaufen. Als wir aus dem Ryssgraven hinter uns hatten – da sind

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