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Der Mann aus dem Dschungel

Der Mann aus dem Dschungel

Titel: Der Mann aus dem Dschungel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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dass Dick und Doof mich mit einer Rasierklinge an dich heranlassen. Und ich möchte nicht, dass sie es selbst versuchen. Wenn ich Alf richtig einschätze, dann verspürt er große Lust, dir die Kehle durchzuschneiden."
    Er atmete ruhig und gleichmäßig. Sein Brustkorb hob und senkte sich. Ganz leicht berührte sie die Schwellung auf seinem Wangenknochen. Ein harter, gequetschter Laut drang aus seiner Kehle. Und dann war es wieder still.
    "Du bist also nicht stumm", sagte sie ruhig. "Und du empfindest Schmerz, ganz gleich, wie viel Drogen sie dir durch die Venen pumpen. Also, wie soll ich dich nennen?
    Vielleicht Elvis oder Algernon?"
    "Nennen Sie ihn John", schlug Mick vor. Ohne Vorwarnung stand er plötzlich neben ihr. "Ein ganz gewöhnlicher Name.
    Hier ist Ihr Diktiergerät."
    "John", wiederholte Libby. "Das gefällt mir. Einfach, kurz, ohne gefühlsmäßigen Ballast. Danke schön, Mick. Wir nennen ihn John." Sie drückte auf den Aufnahmeknopf des Diktiergerätes und begann mit ihrer Bestandsaufnahme. "Das Objekt, das ich im Folgenden John nennen werde, ist ungefähr ein Meter fünfundachtzig groß."
    "Neunundachtzig." Über die Sprechanlage mischte Alf sich ein. Sie sah hinauf, aber hinter dem Tarnnetz konnte sie nichts entdecken. "Er ist genau einsneunundachtzig. Ist alles schon aufgenommen."
    "Ein Wissenschaftler verlässt sich niemals auf die Daten anderer, Mr. Droggan", belehrte sie ihn und setzte ihr Diktat fort. "Er scheint in ausgezeichneter körperlicher Verfassung zu sein, wenn man von den Schwellungen an seinem linken Rippenkasten und von einem Schnitt unter seinem rechten Auge absieht. Er hat Narben auf seinen Beinen… zweieinhalb Zentimeter am unteren linken Oberschenkel, sieben
    Zentimeter auf der rechten Hüfte. Seine Füße sind kallös.
    Offensichtlich hat er jahrelang keine Schuhe getragen. Seine Muskulatur scheint nicht erschlafft. Keine Atrophie, obwohl er im Wesentlichen bewegungslos für mindestens…" Sie drückte auf Pause. "Wie lange ist er schon hier, Mick?"
    Mick saß ganz in der Nähe auf einem Felsen und
    beobachtete sie interessiert. "Fast drei Monate, Miss."
    "Drei Monate", fuhr sie fort. "Er wird mit einer Armfixierung auf einer Liege gehalten. Große Mengen einer experimentellen Droge halten ihn unter Kontrolle. Keine Anzeichen von Geburtstrauma. Ich kann nicht bestätigen, dass er in der Wildnis geboren wurde…" Ein Gedanke schoss ihr durch den Kopf. Sie stellte das Diktiergerät aus und wandte sich an Mick. "Ist er beschnitten?"
    Alf grölte durch den Lautsprecher. "Sehen Sie doch nach, Doc! Sie sagten doch gerade, dass Sie den Beobachtungen anderer nicht trauen können."
    Sie zwang sich, nicht zu erröten. "Sehr gut", sagte sie. Und dann griff sie nach dem Bund seiner zerrissenen Hose.
    "Mach dich nicht über sie lustig, Alf", sagte Mick tadelnd.
    "Er ist nicht beschnitten, Miss."
    Erleichtert ließ sie ihre Hand fallen und begann wieder mit den Aufzeichnungen. "Er ist vielleicht Mitte zwanzig, aber das könnte täuschen. Möglicherweise sieht er jünger aus, weil er nie der Umweltverschmutzung und den modernen
    Nahrungsmitteln ausgesetzt war. Oder er sieht älter aus, weil das Leben in der Wildnis ihn sehr beansprucht hat. Ich schätze ihn im Moment auf fünfundzwanzig. Sicher werde ich mich korrigieren, wenn ich ihn ausführlicher beobachtet habe.
    Eventuell gelingt es mir, mit ihm zu kommunizieren."
    "Er wird nicht mit Ihnen kommunizieren, Dr. Holden", sagte Mick ernst. "Selbst wenn er nicht betäubt ist, starrt er die Leute nur an und reagiert nicht, wenn sie ihn ansprechen. Dr.
    McDonough dachte, dass er gehörlos ist. Aber dann hat er seine Meinung geändert. Er kann uns einfach nicht verstehen."
    "Kann er nicht? Oder will er nicht?" fragte sie zweifelnd.
    "Man kann ein Pferd zur Quelle führen, aber trinken muss es allein", sagte Alf über den Lautsprecher.
    Sie richtete ihren Blick auf den undurchdringlichen Bildschirm. "Mr. Droggan, wenn Sie nichts Wichtiges zu meiner Arbeit beizutragen haben, würde Sie dann bitte den Mund halten? Ich konzentriere mich gerade auf meine Beobachtungen. Warum gehen Sie nicht schlafen und lassen Mick und mich in Ruhe arbeiten? Wenn ich mir ansehe, wie gründlich Sie ihn geknebelt und sediert haben, dann wäre es ein kleines Wunder, wenn er sich bewegen würde."
    "Verzeihen Sie, Doc", antwortete Alf ohne jedes Bedauern.
    "Unsere Befehle lauten, Sie nicht mit Tarzan allein zu lassen."
    "John", sagte sie fest, "Er heißt John, und wessen

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