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Der Mann aus Israel (German Edition)

Der Mann aus Israel (German Edition)

Titel: Der Mann aus Israel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Jardas
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gestützt und reibt sich die Stirn. „Raffael hielt das Maul nicht, ging
an die Öffentlichkeit mit diesen Geschichten. Seine Generalität steckte ihn
daraufhin kurzerhand in die psychiatrische Klinik. Schachmatt, Oberst Kidon.
Und dorthin brachte mich jetzt meine schwangere Schwiegertochter. Wie kann ich
ihm den helfen, um Gottes Willen, rief ich, ausgerechnet ich. Er spricht seit
Jahren kaum noch mit mir. Du musst ihn beschwichtigen, Du musst ihn von seinem
Vorhaben abbringen, hörst Du, Du musst, flehte sie. Er zerstört sich, er
zerstört uns, er zerstört alles. Ich habe solche Angst, weinte sie. Was denn
für ein Vorhaben? wollte ich wissen. Wovor hast Du Angst? Ihre Antwort war kaum
hörbar. Er will, flüsterte sie, er will seinen Abschied von der Armee nehmen,
er sagt, er habe seinen Glauben daran verloren.“ Otto Guttmann bedeckt mit
beiden Händen sein Gesicht. „Wissen Sie, meine liebe Freundin, was so ein
Schritt bedeutet, hier in Israel? Man wird zum Aussätzigen, zum Gebrandmarkten.
Ich kann Ihnen sagen, es erfordert eine Menge Mut, in diesem Land der Armee den
Rücken zu kehren. Aber mein störrischer Sohn war nicht mehr davon abzubringen.“
Irgendwie schimmert in seiner Stimme ein wenig Stolz durch. „Mein Gewissen ist
wichtiger als die verdammte Ehre, Vater. War das nicht immer eine Maxime von
Dir, Du müsstest mich eigentlich verstehen, erwiderte er mir, als ich ihn vor
den Folgen warnte. Er blieb sechs Monate in der Psychiatrischen, änderte seine
Meinung nicht. Als er in sein Westbankhäuschen zurückkehrte, war er ein Oberst
ohne Brigade, ein simpler Privatmann, ein Habenichts.“          
    Ich schaue Herrn Guttmann in die Augen und spüre, wie ich
ungläubig mit dem Kopf hin- und herschaukle. Mir ist ganz kalt geworden, die
Finger eisig und steif. Ich spüre, wie meine Magennerven rebellieren, der
Speichel sammelt sich im Mund, und ich habe Angst, gleich auf den
byzantinischen Marmorboden kotzen zu müssen. Das ist also Raffis Geschichte.
Jetzt kennst Du sie, Du neugieriges Luder, sage ich zu mir selbst. Jetzt weißt
Du Bescheid über die Dinge hinter der Maske. Bist Du nun zufrieden? 
    Als ich Raffael gestern davon erzählte, dass ich zur
Universität hinauf auf den Scopusberg gehen würde an meinem freien Tag, um ein
paar ugaritische Schriften mit denen des Alten Testaments zu vergleichen, hat
er mich ein klein wenig spöttisch angeschaut. Wieso erzählst Du mir das? hatte
er gefragt. Deine Neugierde ist auch nicht mehr als nur Eitelkeit , hatte
er hinzugefügt und Blaise Pascal zitiert. Meist will man etwas nur kennen,
um davon reden zu können. Wenn man niemals davon reden könnte, keine Hoffnung
hätte, jemanden je davon zu erzählen, nur aus Freude am Sehen, würde man nicht
über das Meer reisen. Ich hatte die Fäuste geballt vor Wut und ihm
geantwortet, dass es für einen  spatzenhirnigen Obersten auch reichen würde,
wenn er nur gerade so viel schreiben könnte, um Exekutionsbefehle zu
unterzeichnen. Mir würde das nicht genügen, ich hätte echtes Interesse daran,
Dinge zu erforschen und zu hinterfragen. Für eine Sekunde hatte seine rechte
Augenbraue gezuckt, aber geantwortet hatte er nichts darauf.       
    „Er nahm kein Geld von mir“, erzählt Otto Guttmann weiter.
„bis heute nicht. Ich wollte ihm den Schritt zurück ins Privatleben
erleichtern, aber er lehnte hart ab. Sie kennen ihn ja inzwischen ein bisschen,
er ist stolz und eigensinnig. Er wollte es allein schaffen. Für die Enkelkinder
bekam ich die Erlaubnis zur Unterstützung, für sich selbst verweigerte er sie.
Er versuchte alles Mögliche, etwas auf die Beine zu stellen, schlitterte von
einem finanziellen Fiasko ins andere. Zuerst probierte er sein Glück im
LKW-Leasing. Die Leute mieteten zwar seine Lastwagen, aber entweder gingen die
Autos in die Brüche oder die Ganoven von Kunden zahlten nicht. Dann wurde die
Idee von einem Catering- Service für russische Immigranten geboren. Die
lebten ja nunmehr plötzlich in sehr beengten Verhältnissen hier in ihrer neuen
Heimat, waren aber riesige Familienfeste gewohnt. Raffael träumte davon, große
Hochzeiten, Geburten oder Bar Mizwen für sie auszurichten, mietete eine Halle
in Ashdod, staffierte sie aus, stellte Köche, Kellner und Musiker ein. Sein
Partner war Russe. Das Geld kam von der Bank. Nach ein paar Festlichkeiten
blieben die Bestellungen nach neuen Partys aus. Der Laden wurde dichtgemacht.
Der Russe verschwand. Raffael musste auch

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