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Der Mann aus Israel (German Edition)

Der Mann aus Israel (German Edition)

Titel: Der Mann aus Israel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Jardas
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beinahe
leer ist, lehnt er sich zurück. „Ich fürchte, meine Liebe, für den Rest des
Abends müssen Sie sich nach jüngerer Gesellschaft umschauen. Ich bin müde.“
    Ein Blick auf meine Uhr sagt mir, dass es beinahe sieben
ist. Für ein Stündchen wollte ich reinschauen und in Otto Guttmanns Welt
versinken. Und nun belagere ich sein rotes Sofa schon die fünfte Stunde. Ich
stehe auf. „Es tut mir leid, dass ich so lange geblieben bin. Aber in Ihrem
Haus bleibt die Zeit stehen.“ sage ich entschuldigend. Er nimmt mich bei der
Hand. „Ich habe noch etwas für Sie. Ein kleines Souvenir.“ Er zieht mich in den
Nebenraum und drückt mir ein Blatt aus Büttenpapier in die Hand. Es ist ein
Holzschnitt. Ein Engel mit großen gefiederten Flügeln in einem langen Gewand zückt
ein gewaltiges Schwert. Die Figur ist in groben Umrissen geschnitten, ein wenig
hölzern und dilettantisch, wie mir scheint. „Jetzt haben Sie einen Erzengel in
Natur und einen auf Papier!“ lacht er und zeigt mit dem Finger auf die Flügel
des Himmelsverteidigers. Rechts unten steht die Signatur des Künstlers. Ich
lese O. Guttmann . „Sie?“ staune ich. „Sie sind auch Maler?“
    „Oh Himmel ist die Kunst doch schwer, die Göttin spröd, die
dralle. Ja, Liebe, wenn so leicht sie wär`, die Luder malten alle.“ antwortet
er lachend. „Ja, ja. Ich bin ein bedeutender Künstler. Zumindest hier in Haus
Nummer 5.“
    Er begleitet mich vor die Türe. Wir umarmen uns, und ich
muss ihm versprechen, wiederzukommen. „Sie dürfen jetzt nicht einfach wieder so
aus meinem Leben verschwinden.“ sagt er. „Erinnerungen sind schön, aber ich
persönlich ziehe ein Paar lebender Augen vor.“
    „Keine Sorge.“ antworte ich ihm. „Ich werde noch oft in
meinem Leben in Ihrem roten Sofa landen.“
    Am Ende der Straße drehe ich mich um und sehe, wie Otto Guttmann
mir immer noch zuwinkt.
    Die Straße ist dunkel, es gibt keine Beleuchtung. Als ich
die Hanevi'm-Strasse überquere, höre ich plötzlich Bremsenquietschen und
aufgeregtes Hupen. Ich schrecke auf und sehe, dass mich ein gelbes Taxi beinahe
überfahren hat, ich stehe mitten auf der Straße, die Schnauze des Autos
gefährlich nahe an meiner Seite. Der Fahrer schimpft aus dem Auto heraus und
droht mit der Hand. Ich winke ihm mechanisch zu, habe überhaupt nicht
realisiert, dass ich ohne nach links und rechts zu schauen, auf die Fahrbahn
gegangen war. Ich zittere ein wenig vor Schreck und gehe weiter. In meinem Kopf
herrscht ein namenloses Durcheinander. Ich weiß nicht, wo ich ansetzen soll, um
mir über Raffis Geschichte klar zu werden. Kann ein Mensch sich so in eine
Sache verbohren, dass es eine „Mengele-Einheit“ braucht, um wieder klar sehen
zu können? Schwarz-weiß, Entweder-oder, ein kompromissloser Mensch, stur und
störrisch und unendlich stolz. Statt vergeben und verzeihen und damit Oberst zu
bleiben, zerstört er, rücksichtslos gegen sich selbst und seine Umgebung, alles
und muss bei null anfangen. Ich habe noch nichts erreicht in meinem Leben. Ich
habe nicht geahnt, welche Tragik hinter diesem kargen Satz steht. Mein Gott,
Raffi, wenn Du jetzt nur da wärst, und wir könnten noch einmal ganz von vorne
anfangen. Ich würde jetzt besser begreifen, dass in Deinem Leben so eine kleine
Liebelei nicht von Bedeutung sein kann, dass Deine Lage ernst ist und nicht
verwöhnt-gelangweilt wie meine.
    Ich sehe den hellerleuchteten Kikar Zion vor mir, die Jaffa- Strasse ist erstaunlich leer, ansonsten drängt sich dort immer
eine lärmende Autokolonne hinauf undhinunter. Ich kann jetzt noch nicht
in diese aufdringliche Helligkeit, denke ich, ich brauche noch ein paar Minuten
Ruhe und biege in die kleine Gasse ein, die zum Ticho-House führt. Es
sitzen nur wenige Leute auf der Terrasse des Cafés, auf den Tischen vor ihnen
steht nichts, keine Tee- oder Kaffeetassen. Eigenwillig, denke ich. Aber es
herrscht hier genau die Atmosphäre die ich mir ersehne. Ruhe, Schweigen,
Dunkelheit. Ich gehe die Treppen hinunter zum kleinen Park und setze mich auf
eine Bank und starre in die Nacht. Ich rauche ein paar Zigaretten und weiß
nicht, wohin ich jetzt gehen soll. Ich habe das Gefühl, als gäbe es gar
nirgends mehr für mich hinzugehen. Schluss. Aus. Stopp. Das war es. Ziel
verfehlt. Vielleicht schlafe ich hier einfach ein, denke ich, und wache nie
wieder auf. „ Are you from America ?“ höre ich plötzlich eine Männerstimme
neben mir. Ich fahre herum und sehe einen ziemlich dunkelhäutigen

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