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Der Mann Aus St. Petersburg: Roman

Der Mann Aus St. Petersburg: Roman

Titel: Der Mann Aus St. Petersburg: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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hergestellt.«
    Waiden verspürte eine Gänsehaut bei dem Gedanken, daß jedermann in London sich ein paar Chemikalien kaufen und diese in einem Waschbecken zu einem hochbrisanten Gebräu zusammenmixen konnte.
    Im Anschluß an den Hammelbraten gab es ein pikantes Nachgericht mit Gänseleber. Waiden fragte: »Was haben Sie als nächstes vor?«
    »Das Bild dieses Felix hängt auf jedem Polizeiposten in London. Falls er sich nicht den ganzen Tag über irgendwo einschließt, muß er früher oder später von einem aufmerksamen Polizisten bemerkt werden. Aber da wir nicht allzulange warten wollen, kämmen meine Leute alle billigen Hotels und Mietshäuser durch und zeigen sein Bild.«
    »Und falls er inzwischen sein Aussehen verändert hat?«
    »Das dürfte in seinem Fall etwas schwierig sein.«
    Thomson wurde vom Kellner unterbrochen. Sie schlugen beide die Schwarzwaldtorte aus und wählten Eis. Waiden bestellte eine halbe Flasche Champagner.
    Thomson fuhr fort: »Er kann weder seine Größe, noch seinen russischen Akzent verbergen. Und er hat sehr charakteristische Gesichtszüge. Er hatte keine Zeit, sich einen Bart wachsen zu lassen. Gewiß, er mag sich anders kleiden, sich kahl rasiert haben oder eine Perücke tragen. Ich an seiner Stelle würde mir eine Uniform anziehen – als Matrose, Lakai oder Priester herumlaufen. Aber die Polizisten haben Erfahrung in derlei Dingen.«
    Nach dem Eis aßen sie Stilton-Käse und süßes Gebäck mit einem Glas Portwein älteren Jahrgangs.
    Waiden schien das alles viel zu vage. Felix lief frei herum, und solange der Kerl nicht angekettet hinter Schloß und Riegel saß, fühlte er sich bedroht.
    Thomson sagte: »Felix gehört zweifellos zu den Killern der Spitzenklasse in der internationalen revolutionären Verschwörung. Er ist äußerst gut informiert und weiß zum Beispiel, daß sich Fürst Orlow zur Zeit in England befindet. Er ist überdies schlau und von gefährlicher Entschlossenheit. Immerhin haben wir Orlow in einem sicheren Versteck untergebracht.«
    Waiden fragte sich, worauf Thomson hinauswollte.
    »Sie dagegen«, fuhr Thomson fort, »laufen immer noch in voller Lebensgröße durch die Straßen Londons.«
    »Warum auch nicht?«
    »Wenn ich Felix wäre, würde ich mich auf Sie konzentrieren. Ich würde Ihnen folgen, in der Hoffnung, daß Sie mich zu Orlow führten. Oder ich würde Sie entführen und so lange foltern, bis Sie mir sagten, wo er ist.«
    Waiden senkte den Blick, um seine Angst zu verbergen.
    »Wie soll er das ganz allein schaffen?«
    »Er könnte sich Hilfe besorgen. Ich möchte, daß Sie sich einen Leibwächter nehmen.«
    Waiden schüttelte den Kopf. »Ich habe meinen Pritchard. Er würde für mich sein Leben riskieren – was er übrigens schon einmal getan hat.«
    »Ist er bewaffnet?«
    »Nein.«
    »Kann er schießen?«
    »Sehr gut sogar. Er pflegte mich nach Afrika zu begleiten, als ich noch auf die Großwildjagd ging. Damals hat er sein Leben für mich aufs Spiel gesetzt.«
    »Dann lassen Sie ihn eine Pistole tragen.«
    »Na schön«, willigte Waiden ein. »Ich fahre morgen auf meinen Landsitz. Dort habe ich einen Revolver, den ich ihm geben kann.«
    Zum Abschluß der Mahlzeit nahm Waiden einen Pfirsich Melba und Thomson eine Birne. Danach gingen sie ins Rauchzimmer, wo ihnen Kaffee und Gebäck serviert wurde. Waiden zündete sich eine Zigarre an. »Ich glaube, ich werde zu Fuß nach Hause gehen, um etwas für meine Verdauung zu tun.« Er sagte es betont ruhig, aber seine Stimme klang etwas zu hoch.
    »Tun Sie das bitte nicht«, sagte Thomson. »Haben Sie Ihren Wagen hier?«
    »Nein.«
    »Aus Sicherheitsgründen sollten Sie von jetzt an nur noch in Ihrem eigenen Wagen fahren.«
    »Na schön.« Waiden seufzte. »Ich werde weniger essen müssen.«
    »Für heute nehmen Sie sich eine Droschke. Vielleicht begleite ich Sie.«
    »Halten Sie das wirklich für notwendig?«
    »Er könnte Ihnen hier vor dem Club auflauern.«
    »Woher soll er wissen, welchem Club ich angehöre?«
    »Er braucht nur im ›Who’s Who? ‹ nachzusehen.«
    »Natürlich.« Waiden schüttelte den Kopf. »Man denkt einfach nicht an solche Möglichkeiten.«
    Thomson schaute auf seine Uhr. »Ich muß zurück zu Scotland Yard … Sind Sie bereit?«
    »Aber gewiß.«
    Sie verließen den Club. Felix lauerte ihnen draußen nicht auf. Sie nahmen eine Droschke zu Waidens Haus, und dann fuhr Thomson weiter zum Yard. Waiden trat ein. Das Haus wirkte leer. Er beschloß, auf sein Zimmer zu gehen. Dort

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