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Der Mann Aus St. Petersburg: Roman

Der Mann Aus St. Petersburg: Roman

Titel: Der Mann Aus St. Petersburg: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Leibe. Er wollte sich frisch fühlen, bevor er sich an die Arbeit machte. So nahm er die Schüssel und trug sie hinüber ins Kinderzimmer.
    Es war ein seltsames Gefühl, in dem Raum zu stehen, in dem Charlotte so viele Stunden ihrer Kindheit verbracht hatte. Er verscheuchte den Gedanken, denn er hatte keine Zeit für Sentimentalitäten. Er zog sich völlig aus und wusch sich beim Licht einer Kerze. Ein vertrautes, angenehmes Gefühl der Erwartung und der Erregung erfüllte ihn. Heute nacht werde ich siegen, entschied er grimmig, ganz gleich, wie viele Menschen ich dabei töten muß. Er rieb sich mit dem Handtuch ab. Seine Bewegungen waren ruckartig; er verspürte einen Reiz in der Kehle und hätte am liebsten laut gebrüllt. So muß es sein, wenn die Kämpfer ihre Kriegsschreie ausstoßen, dachte er. Er blickte an seinem Körper herab und sah, daß er eine Erektion bekam.
    Da hörte er eine Stimme sagen: »Ach, du hast ja einen Bart.« Er schnellte herum und erstarrte.
    Lydia war aus der Dunkelheit getreten und stand jetzt im Kerzenlicht. Das blonde Haar hing ihr über die Schultern. Sie trug ein langes, helles Nachthemd mit hoher Taille und Mieder. Ihre Arme waren nackt und weiß. Sie lächelte.
    Reglos standen sie da und blickten sich an. Mehrere Male öffnete sie den Mund, wollte sprechen, brachte aber kein Wort hervor. Felix fühlte, wie ihm das Blut in die Lenden schoß. Wie lange ist es her, fragte er sich erregt, wie lange ist es her, daß ich nackt vor einer Frau stand?
    Sie bewegte sich, aber es brach nicht den Bann. Sie trat vor und kniete sich zu seinen Füßen. Sie schloß die Augen, schlang die Arme um seinen Körper. Felix blickte auf sie herab, und die Tränen auf ihren Wangen glitzerten im Kerzenlicht.

    Lydia war wieder neunzehn Jahre alt, und ihr Körper war jung und kräftig und unermüdlich. Die schlichte Trauungsfeier war vorüber, und sie war mit ihrem Ehemann in dem kleinen Haus auf dem Land. Draußen fielen die Schneeflocken lautlos in den Garten. Sie liebten sich bei Kerzenlicht. Sie küßte ihn wieder und wieder, und er sagte:
    »Ich habe dich immer geliebt, all die Jahre«, obgleich sie sich ja erst wenige Wochen kannten. Sein Ban fuhr borstig über ihre Brüste, aber sie konnte sich gar nicht erinnern, daß er sich einen Bart hatte wachsen lassen. Sie beobachtete seine Hände, die sich geschäftig über ihren Körper bewegten, die geheimsten Stellen fanden, und sie sagte: »Du bist es, das tust nur du so mit mir, du bist es, Felix, Felix.«
    Mit ihren langen Fingernägeln kratzte sie seine Schulter auf, sah das Blut fließen, beugte sich über ihn und leckte es begierig auf. »Du bist ein Tier«, sagte er. Sie berührten und betasteten sich unaufhörlich, sie waren wie Kinder, die man in einem Süßwarenladen losgelassen hat, die sich ruhelos von einem Ding zum anderen bewegen, alles anfassen, anschauen und kosten, die ihr erstaunliches Glück einfach nicht fassen können. Sie sagte: »Ich bin so froh, daß wir beide davongelaufen sind«, aber er machte ein trauriges Gesicht. Sie forderte ihn auf: »Steck mir deinen Finger rein«, und der traurige Blick verschwand, wich dem Ausdruck der Begierde, aber sie wurde sich plötzlich bewußt, daß sie weinte, und sie konnte nicht begreifen, warum. Dann redete sie sich ein, es sei ein Traum, und sie hatte entsetzliche Angst aufzuwachen, und sie sagte: »Tun wir es jetzt, schnell.« Sie kamen zusammen, und sie lächelte durch ihre Tränen und sagte: »Wir sind füreinander geschaffen.« Sie schienen sich wie Tänzer zu bewegen oder verliebte Schmetterlinge, und sie sagte: »Ach, es ist so schön, liebster Jesus, es ist ja so schön.« Dann seufzte sie:
    »Ich glaubte, ich würde nie wieder erleben«, und schluchzte leise. Er vergrub sein Gesicht in ihrem Nacken, aber sie nahm seinen Kopf in seine Hände und stieß ihn fort, damit sie ihn sehen konnte. Jetzt wußte sie, daß es kein Traum war. Sie war hellwach. Es war wie eine gespannte Saite, die sich zwischen ihrer Kehle und dem untersten Rückenwirbel erstreckte, und jedesmal, wenn sie erzitterte, schwang ihr ganzer Körper in einem Ton der Wollust mit, der immer lauter und lauter wurde. »Schau mich an!« sagte sie, als sie die Kontrolle verlor, und er erwiderte zärtlich: »Ich schaue dich an, ich schaue dich an«, und der Ton wurde lauter. »Ich bin sündhaft und schlecht!« schrie sie, als sie den Höhepunkt erreichte, »schau mich an, ich bin sündhaft und schlecht!« Ihr Körper zuckte und

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