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Der Mann, der mein Leben zum Entgleisen brachte

Der Mann, der mein Leben zum Entgleisen brachte

Titel: Der Mann, der mein Leben zum Entgleisen brachte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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estimmt. Der unsichtbare Feind hatte jetzt einen Namen, aber auch einen Ruf, der an Furchteinflößendem weit über das hinausging, was mir bereits demonstriert worden war. Die Geschichte seiner vorsätzlichen Selbstverstümmelung ließ mich nicht mehr los. Von wegen kleiner Ladendieb! Nichtsdestotrotz war ich noch immer überzeugt, Peter Honkes habe einen guten Kern, und es gehe mir selbst weniger darum, mich freizukaufen, als darum, einen jungen Mann von der schiefen Bahn abzubringen. Ich vertraute fest auf meinen Plan.
    Doch zunächst war es fast genauso schwierig, Pastor P etrowna in Norddeutschland zu erreichen wie zuvor den Anschluss in Kasachstan. Wie mich sein Büro wissen ließ, pendelte er als Leiter seines Hilfsgüterkonvois regelmäßig zwischen Bremen und verschiedenen Regionen Russlands und war während seiner Zwischenstationen in der Heimat ständig damit beschäftigt, für seine gute Sache zu trommeln.
    Als ich ihn endlich am Apparat ha tte, weigerte er sich, meine Lieferung anzunehmen, und das nicht, weil ich ihm von dem Geld erzählt hätte, denn ich sprach lieber nur von einem besonders wichtigen Hilfspaket zu Händen seines Kollegen und Freundes Justus Näb, sondern weil er meinte, das habe doch bestimmt Zeit, er plane Monate im Voraus, und für die nächste Fahrt seien seine Laster mehr als überladen.
    Ich hatte vorgehabt, die 500 Hundert-Dollar-Scheine in einem fernsehkartongroßen Paket zwischen einem Durcheinander verschi edenster Hilfsgüter zu verstecken: einen Schein in einer Tüte Mehl vergraben, den nächsten Schein zwischen Müsliflocken und so weiter. Nun riskierte ich es, in einem Päckchen von der Größe einer Videorecorder-Verpackung das Geld kurzerhand in eine Auspolsterung von Zeitungspapier einzulegen und die Lebensmittel raumsparend wie ein dreidimensionales Puzzle in den Karton zu schlichten, so dass es hoffentlich niemand wagen würde, sie zu entnehmen, weil er befürchten musste, sie nie mehr vollständig darin unterzubringen. Zwischen Milchpulver, Kaffee und Süßigkeiten schob ich einen kurzen Brief:
    „Lieber Pastor Näb, Sie finden, wenn Sie ein bisschen suchen, a lles, wovon wir gesprochen haben, in diesem Paket. Insgesamt sind es 500 Teile, davon 250 für Ihre eigene Verwendung. Es wäre schön, eine Rückmeldung von Ihnen zu bekommen, falls es Ihnen gelingt, die anderen 250 Teile zu übergeben. Viele herzliche Grüße, Ihr Frank Fercher.“
    Jeden Mittwoch Nachmittag hatte Pastor Petrowna, sofern er nicht g erade in Russland war, Sprechstunde in seinem Büro. So setzte ich mich am darauffolgenden Mittwoch Früh in meinen Mercedes und fuhr hoch nach Bremen, um mein Paket persönlich zu übergeben. Es war die dritte Woche, in der ich die Dienste von Security Service Sasse in Anspruch nahm, und inzwischen hatte es sich eingespielt, dass Jürgen Rogalla nur noch nachts über mich wachte und tagsüber zu, wie er es nannte, Recherchen unterwegs war – mit mäßigem Erfolg, um das vorwegzunehmen, was dazu führte, dass ich, in voller Übereinstimmung mit ihm selbst, eine Woche darauf meinem Leibwächter und Privatdetektiv Ade sagte.
    Zustände wie der, in dem ich d amals war, führen zu merkwürdig sich widersprechenden Einschätzungen. Peter Honkes war mir, einerseits, so fern wie ein Alptraum aus der Kindheit, ich hatte keinen Antrieb mehr, mein Haus mit Sicherheitstechnik aufzurüsten oder gar neu einzuzäunen. Tatsächlich kam es nie dazu, und in Gegenwart meines Leibwächters hatte ich schon nach ein paar Tagen das Gefühl, mich lächerlich zu machen. Mit den Kniffen, die er mir gezeigt hatte, fühlte ich mich hinreichend gerüstet. Andererseits verfolgte ich meinen Plan mit einem Nachdruck als hinge mein Leben davon ab.
    Ich schaffte die Strecke nach Bremen in knapp vier Stunden, hatte daher Zeit, ein Mittagessen ei nzunehmen und ein wenig durch die Innenstadt zu bummeln, bevor ich das Büro des Pastors ansteuerte.
    Pirmin Petrowna hatte ein Verhalten, das meine Mensche nkenntnis ins Leere greifen ließ, ich war mir nicht mal sicher, ob ich ihn respektierte oder nicht ausstehen konnte. Das mag daran gelegen haben, dass ich seine Mission mit einem bestimmten Auftreten verband: Jemand, der sich für arme Leute in der Sowjetunion aufopferte, musste warmherzig und gütig wirken und voll Dankbarkeit für jeden Beitrag zu seinem wohltätigen Werk sein.
    Pastor Petrowna aber l ächelte nicht, als wir uns begrüßten, und er zeigte kein Interesse an meinem

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