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Der Mann, der nicht geboren wurde

Der Mann, der nicht geboren wurde

Titel: Der Mann, der nicht geboren wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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reißen, aber da Euer
Häuschen auch ohne mein Zutun schon überwacht wird, scheine ich nichts Heiles
mehr beschädigen zu können.«
    Â»Sieht so aus. Und das Lustigste daran ist: Wir sind’s auch nicht
gewesen. Wir könnten einen Verein der Unschuldigen gründen.«
    Cruath Airoc Arevaun lachte gut gelaunt und schlug Rodraeg sogar
freundschaftlich auf die Schulter. »In einer anderen Zeit vielleicht, Kumpel,
in einer anderen Welt.« Dann ließ Rodraeg ihn durch die Tür nach draußen
schlüpfen, und der Klippenwälder tauchte unter in den Farben der Straße.
    Estéron stand mitten in der Küche und sah Rodraeg so lange fragend
an, bis dieser ein »Was ist?« zurückfragte.
    Â»Ist dir nichts aufgefallen an dem Mann?«
    Â»Aufgefallen? Seine Bartzöpfe? Sein Schwert? Seine schnellen,
gewandten Bewegungen? Seine rasche Auffassungsgabe und höhnische Schlauheit?«
    Â»Ein Geruch, wenn er sprach. Wie Bittermandel aus seinem Mund, von
seiner Zunge, seinen Lippen und Zähnen.«
    Â»Habe ich nicht bemerkt.«
    Â»Da war etwas wie ein Kläffen in seinem Atem, ein Jaulen größter
Pein. Der kalte Schweiß eines sterbenden Hundes. Ein Schlachthaus. Ein aus
Tieren gewonnenes Gift, oszillierend zwischen andersartiger Magie und
gezüchteter Muskelkraft. Ich würde vermuten, dass das, was der Magister ihm
eingespritzt hat, Arevauns Körper zugrunde richten wird über kurz oder lang. Es
ist das Todesknurren gequälter Tiere, das als Salz aus jeder seiner Poren
dringt. Er gewinnt an Kraft, noch immer, und stirbt dann daran.«
    Â»Ein Gift. Schleichend. Wie mein Schwarzwachs …«, sagte Rodraeg
nachdenklich. »Hättest du ihn nicht darauf hinweisen müssen, dass er vergiftet
ist?«
    Â»Wenn ich ihn darauf hinweise und er dann gesund wird, um Bestar im
Zweikampf zu töten – was hätten wir damit gewonnen?«
    Rodraeg antwortete nicht. »Was hältst du von ihm? Von Arevaun?«
    Â»Er ist nicht DMDNGW . Er hat weder auf den
Mord an Vinzev Traló angespielt noch in irgendeiner Weise Drohungen gegen das Mammut ausgestoßen. Ich hatte eher den Eindruck, er wusste
nicht, wer wir sind und in welchen Schwierigkeiten wir stecken. Er ist auf ganz
geradlinige und einfältige Weise hinter Bestars Schwert her. Aber er steckt in
dem von-Heyden-Mord mit drin. Er kennt den Mörder, hat mit ihm
zusammengearbeitet, wenngleich auch womöglich den Mord tatsächlich nicht selbst
verübt. Ich denke inzwischen, weder der Slessingbrand noch der von diesem
Grigol begangene von-Heyden-Mord haben etwas mit DMDNGW und
dem Mammut zu tun. Der Traló-Mord – das allein war DMDNGW . Dieser Mord sprach eine andere Sprache als Slessing
oder von Heyden.«
    Cajin mischte sich ein. »Also soll es ein Zufall sein, dass alles so
gut wie gleichzeitig in unserer unmittelbaren Nähe passiert?«
    Estéron lächelte. »Es gibt keine Zufälle. Arevaun war in die
Vorgänge bei Slessing und von Heyden verwickelt, und heute tauchte er von sich
aus bei uns auf. Bestar hatte schon vorher Kontakt mit ihm, und von Heyden, der
jetzt tot ist wie Vinzev Traló, noch früher. Vetz Brendo arbeitete für von
Heyden, überwachte Arevaun und hilft nun uns gegen DMDNGW .
Warchaim ist ein Netzwerk. Wer die richtigen Verknüpfungspunkte aufschlüsselt,
für den verwandeln sich scheinbare Zufälle in Zwangsläufigkeiten.«
    Rodraeg schnalzte mit der Zunge. »Mich interessiert in einer solchen
Situation immer: Gibt es irgendeine Möglichkeit, das Netzwerk so auszuwerfen,
dass Arevaun zu einem Verbündeten umgeformt wird?«
    Â»Du hast das schon nicht schlecht angefangen. Du hast Informationen
gewonnen aus einem Krieger. Das ist wie Trinkwasser schlagen aus einem Stein.
Ich denke, du hast sogar seinen Respekt erhalten. Alles andere ist eine Frage
davon, wie weiträumig wir unser Netz auszuwerfen bereit sind – in Kauf nehmend,
dass auch Unbeteiligte mit hineingeraten. Wenn wir komplex genug vorgehen,
lässt sich sicherlich eine Situation erschaffen, in der Arevaun sich durch DMDNGW bedroht sieht. Und dann könnten diese Kampfhunde
sich gegenseitig zerfleischen, während wir nur noch Zuschauer sind.«
    Rodraeg sah wenig begeistert aus. »Ich will keine Unbeteiligten
mitverstricken. Wenn ich das Mammut richtig verstanden
habe, besteht ein großer Teil unserer Aufgabe immer darin, diejenigen, die

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