Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Mann, der niemals lebte

Titel: Der Mann, der niemals lebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ignatius David
Vom Netzwerk:
vor Zorn. »Alice wurde geschlagen, als sie aus ihrer Wohnung entführt und nach Hama gebracht wurde. Ich habe das Blut doch gesehen.«
    »Zunächst einmal, mein Bester, wurde sie nicht entführt. Und Sie werden doch nicht im Ernst glauben, dass wir sie geschlagen hätten. Als sie vor etwa einem Monat beim palästinensischen Roten Halbmond Blut gespendet hat, kam mir der Gedanke, etwas davon abzuzweigen. Wir sind nicht einmal bei ihr eingebrochen. Sie ist ganz freiwillig mitgekommen, und wissen Sie, warum? Weil sie glaubte, sie würde Ihnen damit helfen.«
    »Sie haben sie also nicht gezwungen?«
    »Kein bisschen. Alice ist eine sehr viel komplexere junge Dame, als Sie offenbar vermuten. Sie führt ein Leben, von dem Sie nichts wissen. Glauben Sie denn wirklich, jemand wie sie könnte in Jordanien arbeiten und in palästinensischen Flüchtlingslagern ein und aus gehen, ohne je Kontakt mit dem Mukhabarat zu haben? Ich sage Ihnen das jetzt nicht, um Sie durcheinanderzubringen, sondern um Sie aufzuheitern. Wie alles wirklich Wertvolle ist auch Ihre Alice hinter einem Schleier verborgen. Und sie macht sich schon lange große Sorgen um Sie, mein Bester. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund ist ihre Liebe zu Ihnen nämlich ebenso stark wie Ihre Liebe zu Alice.«
    Ferris musste blinzeln, und seine Augen wurden feucht. Hatte er überhaupt jemals irgendetwas begriffen? »Ich muss sie sehen. Wo ist sie?«
    »Sie ist hier in Tripolis. Sie weiß, dass es Ihnen gut geht. Die Blumen in Ihrem Zimmer sind von ihr.«
    »Darf ich sie sehen?«
    »Aber sicher, mein Lieber. Sie sind ein freier Mann. Aber zuerst sollten wir uns noch ein wenig über Ed Hoffman unterhalten.«
    Ferris richtete sich erschrocken auf. Es war bezeichnend dafür, wie sehr all die sich überschlagenden Ereignisse ihn verändert hatten, dass er kaum einen Gedanken an Hoffman verschwendet hatte, seit er hier im Krankenhaus aufgewacht war. »Weiß er, was passiert ist?«
    »O ja, das meiste. Einiges zumindest. Er ist in Amman. Das ist ehrlich gesagt auch der Grund, warum ich Sie hierher gebracht habe. Neben der Tatsache, dass Tripolis die Heimat Ihrer Familie ist, können Sie hier ein Weilchen untertauchen, bis Sie sich entschieden haben, wie Sie sich Ed gegenüber verhalten wollen.«
    »Er muss fuchsteufelswild sein. Das alles wird ihn doch ruinieren.«
    »Im Gegenteil, es könnte seine große Stunde werden. Zumindest werden seine diversen Vorgesetzten in Washington das so empfinden. Gemeinsam werden wir Süleymans geheime Netzwerke in Pakistan, im Irak, in Syrien und in Europa anzapfen. Ich denke, ich schmeichle mir selbst nicht übermäßig, wenn ich behaupte, dass dies der größte Erfolg im Kampf gegen die al-Qaida ist, den wir jemals verbuchen konnten. Süleyman war der Mann im Zentrum des Ganzen. Jetzt, da wir ihn aus dem Verkehr gezogen haben, wird die al-Qaida Jahre brauchen, um sich davon zu erholen.«
    »Und die Welt wird glauben, das ist Hoffmann Einsatz zu verdanken?«
    »Selbstverständlich. Wirklich erfolgreiche Geheimdienst-Operationen bleiben auf ewig geheim. Das könnt ihr Amerikaner nicht verstehen. Ihr könnt keine Geheimnisse bewahren, denn ihr seid ja eine Demokratie. Aber für uns ist das kein Problem. Und was den Ruhm betrifft, ahlan wa sahlan, Sie können ihn haben. Oder besser gesagt: Ed kann ihn haben. Bei Ihnen ist das schon ein wenig komplizierter.«
    »Wieso ist es bei mir komplizierter? Ich bin doch derjenige, der das alles erst möglich gemacht hat. Mit Ihrer Hilfe, versteht sich, Hani Pascha.«
    »Sie denken nicht mit, mein Lieber. Ed Hoffman wird glauben, dass Sie die ganze Zeit für mich gearbeitet haben. Sie mögen mein virtueller Agent gewesen sein, doch er wird denken, dass es mit Ihrem Einverständnis geschehen ist. Es gibt da ein paar unangenehme Details. Sie stammen von Muslimen ab und haben der CIA verschwiegen, dass Ihr Großvater ursprünglich aus der sunnitischen Stadt Tripolis im Libanon stammte. Ich fürchte, das macht keinen allzu guten Eindruck.«
    »Aber ich wusste es doch selber nicht. Das haben doch erst Sie herausgefunden.«
    »Richtig. Aber seien wir ehrlich: Wird Ed Hoffman Ihnen das glauben? Und selbst wenn er Ihnen glaubt – was ist mit der Spionageabwehrabteilung der CIA, was ist mit der Generalinspektion, was ist mit den Geheimdienstausschüssen in Senat und im Kongress? Die werden eine ganze Menge Fragen stellen. Und diese Fragen werden es Ihnen äußerst schwer machen, bei der CIA zu bleiben. Die Leute

Weitere Kostenlose Bücher