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Der Mann, der wirklich liebte

Der Mann, der wirklich liebte

Titel: Der Mann, der wirklich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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vor?«, fragte er erschrocken. Irgendwie machte sich ein ungutes Gefühl in ihm breit.
    »Wir leiten jetzt die Geburt ein. Es wird höchste Zeit, das Kind kann nicht länger drinbleiben, und mein Kollege wird die Fruchtblase sprengen.« Der Gynäkologe wies entschieden auf die Tür. »Gehen Sie bitte hinaus.«
    »Sie werden … was?«
    »Also, bitte jetzt, Herr Röhrdanz. Lassen Sie uns unsere Arbeit machen.«
    Verdattert ging Röhrdanz hinaus, lehnte sich im Korridor gegen die kühle Wand und schloss die Augen. Was sollte die Riesennnadel? Sie wollten doch nicht … sie würden doch nicht etwa … Röhrdanz konnte sich einfach nicht vorstellen, dass sie Angela ohne Betäubung mit dieser Riesennadel in den Bauch stechen würden! Angela konnte nicht schreien.
    Sie würde aber alles spüren! Schwer atmend versuchte er, einen klaren Gedanken zu fassen.

    Er lehnte sein Ohr an die Tür, um zu hören, was da drinnen vorging.
    »Frau Röhrdanz, wir stechen Ihnen jetzt einmal durch die Bauchdecke, bis wir die Fruchtblase treffen«, hörte er die sachliche Stimme des Internisten. Auch er sprach so laut, als sei Angela taubstumm. Oder eben in einer ganz anderen Welt.
    Schmerz und Wut stiegen in Röhrdanz auf, und er rannte los, um Professor Leyen zu holen. Wenn sie das wirklich taten, wenn sie ihr das wirklich antaten, dann musste er ihr doch helfen. Er konnte doch nicht …
    Professor Leyen saß an seinem Schreibtisch und diktierte Gutachten, als Röhrdanz nach heftigem Anklopfen hereinplatzte.
    »Ich muss dringend mit Ihnen sprechen.«
    »Wo brennt’s denn, mein lieber Herr Röhrdanz?« Der Professor runzelte die Stirn.
    »Sie sprengen meiner Frau die Fruchtblase! Ohne Betäubung!« Röhrdanz versuchte verzweifelt, den Klumpen in seinem Hals herunterzuschlucken.
    Professor Leyen legte sein Diktiergerät beiseite und schwieg einen Moment, als müsste er sich seine Worte sehr gut überlegen.
    »Sind Sie sicher?« Er zog die Augenbrauen hoch.
    »Also das haben sie mir zumindest gesagt! Und diese Riesennadel, mit der sie bewaffnet waren …«
    Professor Leyen griff sofort zum Telefon. Nach kurzem Nachfragen sagte er schließlich: »Ihre Frau ist schon unterwegs in den Kreißsaal. Man hat wohl in aller Eile einen dringenden Eingriff vorbereitet.«

    Er versuchte, sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen. »Wir hatten Sie ja vorgewarnt, Herr Röhrdanz, dass es ein Frühchen wird …«
    Angst schnürte Röhrdanz’ Kehle zusammen.
    »Ja, aber doch nicht aus vollkommen heiterem Himmel …« Röhrdanz versuchte, nicht zu zeigen, wie schockiert er war. Durften die das denn? Einfach so, ohne ihn zu informieren?
    Und ohne Angela darauf vorzubereiten? Seine Knie waren so weich, dass er sich nur noch mit Mühe aufrecht halten konnte. »Sie ist doch erst im siebten Monat!«
    »Wahrscheinlich fürchtet man Komplikationen.« Professor Leyens Stimme ließ ihn zusammenzucken. »Vermutlich kann der Brutkasten jetzt mehr leisten als der Körper Ihrer Frau.«
    Das klang entsetzlich brutal.
    »Herr Röhrdanz, Sie sollten vor dem Kreißsaal warten. Sie holen das Kind jetzt per Kaiserschnitt.«
    Professor Leyen erhob sich eilig und machte ihm ein Zeichen, ihm zu folgen.
    Mit wackeligen Beinen lief Röhrdanz dem Professor hinterher, der mit wehendem Kittel durch Treppenhäuser und Flure vor ihm hereilte.
    »Warten Sie hier!«
    Professor Leyen verschwand im Kreißsaal, aus dem kein Laut zu hören war.
    Bei Denise und Philip hatte Röhrdanz Angela beistehen können, er hatte sie beruhigen, sie streicheln, sie loben und anfeuern können.
    Jetzt stand er wie angewurzelt da, sah den Schwestern
und Ärzten hilflos hinterher, die wortlos kamen und gingen. Benommen sank er auf einen Stuhl. Er war am Ende.
    Vielleicht starb Angela bei diesem Eingriff. Und das Baby mit ihr.
    Bei diesem Gedanken durchbohrte ihn ein so heftiger Schmerz, dass er sich nicht mehr beherrschen konnte. Eine Träne lief ihm über die eingefallene Wange, und er vergrub sein Gesicht in der Armbeuge.
    Dass wieder mal alles ganz ohne Vorwarnung passieren musste! Schon wieder veränderte sich sein ganzes Leben, seine ganze Welt!
    Die Angst um Angela wurde unerträglich. Sie würden ihr doch nicht ohne Betäubung den Bauch aufschneiden?
    Ihm blieb die Luft weg bei diesem entsetzlichen Gedanken. Reglos starrte er die Türe an, über der die Aufschrift »Nicht eintreten! Operation!« rot blinkte.
    Energisch wischte er sich die Augen.
    Nein. Diese Ärzte wussten, dass Angela alles

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