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Der Mann, der's wert ist

Der Mann, der's wert ist

Titel: Der Mann, der's wert ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Heller
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Kunst, Rosenkohl so zu kochen, daß er außen nicht zerfällt und innen
trotzdem weich wird. Deshalb wenden wir einen Trick an...«, sie schnitt unten
in den Strunk des Röschens ein Kreuz. »So wird das dicke Ende genauso schnell
weich wie die zarten Blätter.«
    »Ich habe gelesen, man soll die
Rosenkohlblätter Blatt für Blatt abzupfen«, sagte Wolfgang, der Rothaarige aus
der Dreier-Clique.
    »Das machen nur Wahnsinnige und
Pedanten«, sagte Carola. »Dann wird es Wolfgang machen«, kreischte Wolfram, der
heute kein Lacoste-Hemd trug.
    Wolfgang sagte, für Wolfram
würde er nicht mal Kreuze in den Rosenkohl schneiden. Wolfram guckte beleidigt.
    Carola hatte auch einen
Blumenkohl mitgebracht. »Im Blumenkohl sind immer Würmer und Raupen, deshalb
legt man ihn zuerst mit dem Strunk nach oben eine Stunde in kaltes Salzwasser,
dann fallen die Würmer und Raupen auf den Topfboden, und man kann sie abgießen.
Aber im Kurs haben wir nicht soviel Zeit.«
    »Sollen wir sie etwa mitessen?«
    »Würmer und Raupen sind gekocht
relativ geschmacksneutral.«
    »Würg«, schrie Wolfram.
    Carola drückte Wolfram den
Blumenkohl in die Hand. »Dann zerteilst du eben den Blumenkohl und siehst ihn
Stück für Stück nach Würmern durch.«
    »Das mach ich nicht!«
    »Gib her«, sagte Wolfgang.
Wolfram warf ihm den Blumenkohl zu, grinste: »Dann kann ich ja in den Hof
gehen, eine rauchen. Ruft mich, wenn’s Essen fertig ist.«
    »Was soll ich machen?« wollte
Arnulf, der Mann der Thailänderin, von Carola wissen.
    »Du machst die Fleischbällchen,
das ist wieder Rinderfleisch und Schweinefleisch, und deine Frau macht Apfelmus
aus gedünsteten Äpfeln mit Schlagsahne.«
    »Ich mach mir nichts aus
Apfelmus«, protestierte Arnulf.
    »Willst du lieber Fisch
machen?«
    »Igitt«, rief Arnulf und ging
zu Tanja, die gleich erklärt hatte, sie und der große Dunkelhaarige, der
Journalist Michael, wollten Fleischbällchen machen.
    »Also, wer macht Fisch?« fragte
Carola. »Es gibt Schollenfilets. Scholle ist sehr lecker und außerdem die
ideale Schonkost.« Vor meinem geistigen Auge erschien auf der Küchenwand eine
Schrift, wie an der Wand des Palastes von König Nebukadnezar eine Schrift
erschienen war —
    ICH KANN SCHONKOST ZUBEREITEN —
15 PUNKTE...
    »Ich mach den Fisch«, sagte ich
unwillkürlich.
    »Ich auch«, hörte ich
Frankensteins Enkel hinter mir. Wenigstens machte noch Winfried, der mit der
Igelfrisur, bei uns mit. Gemeinsam lasen wir das Rezept.
    Oben auf dem Blatt stand: »Bei der
Zubereitung von Fisch immer die 3-S-Regel anwenden: Säubern, Säuern, Salzen.«
     
    Gedünsteter Fisch auf
Gemüsesockel für vier Personen
    800 Gramm Fischfilets von
Gräten säubern. Auf einen flachen Teller legen und in einer Mischung aus 1
Teelöffel Salz und 3 Eßlöffeln Essig 20 Minuten säuern.
    In der Zwischenzeit 750 Gramm
Suppengemüse (Lauch, Karotten, Sellerie) waschen, putzen, waschen und
kleinschneiden.
    1 Eßlöffel Schweineschmalz im
Topf erhitzen (größte Hitzestufe). 100 Gramm geräucherten Speck darin auslassen
und das Gemüse dazugeben. Mit einem halben Teelöffel Salz würzen und ‘/»Liter
Wasser darübergießen. Mit geschlossenem Deckel 15 Minuten dünsten (kleine
Hitze). Dann den Fisch auf das Gemüse legen und 15 Minuten bei offenem Deckel
garen lassen (kleine Hitze).
     
    Frankensteins Enkel tastete die
Fischfilets nach Gräten ab. An den Rändern saßen sie so fest, daß sie mit den
Fingern nicht rauszuziehen waren. »Eine Pinzette müßte man haben«, sagte
Winfried, der teilnehmend zusah und ansonsten keinen Finger rührte. Zur
Ausstattung dieser Küche gehörte keine Pinzette, Rufus mußte die Gräten mit dem
Messer raussäbeln. Danach sahen die Filets ziemlich zerfranst aus.
    Ich wusch, putzte und wusch
eine Karotte und eine Stange Lauch, dann schnitt ich alles in gleichbreite
Rädchen.
    »Weiß jemand, wie man Speck
ausläßt?« fragte Rufus.
    »Man wirft ihn einfach ins
heiße Fett und wartet, bis die weißen Fettstellen glasig sind«, erklärte
Wolfgang vom Herd nebenan. Weil ich sonst nichts zu tun hatte, ging ich zu
Tanja. Es sah nicht besonders appetitlich aus, wie sie eine gräuliche
Hackfleischbrötchenmasse zu Bällchen zusammenzupatschen versuchte. »Weißt du
schon, wer schwul ist?« fragte ich so leise wie möglich.
    »Nein.«
    »Vielleicht Wolfgang und dieser
Michael? Vielleicht hat es was zu bedeuten, daß Wolfgang einen Ohrring trägt
und Michael eine geblümte Küchenschürze.«
    »Na und?

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