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Der Mann, der's wert ist

Der Mann, der's wert ist

Titel: Der Mann, der's wert ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Heller
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unangenehm besitzergreifend. Deshalb sag
ich den Damen, daß ich verheiratet bin und Scheidung nicht in Frage kommt, weil
meine Frau krank ist. Das rührt die Herzen der stolzesten Frau’n — und ich hab
meine Ruhe.«
    Ich beeilte mich, fertig zu
werden. Er gab mir umständlich zwei Fünfzigpfennigstücke und sagte dabei
anzüglich: »Als Zimmermädchen wird man nicht reich.«
    »Arschloch«, dachte ich laut,
als ich draußen war. Dann sah ich auf meinem Arbeitsplan, daß Zimmer 4 heute
frei wurde — ich hatte das Bett umsonst gemacht, ich hätte es frisch beziehen
müssen, aber solange der Typ im Zimmer war, ging ich nicht mehr rein.
    Obwohl von den vierundzwanzig
Zimmern nur neun belegt waren, hatte ich endlos viel zu tun. Auf der breiten
Holztreppe neben dem Aufzug lagen Staubflusen, Papierschnipsel und Kippen. Die
schmale Treppe, die zwischen Gesellschaftsraum und Toiletten nach oben führte,
war geradezu verwahrlost.
    Mittags servierte Rufus Gulasch
und Knödel. Frau Hedderich hatte heute Zeit gehabt, fürs Personal zu kochen —
also für Rufus und mich. Frau Hedderich aß nie mit dem Personal. Sie machte
spätestens um elf Feierabend, dafür fing sie um sechs Uhr früh an. Eigentlich
war ich fest entschlossen, über die Einrichtung des Hotels nur zu schweigen,
aber beim Mittagessen konnte ich es mir nicht verkneifen, Rufus zu fragen:
»Warum stehen in einem so kleinen Einzelzimmer wie der 16 drei große Schränke?«
    »Soweit ich mich erinnere,
wohnte da letztes Jahr ein Mann, der hatte sich von Frau und Kindern getrennt
und jede Menge Silberkrüge und Antiquitäten von zu Hause mitgenommen. Weil er
länger hier wohnte, hat ihm Herr Hedderich einen Schrank extra ins Zimmer
gestellt.«
    »Überall stehen so viele Schränke
und Stühle. Woher habt ihr die
    alle?«
    »Hedderichs Schwiegersohn
arbeitet bei der Caritas. Die bekommen viele Möbel geschenkt, die oft neuwertig
sind, und Hedderichs Schwiegersohn besorgt die uns sehr günstig.«
    »Sehr praktisch«, sagte ich nur
noch.
     
    Als ich weiter die Treppe
putzte, überlegte ich, daß ich unbedingt meinen Vater anrufen sollte. Er hatte
schon lange nicht mehr angerufen, es bestand die Gefahr, daß er demnächst zu
Hause anrief und Nora ihm sagen würde, ich sei den ganzen Tag Shopping, um Benedikts
Geld zu verschleudern. Und dann würde mein Vater Nora anbrüllen... ich mußte
ihn sofort nach Dienstschluß anrufen.
    Ich rief ihn an, von einer
Telefonzelle in der Nähe des Hotels. Zuerst tat mein Vater sehr mißtrauisch,
als er erfuhr, daß ich zur Zeit als Hausdame arbeite und sehr gut verdiene.
Worin meine Aufgaben als Hausdame bestünden? Ich erzählte ausführlich, daß ich
die Beleuchtungskörper zu kontrollieren hätte und ob in jedem Nachttischchen
eine Bibel ist und den Gästen Fundsachen zurückgebe oder mal einen Fön
beschaffen müßte. Ich überging das Putzen im allgemeinen und das Leeren der
Damenbindenbehälter im besonderen. Und mein Vater war sehr zufrieden. Gut, daß
ich nicht mehr untätig warten würde, mit Onkel Georg würde es demnächst schon
klappen. »Ich konnte dich nicht anrufen«, sagte mein Vater, »weil wir zur Zeit
von zu Hause nicht anrufen können, wir können nur noch angerufen werden.
Solveig wollte dauernd telefonieren, und Annabell hatte nichts Besseres zu tun,
als immer wieder die Zeitansage in Schweden anzurufen, damit Solveig ihre
Vatersprache hört. Und da hab ich ein Telefonschloß gekauft. Und deine Mutter
hat den Schlüssel verlegt. Jetzt können wir nicht mehr telefonieren.«
    »Wie lange wollt ihr das
aushalten?«
    »Ich telefoniere vom Büro aus.
Deine Mutter geht zur Telefonzelle, und Annabell muß ihre Gespräche aus ihrer
Wohnung auf eigene Rechnung führen. Es ist alles in Ordnung. Bei dir und deinem
Benedikt auch?«
    »Alles prima. Wenn wir euch
Ostern besuchen kommen, zahle ich dir meine Schulden zurück, Papa.«
    Frohgelaunt machte ich
anschließend einen Bummel, um die Geschäfte in der Nähe meines Arbeitsplatzes
kennenzulernen. Ich suchte gerade ein Boutiquenschaufenster nach einem Winterschlußverkaufs-Wintermantel
ab, als ich hinter mir eine irgendwie bekannte Stimme hörte: »Hast du wieder
ein Reisemitbringsel für meine Frau besorgt, Mercedes? Als ich ihr dein
Seidentuch schenkte, hat sie gelächelt, trotz ihrer Schmerzen.« Mercedes? Im
Spiegelbild der Fensterscheibe sah ich zwei metallicblaue Bögen und die
Mireille-Mathieu-Frisur. Sie hatte mich nicht gesehen, jedenfalls nicht
erkannt.
    »Ich

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