Der Mann, der's wert ist
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eine Minute an. Dann wieder wenden.
11. Und jetzt die Hitze
runterschalten: auf mittlere Hitze. Je dicker das Steak, desto geringere Hitze.
Soll das Steak blutig bis rosa
bleiben, auf Küchenfranzösisch heißt das »à point«, brät man ein drei
Zentimeter dickes Steak insgesamt etwa 4 Minuten, also jede Seite noch mal eine
Minute. Wenn man mit dem Finger leicht draufdrückt und blutrosa Fleischsaft
austritt, dann ist es innen rosa.
Damit es halbdurch, also
»medium« wird, brät man ein drei Zentimeter dickes Steak insgesamt 7-8 Minuten.
Wenn man das Steak mit dem Messer ritzt und der austretende Saft ist hellrosa,
dann ist es halbdurch.
Ganz durch ist es nach 9—10
Minuten. Wenn man das Fleisch anschneidet, kommt klarer Saft raus.
12. Gesalzen wird erst
hinterher. Salz entzieht dem Fleisch Flüssigkeit, wird es vorher gesalzen, wird
es trocken und hart. Salz und Pfeffer genügen zum Würzen. Auch Pfeffer erst
nach dem Braten zugeben, weil er beim Braten verbrennen würde.
13. Steaks auf vorgewärmtem
Teller im Backofen oder in Alufolie fünf Minuten ruhen lassen, damit der Fleischsaft
ins Innere vom Steak zurückfließt. Beim Anschneiden sollte kein Fleischsaft
austreten.
14. Wer etwas Sauce haben will,
gießt einen Schuß Rotwein, Weißwein, Kognak, Brühe oder Sahne in die Pfanne. Damit
wird der Bratensatz aufgelöst — oder wie der Koch sagt: abgelöscht.
»Das ist schon alles«, sagte
Carola. »Man kann eigentlich nichts falsch machen.«
Weil Steaks viel schneller
fertig sind als Bratkartoffeln, mußten die zuerst gemacht werden. Bratkartoffeln
kann man aus rohen oder gekochten Kartoffeln machen. Schneller geht es mit
gekochten. Aber dazu müssen die Kartoffeln einen Tag vorher gekocht und etwas
angetrocknet sein, denn frisch gekochte zerbröseln in der Pfanne. Also konnte
man im Kurs nur rohe Kartoffeln braten. Und man brät sie auf mittlerer Hitze
unter ständigem Wenden mindestens eine dreiviertel Stunde.
Das Rezept für Marmorkuchen
erschien völlig unproblematisch. Suleika und ich hatten gerade die letzte,
dunkle Teigschicht in die Form gegossen, da kam Carola und erklärte, das sei
falsch — oben müsse eine helle Teigschicht sein, damit man während des Backens
sehen kann, ob der Kuchen noch zu hell ist oder bereits anbrennt. Bei dunklem
Teig sei das nur schwer festzustellen. Aus Angst um unseren Kuchen starrten
Suleika und ich abwechselnd in den Backofen. Sobald wir eine winzige, leicht
dunklere Stelle am Rand entdeckten, rissen wir ihn aus dem Ofen. Carola stach
mit einer Rouladennadel in den Kuchen, und weil beim Rausziehen der Nadel keine
Krümel an der Nadel klebten, befand sie, er sei durchgebacken.
Die Steaks waren auch alle
durch. Es gab eine lange Diskussion, wie Steaks am besten wären — blutig,
halbblutig oder ganz durch? Arnulf führte sich auf, als hätte er mit seinem
selbstgebratenen Steak die Ketten von Suleikas Gemüseküche gesprengt, und
verkündete, von nun an werde er jeden Abend ein Steak braten und in Kürze das
ideale Steak entwickelt haben. Und es hätte eigentlich keinen Sinn, wenn er zu
den restlichen sieben Kursabenden käme, er wisse nun alles, was er über Kochen
je hätte wissen wollen, und Suleika würde hier sowieso nichts Neues lernen. Und
er würde versuchen, sich von der Volkshochschule einen Teil der Kursgebühren
zurückerstatten zu lassen.
»Das ist aber schade«, sagte
Wolfram zu Suleika. Aber die nahm die Entscheidung ihres Gatten emotionslos zur
Kenntnis.
Die Bratkartoffeln waren nur
zum Teil genießbar. Die von Michael waren es nicht. Er hatte sie auf voller
Flamme gebraten, um möglichst schnell fertig zu werden, und deshalb waren sie
hart und verbrannt. Michael sagte, die vorgebratenen Kartoffeln, die man fertig
in Vakuumpackungen kaufen kann, würden besser schmecken als selbstgemachte, das
traf auf seine durchaus zu, aber die von Wolfgang waren rundum goldbraun, weich
und wunderbar lecker.
Als wir unseren Marmorkuchen
aufschnitten, stellte sich heraus, daß wir keinen Marmorkuchen, sondern einen
Streifenkuchen gemacht hatten. Dagegen war der von Tanja und Rufus einwandfrei
marmoriert.
»Tja, wie kommt der Marmor in
den Kuchen?« grinste Tanja mich an.
»Ich dachte, von allein, durch
das Backpulver.«
Rufus kicherte. Zufällig war
Carola bei den beiden vorbeigekommen, ehe sie den Kuchen in den Ofen schoben,
Carola hatte mit einer Gabel die Teigschichten in der Form ringsum einmal durchgedreht.
Suleika sah mit
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