Der Mann, der's wert ist
will sich erkundigen, welche
Konditionen sie bei ihrer Hausbank bekäme, und ich werde dafür sorgen, daß
unsere. Konditionen günstiger sind.«
»Warum?« fragte ich. Ich hatte
den Verdacht, daß Tanja nur aus Liebe zu Rufus wichtigtuerische Versprechen
machte.
»Weil meine Bank verstärkt ins
Kreditgeschäft einsteigen will und weil ich als stellvertretende Abteilungsleiterin
entsprechende Erfolge vorweisen will, darum.«
Ich bewunderte Tanjas Art, ihre
Arbeit anzupreisen, ohne sich anzubiedern. »Und wenn Frau Schnappensiep
festgestellt hat, daß dein Angebot besser ist, was dann?«
»Als nächstes braucht man einen
Entwurf der Renovierung und entsprechende Kostenvoranschläge, man muß definitiv
wissen, wann wieviel Geld gebraucht wird.« Und zu mir sagte sie: »Jetzt geht
ihr zum Büro Faber, bei interessanten Projekten machen die den Vorentwurf und
Kostenvoranschlag kostenlos. Ich nehm an, du hast mit Benedikt schon darüber
geredet.«
»Ja«, sagte ich nur, »das ist
kein Problem.«
»Dann ist ja alles in Ordnung«,
sagte Tanja.
Rufus machte ein Gesicht, als
wäre überhaupt nichts in Ordnung. »Eine Million«, sagte er, »da wird es ernst.«
Wahnsinn.
Ich ging nicht mit den beiden
essen, obwohl Tanja und Rufus sagten, ich müßte mit, um den Beginn des Projekts
angemessen zu feiern. Ich wollte das junge Paar nicht stören. Außerdem war ich selbst
ausgeflippt vor Glück über diese Zukunftsaussichten. Ich mußte nach Hause,
Benedikt alles erzählen.
Zuerst wartete ich mit Nora vor
dem Fernseher auf Benedikts Rückkehr vom Volleyball-Training. Ich nutzte die
Gelegenheit, um ihr sehr deutlich anzudeuten, daß liebe Freunde von mir ein
Hotel besitzen und mich mit der Renovierung des Hotels beauftragt hätten, und
deshalb sei ich jetzt immer den ganzen Tag weg.
»Ach«, sagte Nora nur, »wo nur
der Junge bleibt? Aber wenn man so hart arbeitet wie er, braucht man am
Wochenende den sportlichen Ausgleich.«
Es war mir egal, wenn sie
dachte, daß ich nicht so hart arbeitete. Hauptsache, sie dachte nicht, daß ich
Putzfrau geworden war. Um elf schlief ich fast im Cocktail-Sessel ein, Benedikt
war noch nicht gekommen, ich ging ins Bett.
Als Benedikt kam, schlief ich
schon. Aber weil er auf der Treppe so einen Radau machte, daß Nora aus ihrem
Zimmer kam und rief, daß sie nicht hätte schlafen können aus Sorge um ihn,
wachte ich auf und konnte gerade noch meinen neuen Mantel anziehen, ehe er ins
Zimmer kam.
Benedikt sagte, ich sähe aus
wie ein blauer, kichernder Kreisel, als ich mich vor ihm drehte. »Hör auf, mir
ist schon schwindlig«, rief er lachend. Er hatte wieder eine Flasche Champagner
geleert, diesmal hatte man irgendein Volleyball-Jubiläum gefeiert. Er ließ sich
aufs Bett fallen: »Schön, daß du dich über den Mantel so freust, dann ist die
weniger angenehme Neuigkeit nicht so schlimm. Ich hab heute mit dem Faber über
dich geredet.«
»Was hat er gesagt? Warum hast
du mich nicht angerufen?«
»Das Problem ist, daß Angela
meint, sie könnte alle derzeitigen Projekte, für die deine Mitarbeit in Frage
käme, genausogut nebenher bearbeiten.«
»Wie wer? Wie ich? Angela?«
»Angela, wer sonst.«
»Aber Angela ist keine
Innenarchitektin. Und das kann man nicht einfach nebenher sein.«
»Übertreib nicht, Herzchen. Für
den Faber ist es ein Problem, daß er dein Onkel ist, er befürchtet, seine
Auftraggeber könnten denken, er sucht sich die Mitarbeiter nicht nach
Qualifikation aus, sondern nimmt die nächstbeste Verwandte.«
»Aber Angela ist seine
nächstbeste Verwandte.«
»Sei nicht unlogisch. Bei
Angela ist es selbstverständlich, daß sie im Büro mitarbeitet. Und bei ihr
haben die Leute das Gefühl, mit der direkten Vertretung des Chefs zu verhandeln.
Außerdem hat sie Erfahrung.«
»So! Und wenn ich jetzt das
Hotelprojekt bekomme? Tanja hat heute die Kreditunterlagen gebracht.«
»Na, das wäre doch prima. Dann
kannst du das Projekt mit deinen Freunden zusammen machen. Ein Großbüro wie wir
können die sowieso nicht bezahlen.« Benedikt zog sich aus, legte sich unter die
Decke, als wäre nichts.
»Du nimmst das Projekt
überhaupt nicht ernst!«
»Nach allem, was du mir über
den Laden erzählt hast, kann ich das nicht ernst nehmen.«
»Aber es ist ernst. Rat mal, wieviel
Kredit die Bank gibt?«
»Gibt sie überhaupt Kredit?«
Benedikt zog sich die Bettdecke über den Kopf.
»Drei Millionen!«
»Drei Millionen?« rief Benedikt
unter der Decke. »Dafür könnte man das
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