Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann, der's wert ist

Der Mann, der's wert ist

Titel: Der Mann, der's wert ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Heller
Vom Netzwerk:
roten Rose drin. Die erste Rose war knospig, die
zweite leicht erblüht, die dritte voll erblüht, ab der fünften waren sie
weniger oder mehr verblüht.
    »Macht ihr eine Studie, wie
Rosen verwelken?«
    »Das sind acht milde Gaben von
Herrn Kahnweiler junior. Seit er unsere Fotos bekommen hat, läßt er mir täglich
eine Rose schicken.«
    »Mir schickt er keine«, sagte
Peter, »mein Foto hat ihm nicht so zugesagt.«
    »Und er hat mehrmals angerufen,
um rauszufinden, ob ich verheiratet bin oder sonstige schlechte Eigenschaften
habe.«
    »Toll.«
    »Was ist daran toll? Eine Rose
ist eine Rose und kostet weniger als alles andere, was offiziell als Geschenk
durchgeht. Ich hasse Männer, die einzelne Rosen verschenken, popeliger geht’s
nicht. Was gibt es denn sonst für Geschenke, die nicht mehr kosten als eine
Portion Pommes frites?«
    »Davon abgesehen, hat er
Elisabeth auf seine Yacht eingeladen«, sagte Peter.
    »Ich dürfte den ganzen Monat
August mit ihm auf seiner Yacht im Mittelmeer kreuzen, und es würde mich keinen
Pfennig kosten.«
    »Ist doch toll, oder?« Aber
dann fügte ich schnell hinzu: »Peter hat er wahrscheinlich nicht eingeladen?«
    Peter lachte: »Nein. Ich war
echt erstaunt, wie wenig man als Nicht-Ehemann von der Konkurrenz ernst
genommen wird.«
    »Und Herr Kahnweiler junior war
sehr erstaunt, als ich ihn darauf hinwies, daß es mich allerhand kosten würde,
ihm auf seiner Yacht zur Verfügung zu stehen. Immerhin bauen wir hier eine
Firma auf. Was denkt sich der Mensch denn? Hält er mich für geschäftsunfähig?
Aber ich war sehr höflich, um die extra zehn Prozent Rabatt für den Tisch nicht
zu gefährden, und habe gesagt, wir seien mit Aufträgen so total eingedeckt, daß
ich sein großzügiges Angebot nicht annehmen könnte. Und weißt du, was er dann
gesagt hat?«
    Ich wußte es nicht.
    »Er hat gemerkt, daß er mich
nicht so billig bekommt, und hat uns einen Auftrag für einen Messestand
gegeben.«
    »Ein Traumauftrag!« rief Peter.
»Für die tolle Kahnweiler-Kollektion machen wir einen Messestand von
zweihundert Quadratmeter. Nächste Woche schickt er den Vertrag. Statt Rosen.«
    »Er wollte mich beeindrucken,
indem er mir zeigt, was er sich alles leisten kann. Den Auftrag hätte ich
niemals bekommen, hätte ich auf seinem Kahn vor Dankbarkeit über eine Rose pro
Tag Purzelbäume geschlagen und die Planken geschrubbt.«
    »Außerdem haben wir noch einen
Auftrag«, sagte Peter, »einen Blumenladen neu gestalten. Er gehört einer
Bekannten meiner Mutter. Ich werde die ganze Verkaufsfläche mit beweglichen
Podesten in verschiedenen Höhen bestücken, auf jedes Podest wird ein
Blumenkübel gestellt, und in jedem Podest sind Halogenstrahler, die die Blumen
punktuell beleuchten. Der Laden wird aussehen wie ein Zaubermärchenwald.«
    »Und deshalb wollten wir auch
mit dir reden«, sagte Elisabeth. »Wenn wir mehr Aufträge haben, bei denen man
viel unterwegs sein muß, ist hier niemand. Und das geht nicht. Eine Bürokraft,
die nichts kann außer Tippen und Telefonabnehmen, ist für uns unrentabel. Aber
du könntest hier an den Modellen arbeiten. Aber davon abgesehen: Du könntest
mit der Mappe von deinem Hotelprojekt alle kleinen Hotels abklappern und
vielleicht einen entsprechenden Auftrag bringen.«
    »Meint ihr?
    »Das Hotel ist das Wahnsinns-Vorzeigeprojekt!«
riefen Elisabeth und Peter.
    »Das ist die Idee«, sagte ich.
»Abgemacht! Sobald das Hotelprojekt beendet ist, werde ich mich bei euch
bewerben. Und für das Bewerbungsgespräch kauf ich mir ein sehr anständiges
Kostüm.«
    Dann stritten wir uns eine
Viertelstunde darüber, wer von uns im letzten Monat mehr verdient hatte und die
andern zum Essen einladen durfte. Ich gewann eindeutig und lud die beiden zu
einem teuren Franzosen ein. Als ich von Annabell erzählte, wurde uns erst
bewußt, wie wahnsinnig gut alles zusammenpaßte: Ich konnte hier wieder in meine
alte Wohnung ziehen! Und gleich einen neuen Job! Wunder über Wunder! Zu dritt
tranken wir vierzehn Glas Blanc de Blanc und vier Perriers!
    Ich kam spät, völlig
aufgekratzt und gar nicht nüchtern nach Hause, sagte meinen Eltern aber nur,
sie brauchten sich keine Sorgen um mich zu machen.
     
    Am nächsten Morgen war ich der
erste Kunde in der Kunstbuchhandlung. Ich kaufte den ganzen Satz mit
achtunddreißig Schönheiten, die König Ludwig I. malen ließ, nicht in
Originalgröße, DIN A4 genügte, unsere Zimmer waren nicht so groß wie die Säle,
für die diese Bilder

Weitere Kostenlose Bücher