Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)
, oder ich rufe Mrs Manter!«
Sogleich gingen die Kinder nach oben.
»Der Name Mrs Manter funktioniert noch immer«, sagte Betsy dankbar. »Ich finde nicht, dass du dem Kerl Großmutters Haus verkaufen solltest. Der hat’s zu eilig. Bei einem Gehalt von neuntausend könnten wir es noch eine Weile halten.«
»Ich weiß nicht«, sagte Tom. Unerklärlicherweise war er plötzlich bedrückt und pessimistisch. »Angenommen, wir lehnen sein Angebot ab«, sagte er, »und angenommen, sie sagen mir in einem halben Jahr, das war’s bei United Broadcasting. Und angenommen, wir kriegen Großmutters Haus nicht los. Was dann?«
»Mach dich nicht lächerlich«, sagte Betsy. »Ich wette, nach einem halben Jahr bekommst du bei United Broadcasting eine große Erhöhung. Hopkins hat dich doch gemocht, oder?«
»Ja, offenbar schon. Aber Hopkins scheint jeden zu mögen. Bei dem Geld, das er macht, warum nicht? Ich sage dir, Betsy, mir ist nicht ganz wohl bei der Sache. Ich mag diesen Ogden nicht, und effektiv arbeite ich für ihn. Und ich bin nicht gern für den alten Edward verantwortlich. Was sollen wir denn tun, ihm für den Rest seines Lebens ein Gehalt zahlen oder ihm eine einmalige Abfindung geben? So einen alten Mann kannst du nicht einfach auf die Straße setzen. Und auch Großmutters Haus macht mir Sorgen. Wenn wir es behielten, würde es uns mindestens sechstausend im Jahr kosten, einschließlich Baukredit, Steuern, Mindestreparaturen und einen Hausmeister. Einen Hausmeister braucht man, sonst geht es im Nu vor die Hunde. Und bei einem Gehalt von neuntausend willst du ein Haus unterhalten, das sechstausend im Jahr kostet? Und was passiert, wenn ich den Job verliere, der die neuntausend bringt?«
»So kannst du die Sache nicht betrachten«, sagte Betsy. »Du musst voraussetzen, dass alles gut läuft. Ich habe noch nie erlebt, dass du dein Selbstvertrauen verlierst!«
»Das habe ich nicht verloren, aber vielleicht sollten wir allmählich zur Vernunft kommen. Wir haben uns immer nur überlegt, wie wir aus dem Haus hier rauskommen. Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr finde ich das verrückt. Dieses Haus ist doch bequem genug. Bei neuntausend Dollar könnten wir uns auch eine Lebensversicherung leisten. Hast du dir schon mal überlegt, was aus dir würde, wenn ich eines Morgens tot umfalle?«
»Denk nicht an so was!«, sagte Betsy. »Dann würde ich gleich mit dir tot umfallen.«
»Und was wäre dann mit den Kindern?«
»Was ist denn in dich gefahren, Tommy? So habe ich dich ja noch nie reden hören!«
»Ich glaube, wir beide sind immer davon ausgegangen, dass Großmutter uns schon auffängt, wenn wir stolpern«, sagte er. »Vielleicht sollten wir allmählich erwachsen werden. Sie ist nicht mehr da.«
»Na gut, besorg uns eine höhere Versicherung«, sagte Betsy, »aber wenn wir Großmutters Haus verkaufen, können wir uns trotzdem ein besseres Haus leisten.«
»Ach ja? Sagen wir mal, nachdem wir für den alten Edward gesorgt haben, kriegen wir für Großmutters Haus zwanzigtausend Dollar. Sagen wir, ich behalte meine Stelle und bekomme im Lauf der Jahre kleine Erhöhungen – ich habe größte Zweifel, dass ich bei einem Projekt für psychische Gesundheit schnell reich werde. Sagen wir aber, ich verdiene in zehn Jahren fünfzehntausend. Wie sollen wir davon die Kinder aufs College schicken?«
»Mit fünfzehntausend wäre das leicht!«
»Mag sein – aber bis jetzt haben wir uns nie eingeschränkt. Eine Zeitlang werden alle drei Kinder am College sein. Wir sollten wenigstens dreitausend Dollar jährlich für jedes Kind am College veranschlagen. Das macht neuntausend im Jahr – nach Steuern. Das bedeutet, dass wir sechsunddreißigtausend Dollar brauchen, um drei Kinder aufs College zu schicken. Glaubst du, das können wir mit meinem Gehalt finanzieren?«
»Das schaffen wir schon irgendwie. Außerdem würden sie keine dreitausend im Jahr brauchen.«
»So viel habe ich schon gebraucht, und das ist fünfzehn Jahre her, beinahe. Wir haben nie darüber gesprochen, Betsy, aber ich finde, wir schulden unseren Kindern die gleiche Erziehung, die wir bekommen haben, und dafür sollte Großmutters Geld eigentlich verwendet werden.«
»Du hast vor, den Rest unseres Lebens hier zu wohnen?«
»Wir könnten es schlimmer treffen.«
»Und wennschon«, sagte sie. »Ich werde nicht edelmütig sein. Nur wenn du mich dazu zwingst.«
»Überleg’s dir«, sagte er.
»Das habe ich schon. Es ist den Kindern gegenüber
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