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Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Titel: Der Mann im Park: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pontus Ljunghill
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Aber er wollte mit ihr verschmelzen, mit der Großstadt Stockholm.
    Er überlegte, wie der Fettwanst mit Vollbart wohl ohne seine dicke Brieftasche zurechtkam. Aber eigentlich interessierte ihn das nicht, die Reichen kamen immer zurecht. Er hatte kein schlechtes Gewissen.
    Er nahm eine Stamboul aus dem Päckchen und musste ein wenig schmunzeln bei dem Gedanken, dass hier wohl in erster Linie Zigarren geraucht wurden. Jedenfalls nicht so eine billige Marke wie Stamboul, aber die rauchte er schließlich auch sonst immer. Also zündete er sie an und schaute sich um. Ganz hinten befand sich der Bartresen, er war ziemlich belagert.
    Eine Kellnerin kam zu ihm. Schwarz gekleidet, mit einer kleinen weißen Schürze, wie im »Runan«. Und dennoch sah sie anders aus, die Dienstkleidung wirkte eleganter.
    Er bekam die Karte, musste aber gar nicht darin blättern.
    »Ich möchte Hummer«, sagte er, »haben Sie Hummer?«
    »Den haben wir, gnädiger Herr.«
    »Ist der frisch?«
    »Fangfrisch. Heute vom Fischmarkt am Kornhamnstorg.«
    »Dann nehme ich den Hummer.«
    »Keine Vorspeise?«
    »Was empfehlen Sie mir denn?«
    »Pilzpasteten. Mit Pfifferlingen aus unseren schwedischen Wäldern.«
    »Die nehme ich.«
    »Und was wünschen der Herr zu trinken?«
    »Weißwein. Einen, den Sie mir empfehlen können.«
    Die Kellnerin verschwand. Er lehnte sich in seinem Sessel zurück, der war bequem, mit seinem weichen roten Samtbezug.
    Die Vorspeise kam nach zehn Minuten. Die Pilzpasteten waren ausgezeichnet. Er trank von dem Wein, schnell wie üblich, wollte so bald wie möglich die Wirkung des Alkohols spüren.
    Der Hummer war noch besser. Es war das erste Mal, dass er Hummer aß. Er verzichtete auf die Soße, die es dazu gab, wollte das Hummerfleisch so pur wie möglich genießen.
    Als er fertig gegessen und bezahlt hatte, ging er an die Bar. Immer noch waren hier so viele Gäste versammelt wie vorhin, vielleicht sogar noch mehr. Er hatte die ganze Flasche Wein ausgetrunken, spürte den Alkohol.
    Er musste ziemlich lange warten, bis der Barkeeper zu ihm kam.
    »Mein Herr, ich habe Sie gar nicht bemerkt. Ich hoffe, Sie haben nicht zu lange warten müssen.«
    »Nein, nein«, log er, »wirklich nicht.«
    Er bestellte sich ein Bier, eigentlich trank er das viel lieber als Wein.
    Während er das Pils in großen Schlucken trank, betrachtete er die Gäste am Tresen. Für einen Außenstehenden, jemanden, der nichts von ihm wusste, stach er in keiner Weise unter den anderen hervor. Obwohl er nicht hierhergehörte. Ganz im Gegensatz zu den heruntergekommenen Taschendieben und Betrügern am Hauptbahnhof: Bei ihm konnte keiner glauben, dass er zu ihnen gehörte, mit seiner auffallenden Eleganz. Und doch gehörte er eigentlich dorthin, nicht in die feinen Salons.
    »Ist hier frei?«
    Er sah abrupt auf, wurde aus seinen Gedanken gerissen.
    Die Frau war jung, sicher fünf, sechs Jahre jünger als er. Sie hatte dichtes, gewelltes Haar. Ihre braunen Augen sahen freundlich aus, und sie lächelte zaghaft.
    Eine Frau allein am Bartresen, dachte er. An so einem respektablen Ort wie »Berns«. Das verwunderte ihn.
    »Ja, natürlich«, sagte er, »bitte schön.«
    Er trank noch einen Schluck und schaute auf den glänzenden Tresen. Alle möglichen Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Er hatte beschlossen, am nächsten Morgen zu laufen, das war eine bessere Methode gegen die innere Unruhe als der Alkohol. Aber heute Abend wollte er sich betrinken. Er wusste, er bewegte sich zwischen den Extremen.
    »Entschuldigen Sie …«
    Wieder sprach die Frau ihn an. Er hob erneut den Blick, schaute ihr in die Augen.
    »Ja?«
    »Sie haben nicht zufällig eine Zigarette?«
    »Nur Stamboul, das waren die einzigen, die sie im Kiosk hatten«, log er.
    »Stamboul ist in Ordnung.«
    Er reichte ihr eine Zigarette aus der Schachtel, holte Streichhölzer aus der Tasche und zündete sie ihr an. Zündete sich selbst auch eine Zigarette an.
    »Kommen Sie oft hierher?«, fragte sie.
    »Ab und zu«, log er, »und Sie, kommen Sie oft hierher?«
    »Genau wie Sie, ab und zu. Aber natürlich nie allein, das würde sich ja nicht gehören. Ich war heute Abend im Theater. Mit meinen Cousinen und ein paar Freunden. Die sitzen da auf der anderen Seite, aber da war kein Platz mehr.«
    Sie drehte den Kopf und blickte zur anderen Seite des Tresens. Drei junge Männer und zwei Frauen winkten ihnen zu.
    »Ich heiße Vendela«, sagte sie, »Vendela Adler.«
    Er stellte sich vor. Ergriff vorsichtig ihre

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