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Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Titel: Der Mann im Park: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pontus Ljunghill
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Park schweifen. Es war ein vertrauter Anblick, er sah genauso aus wie an dem Tag, als er das erste Mal dieses Zimmer betreten hatte, vor vielen, vielen Jahren.
    Stierna hatte die Wohnung im Karlbergsvägen nie gefallen. Die Küche, in der nur wenige Personen sitzen konnten. Das Wohnzimmer war nicht besonders gut geschnitten. Der große Schrank am Ende des Flurs war bis oben hin mit seiner Kleidung gefüllt. Das meiste hatte er schon vor langer Zeit gekauft.
    Das Schlafzimmer mit dem Glastisch am Erker. Das Bett an einer Wand, der langweilige Schreibtisch an der anderen Längswand. Die Bücherregale. Das andere Zimmer, das er nie hatte vernünftig einrichten können. Diese Räume hatten keine Seele. Er wollte weg von hier, fühlte sich hier nicht zu Hause.
    Am Abend ging er in »Kahns Källare«. Am Sankt Eriksplan 1, er erinnerte sich, dass er hier an dem Abend gewesen war, als er aufgegeben hatte, ins »Runan« zu gehen, an dem Abend, an dem er den Mörder fast in den Wänden hatte spüren können. Vor knapp sechs Jahren.
    Die Einrichtung hier war schlicht. Die viereckigen, massiven Tische. Die zusammenklappbaren braunen Holzstühle, der abgegriffene Bartresen.
    Immer häufiger suchte er solche Orte auf. Lieber als die feinen Salons oder die großen Vergnügungslokale. Nicht den »Fenixpalast« an der Adolf Fredriks Kyrkogata. Oder das »Atlantis«, den großen Nachtklub in der Götgatan, der die Gäste anzog wie das Licht die Motten. Sicher, derartige Etablissements hatten sie bereits vor einigen Jahren schließen lassen. Wie das »Atlantis«, in dem er Karolina das erste Mal getroffen hatte. An jenem Samstagabend im September 1923. Was eine gefühlte Ewigkeit zurücklag.
    Fast immer saß er allein für sich bei »Kahns«, so, wie er es wollte. Sie nannten ihn den Herrn in der Ecke, an einem Tisch, den sonst nur selten jemand haben wollte.
    Das ist mein neuer Name, dachte Stierna. Der Herr in der Ecke. Den Leuten hier ist es egal, wer ich bin, wer ich war und wer ich sein könnte. Für sie bin ich nur der Herr in der Ecke.
    Hier trinke ich also inzwischen mein Bier. Fünf, sechs Pils, so ungefähr, damit ich keinen Kater bekomme, damit ich meine Arbeit einigermaßen ordentlich erledigen kann. Der Herr in der Ecke. Sie wissen nichts von mir, sie servieren mir nur mein Bier. Das ist der Segen des Stammkunden. Denn sie kennen mich inzwischen, so oft, wie ich hier schon gewesen bin. Grüßen mich und fragen, ob es das Übliche sein soll. Ich erwidere ihren Gruß und setze mich an den leeren Tisch.

75
    Stierna war zurück in der Abteilung für Gewaltverbrechen. Auf den fünfundzwanzig Quadratmetern, dem Raum, in dem er sich bald am häufigsten in seinem Leben aufgehalten haben würde.
    Es war Nachmittag, die Sonne schien durch das geschlossene Fenster herein.
    Stierna hat sich in den letzten Jahren weiter von den brutalen Gewaltverbrechen entfernt, auch wenn er immer noch auf Gewalt stieß, jeden Tag. Meistens in den Lokalen, den Nachtklubs. Fast immer ging es um Alkohol. Obwohl sich in erster Linie die uniformierte Polizei um Schwarzbrennerei und Schmuggel kümmerte, nicht die Kommissare.
    Die Gasthäuser, die weit mehr als die erlaubten zwei Schnäpse zum Essen und einen Cognac zum Kaffee servierten, die das Gesetz erlaubte. Die billige Schmuggelware aus Estland, die in die Restaurants geschwemmt wurde. Alle Methoden, das Alkoholgesetz zu umgehen. Nachtklubs für geschlossene Gesellschaften, obwohl sie eigentlich ganz und gar nicht geschlossen waren. Gäste, die ihren eigenen Schnaps mitbrachten und sündhaft hohes Korkengeld bezahlen mussten, um ihn in den feinen oder weniger feinen Salons trinken zu dürfen. Razzien, bei denen bekannte Persönlichkeiten geschnappt wurden, ein gefundenes Fressen für die Pressefotografen.
    Stierna gefiel das nicht, er war einfach hier gelandet. Wie, das wusste er nicht.
    Er war nicht mehr Leiter der Ermittlungsabteilung. Es war nicht mehr an ihm, die Aufgaben im Konferenzraum zu verteilen. Und er wusste den Grund. Er hatte etwas verloren, den Biss. Den Funken, der ihn zum unangefochtenen Führer gemacht hatte. Jetzt hatte Wallbom seinen Platz eingenommen, er war der Ermittlungsleiter. Er war die Nummer eins unter den Kommissaren.
    Einige der Kartons mit der Aufschrift »Ingrid Bengtsson« standen auf seinem Schreibtisch, der Rest war im Archiv. Er holte sie immer wieder hervor, immer nur einige. Ein Teil des Materials, von dem er meinte, es wäre wichtig, hatte er kopiert und in

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