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Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Titel: Der Mann im Park: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pontus Ljunghill
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oder?«
    »Das ist derselbe Mann«, erklärte der Landjäger. »Auf beiden Zeichnungen.«
    »Und was hat er getan? Warum wollen Sie ihn schnappen?«
    Stierna gab keine Antwort.
    Noch einmal betrachtete die Frau die Zeichnungen.
    »Nein, ich weiß nicht, wer das ist. Stammt er von hier?«
    »Wir wissen es nicht. Sind Sie hier aufgewachsen?«
    »Nein, ich komme aus Borlänge. Aber ich wohne jetzt schon seit zehn Jahren hier.«
    »Ihr Mann … Ist er hier aufgewachsen?«
    »Ivar? Ja, der ist hier aufgewachsen.«
    »Könnten Sie ihn bitte kurz holen?«
    Die Frau rief über die Schulter: »Ivar, der Landjäger ist hier!«
    Es rührte sich nichts, und die Frau ging ins Haus.
    Die weiße Tür blieb offen, und Stierna sah in der dunklen Diele eine große Holzkiste stehen, an den Wandhaken hingen Mäntel.
    Der Mann, der kurz darauf zur Tür kam, war klein und breitschultrig. Er trug eine verschlissene graue Hose, ein weißes Hemd ohne Kragen und Hosenträger. Das kurz geschnittene braune Haar war ungekämmt. Sein Gesicht war kantig, unter den buschigen Augenbrauen lugten wachsame Augen hervor. Er war um die vierzig.
    »Der Landjäger«, sagte der Mann. »Habe ich etwas Verbotenes gemacht? Oder war eines der Kinder nicht gehorsam?«
    Stierna musste lachen.
    »Hammar«, schmunzelte auch Linnell, »nein, es geht um etwas anderes.«
    Der Kommissar trat zu den beiden. Dieses Mal zückte er nicht erst seine Dienstmarke.
    »Stierna«, stellte er sich vor, »Kriminalpolizei Stockholm.«
    Der Mann hielt ihm seine große Hand hin. Stierna ergriff sie. Der Handschlag war zaghaft, was Stierna überraschte.
    »Ivar Hammar«, sagte der Mann. »Womit kann ich den Herren helfen? Ida hat gesagt, dass Sie nach einem Mann suchen.«
    Stierna zeigte ihm die Zeichnungen.
    »Kennen Sie diesen Mann?«
    Ivar Hammar legte den Kopf schief und überlegte.
    »Soll er von hier stammen?«
    »Möglich«, sagte Stierna, »kann schon sein.«
    »Er erinnert mich an jemanden, der hier gewohnt hat und den ich gekannt habe.«
    »Wer?«
    »Wollen Sie nicht reinkommen?«
    »Ja, gern.«
    Sie gingen durch die Diele und traten in eine große Küche mit Holzherd. Ein langer, niedriger Schrank stand an der Längswand. Vor dem Fenster befand sich ein großer, viereckiger Holztisch mit vier Stühlen. Die Zimmertüren waren alle geschlossen, sodass man nicht in die anderen Räume hineinsehen konnte.
    Ivar Hammar setzte sich auf einen der Stühle vor dem Fenster.
    »Möchten Sie etwas trinken? Einen Kaffee?«
    »Nein, danke«, sagte der Landjäger.
    Hammar sah Stierna fragend an.
    »Vielen Dank«, sagte Stierna, »aber das ist nicht nötig.«
    »Setzen Sie sich doch.«
    Stierna setzte sich Ivar Hammar gegenüber, Linnell nahm den Stuhl neben ihm.
    »Aber der Mann ist tot«, sagte Hammar, nachdem sie sich gesetzt hatten. »Der, an den mich die Zeichnungen erinnern.«
    Stierna strich sich über die Nase. Er hatte Lust auf eine Zigarette, holte aber keine heraus. Stattdessen legte er die Zeichnungen auf den Tisch.
    »Der Mann auf den Zeichnungen ist tot?«
    »Wenn er es ist, so richtig ähnlich sieht er den Zeichnungen auch wieder nicht. Aber die Bilder erinnern mich an ihn … Er ist verschwunden, man hat ihn nie gefunden. Vielleicht hat er sich das Leben genommen. Jedenfalls wurde er nie gefunden.«
    Ivar Hammar hing seinen Gedanken nach.
    »Wie hieß er?«, fragte Stierna.
    »Arvid. Arvid Enberg. Er ist verschwunden. Ich glaube, das war irgendwann zum Jahreswechsel 1927/1928. Nein, ich weiß, dass es damals war, ganz sicher. Niemand hat seither etwas von ihm gehört. Und dann, nach zehn Jahren, ist er für tot erklärt worden. Ein Verwandter hat das bei Gericht beantragt, er wollte ihn für tot erklärt haben, damit er das Erbrecht bekam. Das muss dann wohl 1938 gewesen sein, da kam sein Name auf den Grabstein auf dem Friedhof. Das dauert doch zehn Jahre, oder? Bis jemand für tot erklärt werden kann, wenn man nichts mehr von ihm gehört hat?«
    Stierna hatte Notizblock und Bleistift dabei, wie immer. Aber das brauchte er jetzt nicht, denn alles, was mit diesem Fall zu tun hatte, schien für ihn wie selbstverständlich einen Sinn zu ergeben.
    »Ja«, nickte Stierna, »zehn Jahre, das stimmt. Und er ist nie wieder aufgetaucht?«
    »Nein. Er war und blieb verschwunden.«
    Stierna schaute auf den Küchentisch.
    »Sie sagen, er ist irgendwann zwischen den Jahren 1927/28 verschwunden. Warum?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Aber gibt es da einen Zusammenhang? Ist da etwas

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