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Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Titel: Der Mann im Park: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pontus Ljunghill
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dorthin … Vorher war ich meistens im ›Salongen‹ am Odenplan. Aber da gab es einen Abend Ärger, die Kellnerin meinte, ich hätte mich nicht anständig benommen. Deshalb gehe ich nicht mehr dorthin, ich will nicht ungerecht behandelt werden. Seitdem gehe ich stattdessen ins ›Polstjärnan‹.«
    »Also der Barkeeper und die Kellnerinnen im ›Polstjärnan‹, ja? Und sonst noch jemand?«
    Bladh kniff wieder das rechte Auge zusammen. Offensichtlich konnte er dieses Zucken nicht kontrollieren.
    »Da waren ein paar … ein paar Leute, zu denen habe ich mich gesetzt und mich eine Weile mit ihnen unterhalten. Die sind eigentlich immer im ›Polstjärnan‹, wenn ich dorthin gehe. Aber bisher habe ich noch nie mit ihnen geredet.«
    »Wie heißen die?«
    »Das weiß ich nicht so genau. Die sind immer zu viert. Eine Alte und drei Männer. Ich glaube, die Alte wird die Schonerin genannt, die kommt aus Schonen, redet jedenfalls so. Einer der Männer heißt Otto irgendwas. Per-Otto vielleicht. Wie die anderen heißen, weiß ich nicht mehr. Aber die hocken da fast immer. Weiß der Teufel, was die treiben. Ich weiß jedenfalls nicht, wovon die leben.«
    Wahrscheinlich Kleinkriminelle oder Betrüger, dachte Lindberg. Die Frau konnte eine Prostituierte sein.
    »Sind Sie oft im Vasapark?«
    Wieder schwieg Bladh zunächst. Schien auf die Frage nicht vorbereitet zu sein.
    »Na ja … was heißt schon oft. Ich weiß nicht, wie ich die Frage beantworten soll, Herr Hauptwachtmeister. Was heißt denn oft?«
    »Na, regelmäßig. Ich meine, ein paarmal in der Woche. Jede Woche einmal.«
    »Ja, vielleicht jede Woche mal.«
    »Haben Sie da ein Mädchen kennengelernt? Im Park? Sich mit ihm unterhalten?«
    »Nein … Warum sollte ich … Ich habe nie ein Mädchen im Vasapark kennengelernt.«
    Lindberg lehnte sich zurück. Er dachte daran, als sie Bladh das letzte Mal geschnappt hatten, vor mehr als acht Jahren. Das Mädchen, an dem er sich vergangen hatte, war elf gewesen. Bladh hatte ihr damals gesagt, er käme vom Film. Hatte sie unter falschen Versprechungen in seine Wohnung gelockt. Ein Mann, der reden konnte. Ein Mann, der kleine Mädchen in falscher Sicherheit wiegen konnte. Ingrid Bengtsson vielleicht auch? Die Zeugenaussagen, die sie bisher hatten, waren dürftig. Niemand, der gesehen hatte, dass ein kleines Mädchen mit Gewalt entführt worden war. Niemand, der Kinderschreie gehört hatte.
    Lindberg ließ jetzt die Fragen auf den Verdächtigen niederhageln. Er gab Bladh keine Zeit mehr zum langen Nachdenken.
    »Haben Sie einen Führerschein?«
    »Einen Führerschein? Nein … Was …?«
    »Nie gehabt? Haben Sie jemals ein Auto besessen?«
    »Nein. Und ich habe nie auch nur im Traum daran gedacht, mir eines anzuschaffen. Das kam nie infrage. Wozu sollte ich dann einen Führerschein machen?«
    Lindberg sah, dass Anton Bladh sich nur noch schwer be herrschen konnte. Dass die Wut, die bei dem Verhör 1920 aus gebrochen war, auch jetzt kurz davor war, hochzukochen. Wovon der Polizeibeamte aber nach außen hin keine Notiz nahm. Er schrieb auf seinen Block. Sie würden das Führerscheinregister überprüfen. Und das Automobilregister. Aber er konnte sich nur schwer vorstellen, dass Bladh in dieser Hinsicht log.
    »Waren Sie auf der Djurgårdswerft?«
    »Auf der Djurgårdswerft? Nein, da bin ich noch nie gewesen … Was, zum Teufel, sollte ich da tun?«
    »Das möchte ich ja gern wissen.«
    Bladh saß schweigend da, musterte Lindberg.
    »Haben Sie von der Djurgårdswerft gehört?«
    »Ja, natürlich.«
    »In welchem Zusammenhang?«
    »Na, es geht doch um dieses Mädchen. Über das man in der Zeitung liest. Deshalb bin ich ja wohl auch hier, oder?«
    Und dabei hast du doch behauptet, dass du eigentlich nur den Sportteil liest, dachte Lindberg.
    Als das Verhör beendet war, öffnete Lindberg langsam die Tür des Vernehmungsraums. Ließ Anton Bladh gehen. Machte sich nicht die Mühe, ihm den Weg hinaus zu zeigen, er war überzeugt, dass er ihn bereits kannte.
    Lindbergs Arbeitszimmer war unaufgeräumt, wie immer. Mehrere Zeitungen lagen auf dem Schreibtisch zwischen Papierstapeln und halb leer getrunkenen Kaffeetassen. Das Regal war vollgestopft mit Pappkartons, Ordnern und Papieren.
    Lindberg seufzte. Sie waren nur zu dritt, um die Sittlichkeitsverbrecher zu überprüfen, die interessant sein konnten. Das erschien nicht machbar. Denn dazu gehörten nicht nur die Anfragen bei Gefängnissen und psychiatrischen Anstalten, sondern auch Anrufe

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