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Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Titel: Der Mann im Park: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pontus Ljunghill
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ein kurzes Kleid.
    Ihm war klar, dass er schon viel zu lange hier draußen stand, er wollte nicht das Risiko eingehen, dass sie ihn entdeckte und bemerkte, dass er sie beobachtete. Es war höchste Zeit zu gehen.
    Langsam ging er Richtung Södermalm. Hier war mehr los auf der Straße, lärmende Schuljungen mit ihren Mützen vermischten sich mit Boten und Straßenverkäufern. An der Skinnarviksgatan stand eine Gruppe junger Frauen; sie sahen genauso aus wie die Frau, der er gerade gefolgt war, alle trugen kurze Kleider und dunkle Mäntel.
    Doch ihnen fehlte etwas, was sie hatte: Klasse. Sie waren zu stark geschminkt, etwas vulgär. Da wurde ihm klar, dass es sich um Prostituierte handelte, die hielten sich oft hier in der Gegend auf; sie wurden die Berglerchen genannt.
    Eine der Frauen lächelte ihn an. Sie war dunkelhaarig und eigentlich ganz hübsch.
    Er eilte in die Kellergewölbe des »Södergårds«, in den Bierkeller in der Hornsgatan 31. Hier war er schon häufiger gewesen, aber sein letzter Besuch war bereits mehrere Monate her. Södermalm war nicht sein Stadtteil.
    Das Lokal war dunkel. Eine Kellnerin kam auf ihn zu.
    »Wünscht der Herr etwas zu essen?«
    »Nein, danke. Nur ein Pils.«
    Er dachte an die Frau, die er verfolgt hatte. Es schien, als arbeitete sie, die Ehefrau des Kommissars. Was seinen Hass schwächer brennen ließ, aber er brannte dennoch weiter.

42
    Stierna nahm ein spätes Essen bei »Mäster Anders« zu sich. Eine Mahlzeit mit drei Gängen für eine Krone und achtzig Öre. Fruchtsuppe als Vorspeise. Dann gekochter Dorsch mit Senfsoße. Und zum Schluss Walderdbeereneis.
    Den Abend über hatte er mit Högstedt gesprochen. Die Fingerabdrücke auf der Einkaufsliste waren auf der Werft nicht zu finden gewesen. Zumindest hatten Högstedt und Strand sie nicht entdeckt.
    Dennoch hatte Stierna das Gefühl, der Tag sei für ihn einigermaßen zufriedenstellend verlaufen, zumindest im Vergleich mit anderen. Für viele Kollegen aus seiner Abteilung war der Tag höllisch gewesen. Ein dickes Paket, an den spanischen König adressiert, war im Zentralpostamt entdeckt worden. Das hatte allen eine Heidenangst eingejagt. Der Justizminister hatte Berner noch am Abend angerufen, erklärt, wie wichtig es war, dass die Sicherheitsvorkehrungen um König Alfonso perfekt waren, dass die Bedrohung durch spanische Anarchisten nur eine Bedrohung blieb. Später war das Ergebnis des Sprengstoffkommandos eingetroffen. Das Paket, das auf dem Zentralpostamt gefunden worden war, hatte drei Schuhcremedosen enthalten, gefüllt mit Leinöl, Nägeln und Metallschrott. Eingewickelt in ein anarchistisches Flugblatt. Keine Bombe, nur etwas, das Angst und Schrecken verbreiten sollte.
    Der Laternenanzünder hatte seine Arbeit getan, dennoch war es auf Kungsholmens Straßen dunkel.
    Stierna ging durch die Nacht nach Hause.
    Er brauchte nur ein paar Minuten bis zur Parmmätargatan. In der Wohnung war es still, es war bereits nach Mitternacht.
    Seine Schicht hatte lange gedauert, viel zu lange, aber er wusste nicht, wie er das ändern sollte. Er wusste, wen er vernachlässigte, diejenige, die doch viel wichtiger war. Karolina. Manchmal hatte er das Gefühl, in einem Hamsterrad zu hocken, das sich immer schneller und schneller drehte, nicht zu stoppen war.
    Stierna ging ins Wohnzimmer und öffnete den Barschrank. Er spürte eine innere Unruhe, und er wusste genau, woran das lag. Es war inzwischen der achtzehnte September. Gut zwei Wochen waren vergangen, seit Ingrid Bengtsson ermordet worden war, und trotzdem tappten sie weiterhin im Dunkeln.
    Stierna nahm die Cognacflasche und schenkte sich ein ordentliches Glas ein, er hatte das Gefühl, das jetzt zu brauchen. Und er wusste jetzt schon, dass es nicht bei dem einen Glas bleiben würde. Vielleicht würde es ihm gelingen, ein Stadium zu erreichen, in dem es ihm nicht mehr wichtig war, wie es ihm am nächsten Morgen ging.
    Er trat ans Fenster und schaute auf den Friedhof gegenüber. Die Kirche von Kungsholmen in ihrer Schlichtheit, der Friedhof lag einsam da, das spärliche Licht der Laternen führte nur dazu, dass er noch unheimlicher aussah. Die Grabsteine, die Bäume, die Bänke, alles sah geisterhaft aus.
    Eigentlich hatte der Mörder Pech gehabt, auch wenn Stierna wusste, dass der Zufall ihnen häufiger in die Hände spielte. Harry Schiller hatte den Mörder auf der Werft gesehen. Rikard Dahlin hatte ihn wahrscheinlich zu einem Zeitpunkt gesehen, zu dem die Menschen normalerweise

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