Der Mann im Park: Roman (German Edition)
Kaffee schlürfen. Also entschied sie sich für das Café in der Pipersgatan, in der Nähe der Fleminggatan. »Lyktan« hieß es.
Als sie eintrat, empfing sie der Duft von frisch gebrühtem Kaffee. Er gefiel ihr, sie fühlte sich gleich zu Hause.
Karolina bestellte eine Tasse Kaffee mit Milch und eine Zimtschnecke. Obwohl es ziemlich voll war, hatte sie einen Platz an einem Fenstertisch gefunden; sie schaute gern auf das Treiben draußen auf der Straße.
Das Lokal war eng, es gab nur ein Dutzend Tische. Sie war bisher noch nicht hier gewesen, doch es gefiel ihr; vielleicht sollten John und sie auch einmal gemeinsam hierhergehen. Sie hatte eine Zeitung in der Handtasche dabei, holte sie jedoch nicht heraus, hatte keine Lust, sie durchzublättern. Sie wollte lieber nur dasitzen, nachdenken und sich eine Weile wegträumen.
Als sie das Café verließ, sah Karolina auf ihre Uhr und stellte fest, dass sie mehr als eine Stunde dort verbracht hatte. Draußen schlug ihr wieder die Kälte entgegen.
Sie ging die Pipersgatan entlang, überquerte die Kungsholmsgatan. Bald würde sie wieder daheim sein.
Sie träumte von den Orten, an die sie so gern reisen würde. Die Welt sehen. London, John hatte versprochen, dass sie dort hinreisen würden.
46
Berners Amtszimmer. Mit diesem leichten Tabakgeruch, der in den Wänden saß und der Stierna so vertraut war.
»Das heißt also, dass wir seinen Fingerabdruck haben.«
Berner saß hinter seinem Schreibtisch, blätterte in Unterlagen. Es war acht Uhr abends.
»Ja«, bestätigte Stierna, »höchstwahrscheinlich.«
»Und den gibt es nicht in unserem Register?«
»Nein.«
»Das erschwert die Sache. Dann ist er nicht vorbestraft, dann finden wir ihn nicht unter den Sittlichkeitsverbrechern und Gewalttätern, die wir im Blick haben. Gibt es den Abdruck auch auf der Werft?«
»Högstedt und Strand haben ihn dort nicht gefunden.«
Berner zog die oberste Schreibtischschublade auf und nahm eine Zigarrenkiste heraus. Er bot Stierna eine an.
»Nein, danke, ich bleibe lieber bei meinen Zigaretten.«
Berner blickte aus dem Fenster.
»Und wie sieht der nächste Schritt aus?«, fragte er.
Stierna wusste, was er antworten musste, zögerte jedoch.
»Wir müssen so ziemlich jeden Mann, der etwas mit den Ermittlungen zu tun hat, bitten, seine Fingerabdrücke abzuliefern. Und wir werden bei jedem, der neu dazukommt, ebenfalls Abdrücke nehmen. Dann schauen wir, ob einer mit denen von der Einkaufsliste und dem Sammelbild übereinstimmt.«
Eigentlich war er überzeugt davon, dass das nichts bringen würde, nicht jetzt. Der Mann aus dem Vasapark befand sich wohl kaum unter den Verwandten, unter den nahen Freunden, unter den Nachbarn. Unter denen, die sie sich in letzter Zeit angeschaut hatten. Mit der Zeit würden weitere Männer in den Ermittlungen auftauchen. Dann würden sie auch deren Fingerabdrücke nehmen, jedenfalls zum Großteil.
Berner sah müde aus, was nicht häufig vorkam. Aber eigentlich war das auch kein Wunder. Stierna hatte bisher so gut wie nie erlebt, dass Berner noch an einem Samstagabend arbeitete.
»Das ist problematisch, John. Das kann Ärger geben.«
»Wir sagen, es ist freiwillig. Wenn sich jemand weigert, können wir nichts dagegen machen. Aber dann wissen wir, dass wir diese Person umso genauer überprüfen müssen.«
Berner machte eine ausholende Geste, sagte jedoch nichts.
»Was haben wir schon zu verlieren?«, fragte Stierna.
Der Kommissar ging den Flur entlang. Die Wände warfen den Hall seiner Schritte zurück. Die Tür zu seinem Arbeitszimmer war angelehnt. Er spürte eine Unruhe, die er nicht vertreiben konnte. Er betrat sein Büro und ging zu einem Foto, das neben dem Fenster an der Wand hing. Darauf waren er selbst und Roland Lindberg zu sehen. Sie patrouillierten auf der Götgatan, irgendwann während des Krieges, als sie noch Wachtmeister in Södermalm gewesen waren. Der Säbel hing am Gürtel, die Pickelhaube saß, wie sie sitzen sollte.
Er ließ sich auf seinen Schreibtischstuhl fallen und suchte nach den Zigaretten, aber eigentlich hatte er gar keine Lust zu rauchen.
Wieder kam ihm das Sammelbild aus Åhlén & Åkerlunds Serie in den Sinn. Das mit dem jungen, blonden Mann darauf, der ein Hemd mit der schwedischen Flagge trug. Erik Billström, 800-Meter-Läufer.
Der Mörder hatte Ingrid Bengtsson diese Karte gegeben. Wenn nicht jemand anders ihr sie gegeben hatte, der Mörder sie aber dennoch angefasst hatte. Das war möglich, aber Stierna
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