Der Mann im Schatten - Thriller
Smith, schien etwas sagen zu wollen, verkniff es sich aber. Stattdessen begann er wieder auf und ab zu tigern und murmelte dabei: »Scheiße, Scheiße, Scheiße.«
»Komm wieder runter«, riet ihm Smith.
»Du musst diesen Scheißkerl umlegen«, forderte DePrizio. »Leg ihn um, oder ich tu es.«
»Machen wir, Denny, machen wir. Aber erst, wenn der Prozess vorüber ist. Nur noch eine Woche, dann beginnt die Verhandlung. Und in der Zwischenzeit werden wir Kolarich in die Mangel nehmen, damit er die Anschuldigungen gegen dich zurückzieht.«
DePrizio musterte Smith. »Was soll das heißen, >in die Mangel nehmen Der Bruder?«
»Wir arbeiten daran, Denny. Glaub mir, uns liegt die Lösung dieses Problems ebenso sehr am Herzen wie...«
»Wo ist der Bruder? Wo habt ihr ihn versteckt? Ich reiß ihm seinen beschissenen Kopf ab.«
Smith breitete die Hände aus. »Wir kümmern uns schon um ihn.«
»Und wie soll Kolarich die Sache rückgängig machen?«, wollte DePrizio wissen. »Wie will er erklären, dass die Übergabe des Aktenkoffers nicht das war, wonach es aussah?«
»Wir kümmern uns darum«, wiederholte Smith.
Abrupt blieb DePrizio neben einem Weinregal stehen. Seine Augen wurden schmal. Seine Hände zitterten. Er verliert die Nerven, dachte Smith. Er wird zum Problem.
»Ich lass mich nicht zum Sündenbock stempeln«, sagte DePrizio.
»Sie haben dich noch nicht mal angeklagt, Denny.«
»Sie haben meine Dienstmarke und meinen Revolver eingezogen.
Und sie werden mich anklagen.« Er wedelte mit der Hand. »Und du sagst mir, ich soll einfach stillhalten.«
»Ich hab dir gesagt, wir unternehmen etwas.«
»Wann?«
»Wenn der richtige Zeitpunkt dafür gekommen ist. Wir haben seinen Bruder, Denny. Für den Kerl ist jetzt Schluss mit lustig.«
»Für mich auch«, erwiderte DePrizio. Er trat langsam auf Smith zu, der sich innerlich straffte. Aus der Nähe sah Smith es noch deutlicher, selbst in diesem schwachen Dämmerlicht. DePrizios Augen lagen tief in den Höhlen und glühten. Er stand kurz vor dem Zusammenbruch. »Sag das Carlo, sag es allen, die es angeht. Bei mir ist endgültig Schluss mit lustig.« Er bohrte seinen Zeigefinger in Smiths Brust, bevor er den Weinkeller verließ.
56
Shauna schickte unsere Assistentin Marie los, um Sandwiches und Kaffee zu holen. Nach einem dicken, salzigen Roastbeef-Sandwich und einem großen Becher Starbucks fühlte ich mich schon etwas besser, besonders nachdem ich Shauna alles gebeichtet hatte.
»Ich bin verzweifelt«, erklärte ich. »Ich muss Pete unbedingt finden.«
» Die sind verzweifelt«, entgegnete Shauna. »Ich meine, Jason, verzweifelt reicht da gar nicht aus. Eine Entführung? Damit
haben sich diese Burschen richtig tief reingeritten. Verzweifelt? Die Typen drehen komplett am Rad.«
»Wenn man versucht, eine Serie von Kindermorden zu vertuschen, passiert das schon mal.«
Shauna nickte. »Du glaubst, die haben Audrey und die anderen Mädchen getötet, und jetzt schrecken sie vor nichts zurück, um zu verhindern, dass du es rauskriegst.«
»Deshalb macht der DNA-Test sie so nervös.«
Shauna verzog das Gesicht. »Aber es wird doch ohnehin einen DNA-Test geben, oder? Der Cop, der damals in Audreys Fall ermittelt hat, wie war nochmal sein Name...?«
»Carruthers.«
»Carruthers wird doch sicher DNA-Tests für diese Mädchen beantragt haben. Und wenn auch nur, um ihre Identität festzustellen.«
Natürlich. Shauna hatte Recht. »Okay.« Ich ließ mich auf ihren Gedankengang ein, und plötzlich spürte ich neuen Elan. Hatte ich in meinem panischen, übermüdeten Zustand etwas übersehen? »Warum hat sich Smith dann so über den DNA-Test aufgeregt, den ich beantragt habe? Ein DNA-Test ist ein DNA-Test. Egal, ob ich ihn beantrage oder jemand anders. Früher oder später wird er sowieso durchgeführt.«
Shauna starrte an die Decke, offensichtlich tief in Gedanken. »Aufschub«, sagte sie. »Wenn dieser Carruthers einen Test durchführen lässt, hat das keine Auswirkung auf Sammys Prozess. Denn es handelt sich um ganz andere Ermittlungen. Richtig? Aber wenn du einen Test in Zusammenhang mit Sammys Prozess beantragst...«
»Dann wird Sammys Prozess verschoben. Genau. Alles dreht sich um die Verzögerung. Um das Timing.« Es fühlte sich an, als hätte sich in mir eine Tür geöffnet, aber ich konnte
noch nicht hindurchgehen. »Meine Vermutung ist, je länger ich den Fall habe, desto mehr Zeit bleibt mir, in Erfahrung zu bringen, wer Audrey getötet hat. Also
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