Der Mann im Schatten - Thriller
und ab, versuchte die Angst abzuschütteln, schlug mit der Faust gegen einen Küchenschrank, fluchte, brüllte, und der Schweiß strömte mir übers Gesicht. Sie folterten meinen Bruder, und nur wegen meiner bescheuerten Einzelkämpferhaltung.
Da ich zu Hause absolut nichts tun konnte, lief ich zurück zu meinem Wagen und fuhr ins Büro, wobei ich es kaum fertigbrachte, die Hände ruhig am Steuer zu lassen. Als mein Telefon summte, griff ich danach, das Herz von tödlichem Hass erfüllt.
»Kolarich«, meldete sich Smith.
»Für jeden Finger, den er verliert, Smith, hol ich mir zwei von Ihnen.«
»Mit wem, zum Teufel, glauben Sie, haben Sie es hier zu tun«, fauchte er. »Denken Sie, Sie können uns drohen? Denken Sie, wir würden nicht zehnmal so hart zurückschlagen? Kapieren Sie langsam, wie der Hase läuft, mein Junge?«
»Es... es tut mir leid«, sagte ich, während ich mich leise verfluchte, weil ich Schwäche zeigte, aber die Verzweiflung hatte mich einfach überwältigt. »Ich habe nur versucht, ihn zu schützen. Bitte lassen Sie ihn gehen. Ich habe meine Lektion gelernt. Ich... werde die Sache mit DePrizio wieder in Ordnung bringen.«
Ich wusste, das war genau das, was Smith wollte - Kapitulation. Jede Synapse in meinem Hirn brüllte mich an, dass es die falsche Entscheidung war, dass ich die Oberhand behalten musste, aber die Angst war einfach übermächtig. Bitte lassen Sie ihn gehen. Bitte.
»Sie bringen die Sache mit DePrizio in Ordnung, Punkt«, gab er zurück. »Und an jedem Tag, an dem Sie das nicht tun, schneiden sie Ihrem Bruder etwas anderes ab. Oh, und ich soll Ihnen ausrichten, Ihr Bruder heult wie ein kleines Mädchen.«
Ich biss mir auf die Zunge. Er hatte mich in der Hand, und wir beide wussten das, aber ich war nicht ganz wehrlos. DePrizio stellte jetzt eine Gefahr für Smith dar, ein unkalkulierbares Risiko. Er konnte bei Interne Ermittlungen plaudern - Smith und seinen Mandanten verraten, um seinen eigenen Arsch zu retten. Smith konnte sich nicht sicher sein. Also musste er dafür sorgen, dass DePrizio entlastet wurde.
Es gab keine eindeutigen Antworten. Beugte ich mich Smiths Forderung, würden sie Pete vermutlich ohnehin irgendwann töten. Ließ ich es auf eine Kraftprobe ankommen und DePrizio den Bach runtergehen, würden sie Pete foltern, auf Arten, die ich mir kaum vorstellen konnte - aber immerhin
hatte ich dann eine Chance, ihn überhaupt wiederzusehen.
Es war die einzige Lösung. Egal, was es für Pete in der Zwischenzeit bedeutete, ich musste ihn aus ihren Händen befreien. Ich musste jeden nur erdenklichen Hebel in Bewegung setzen, um ihn freizubekommen.
Ich holte tief Luft und bellte: »Nicht, bevor Sie Pete nicht freilassen.« Dann klappte ich das Handy zu und zerquetschte es dabei fast in der Faust.
Irgendwie schaffte ich es bis in mein Büro, froh, in diesem Zustand keinen Unfall gebaut zu haben. In den letzten drei Wochen hatte ich keine Nacht mehr richtig geschlafen. Mein Hirn war umnebelt, meine Gliedmaßen fühlten sich an wie weichgekochte Nudeln, und meine Gefühle spielten verrückt. Ich hatte null Reserven im Tank, und dabei ging mein Job gerade erst los.
»Ich finde dich«, sagte ich ins Leere.
»Führst du jetzt schon Selbstgespräche?«
Shauna Tasker stand auf der Schwelle zu meinem Büro.
»Gott, Jason, du siehst beschissen aus.«
»Lass mich in Ruhe«, sagte ich und rieb mir das Gesicht.
»Nein.« Tasker trat ein und unterzog mein Büro einer kritischen Musterung. »Nein, ich glaube nicht, dass ich das tun werde.«
»Geh weg, Shauna. In deinem eigenen Interesse.«
Es war mir ernst. Smiths Leute würden mich jagen, wenn Sammys Prozess erst mal vorüber war, aber bevor sie sich an meine Fersen hefteten, würden sie Pete töten. Selbst wenn ich noch irgendwelche Zweifel daran gehabt hätte, hätte ihr kleines Geschenk im Briefkasten diese endgültig beseitigt. Mein Bruder und ich wussten schon viel zu viel über ihre Machenschaften.
Und ich durfte nicht zulassen, dass Shauna Tasker ihr drittes Opfer wurde.
»Du wirkst, als hättest du seit Monaten nicht geschlafen«, bemerkte sie. »Du rennst durch die Gegend wie ein Irrer, und dann fällt mir auch noch diese eidesstattliche Erklärung von einem gewissen Marcus Mason in die Hände, in der von Pete und einer Drogenklage die Rede ist, aber du spielst weiterhin den einsamen Rächer, der glaubt, er könnte sämtliche Probleme der Welt im Alleingang lösen. Ich hab keine Ahnung, was da läuft, Jason,
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