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Der Mann im Schatten - Thriller

Der Mann im Schatten - Thriller

Titel: Der Mann im Schatten - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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regelmäßigen Bürozeiten eingehalten. Die meisten Nächte hatte ich mir mit Pete um die Ohren geschlagen, der eine unerschöpfliche Energie zu besitzen schien, was Bars und Frauen betraf. Gelegentlich war ich auch mit Shauna um die Häuser gezogen, aber das war eine ganz andere Geschichte, weil ich die meiste Zeit irgendwelche betrunkenen Idioten abwimmeln musste, die ihr an die Wäsche wollten.
    »Ich gehe heute mit Smitty und Dom zum Lunch«, erklärte sie, ohne von ihren Unterlagen aufzusehen. »Kommst du mit?«
    Die Frage war bewusst beiläufig gestellt. Sie wusste zwar nicht genau, was ich während meiner Mittagspausen trieb, hatte aber vermutlich so eine Ahnung. In all den letzten Monaten hatte sie sich redlich darum bemüht, mich aus meinem Sumpf zu ziehen. Dabei hatte sie mich aber nie zu irgendetwas gedrängt, und das tat sie auch jetzt nicht.
    »Leider keine Zeit«, erklärte ich.
    Sie schaute hoch und ließ einen Moment lang ihren liebevollen und zugleich missbilligenden Blick auf mir ruhen, bevor sie sich wieder ihren Akten zuwandte. Wahrscheinlich war sie sich nicht ganz sicher, wie sie mich behandeln sollte. Ich war ziemlich am Boden zerstört gewesen, hatte mich in meine
vier Wände verkrochen und nur noch selbst bemitleidet, daher hielt sie es vermutlich für angeraten, so oft wie möglich bei mir zu sein und mich nicht allein zu lassen. Gleichzeitig kannte sie mich besser als jeder andere und wusste, dass ich tief in meinem Innern ein Einzelgänger war.
    »Marie hat was von einem Mordfall erwähnt.«
    »Der Prozess beginnt in vier Wochen.«
    »Oh, vier ganze Wochen.« Das liebe ich an Shauna. Sie lässt sich durch kaum etwas aus der Ruhe bringen. Selbst als der Seniorpartner in ihrer früheren Firma sie sexuell belästigte, konterte sie ganz trocken mit einem Gegenangebot: Entweder erfuhren die Aufsichtsbehörde und seine Ehefrau davon, oder er ließ sie mit einer großzügigen Abfindung und dem einen oder anderen Klienten im Gepäck ziehen. »Wie bist du an den Fall gekommen?«
    Ich nannte ihr den Namen meines Mandanten.
    »Sammy Cutler?« Der Name schien ihr zunächst nichts zu sagen, aber sie kramte weiter in ihrem Gedächtnis. »Sammy...« Sie zog die Füße vom Tisch. »Der von der BonBons?« Damit war die Bonaventure Highschool gemeint. »Dieser unheimliche Typ, der immer Armeejacken trug und die ganze Zeit bekifft war?«
    Ihre Reaktion vertiefte mein Unbehagen. Shauna hatte damals offensichtlich nicht mitgekriegt, dass Sammy und ich früher dicke Freunde gewesen waren. Das erinnerte mich schmerzhaft daran, wie sehr ich auf Distanz zu ihm gegangen war, nachdem ich in meinem Sophomore-Jahr als Footballcrack Teil der Schulelite geworden war.
    »Sammy war als Kind mein bester Kumpel«, erklärte ich bestimmt, um ein wenig Respekt für seine Person einzufordern. Shauna war ein gutes Stück entfernt von uns aufgewachsen,
in einem behüteten Mittelklasse-Viertel, das aber ebenfalls im Einzugsgebiet der BonBons lag. »Er hat direkt neben mir gewohnt.«
    »Und er hat jemanden umgebracht?«
    Sammy hatte es zwar nicht direkt zugegeben, aber ich ging davon aus. »Er hat den Typ erschossen, der seine Schwester auf dem Gewissen hat«, erwiderte ich und konnte nun natürlich nicht mehr umhin, ihr die ganze Geschichte zu erzählen. Wie wir musste Shauna damals so um die sieben Jahre alt gewesen sein, und vielleicht hatte sie in irgendeiner Form von den tragischen Ereignissen gehört - ihre Eltern hatten das ganz sicher. Wobei für sie das Ganze natürlich längst nicht die Tragweite besessen hatte wie für mich.
    Nachdem sie schweigend gelauscht hatte, stieß sie theatralisch die Luft aus. »Also, Mr Kolarich, das klingt nach einem verdammt verzwickten Fall. Brauchst du Hilfe?«
    »Schon möglich«, erwiderte ich. Dann klatschte ich mit der flachen Hand gegen den Türrahmen und verzog mich, bevor sie mich in ein längeres Gespräch verwickeln konnte.
    »Wie du vielleicht bemerkt hast«, rief sie mir nach, »habe ich mich nicht nach seinen finanziellen Verhältnissen erkundigt.«
    In einem Anfall von Hochmut hatte ich Shauna einmal vorgehalten, sie lege zu viel Wert auf dicke Vorauszahlungen und prompte Rechnungsbegleichung. »Du bist eine wahre Menschenfreundin, Tasker.«
    »Begleite mich zum Lunch mit Dom und Smitty, Jason! Ich meine es ernst! Smitty lädt ein.«
    Ich ignorierte die Aufforderung, auch wenn ich die Geste zu schätzen wusste. Ich hatte bereits eine Verabredung zum Lunch.
    »Seit wann ist

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