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Der Mann im Schatten - Thriller

Der Mann im Schatten - Thriller

Titel: Der Mann im Schatten - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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aus der Nähe an.« Er schüttelte den Kopf. »Das Problem ist, einer von ihnen wirkte, als hätte er Verdacht geschöpft. Also musste ich schnell eingreifen und sie dingfest machen. Und das hab ich dann auch getan.« Er wedelte mit der Hand. »Etwa fünf Minuten später ist der Streifenwagen mit Verstärkung angerückt. Klar, eins der Arschlöcher ist mir entwischt, aber zwei haben wir einkassiert.«
    »Was ist mit dem anderen Typen passiert, den Sie einkassiert haben?« Ich spielte auf Marcus Mason an, ohne ihm zu verraten, dass ich etwas über diesen Kerl wusste. »Er war nicht in Untersuchungshaft.«
    Ein Ausdruck des Verstehens huschte über sein Gesicht. »Ach, deshalb glauben Sie, dass er mein V-Mann war. Nein, der Kerl gehört zur Tenth Street Crew. Wir hatten in der Nacht schon ein paar von diesen Kerlen in Gewahrsam. Und wir wollten sie nicht zu einer Wiedersehensfeier in der Zelle animieren.«
    In diesem Punkt zumindest sagte er die Wahrheit. Einer von den T-Streeters, Cameron, hatte tatsächlich in dieser Nacht in der Zelle auf Pete aufgepasst.

    »Außerdem dachte ich, Ihr adretter kleiner Bruder zusammen mit dem Typen - ich meine, vermutlich hätte er Ihren Bruder nur als lästigen Zeugen betrachtet. Wäre womöglich keine lustige Nacht für ihn geworden. Also hab ich den T-Streeter rüber in die Eins-Fünf geschickt.« Das war das Nachbarrevier. »Dort konnte er keinen Schaden anrichten. Sie sollten mir dankbar sein, Herr Anwalt.«
    Ich bedankte mich nicht. Stattdessen beobachtete ich ihn, lauerte auf einen Riss in der Fassade. Ich war abwechselnd wütend und verzweifelt. Die Geschichte des Detectives klang glaubwürdig. Ich rang etwa eine Minute lang mit mir, ohne meine innere Zerrissenheit zu verbergen, schnaufte schwer, schüttelte den Kopf.
    Dann blickte ich erneut zu Detective DePrizio, der mich mit einigem Interesse musterte. Wie schon so oft in diesem Fall musste ich mich auch jetzt allein auf mein Bauchgefühl verlassen. Ich hatte einen Plan. Er war der eigentliche Grund, warum ich heute hier war, aber ich zögerte noch. Erneut überdachte ich die Geschichte, die DePrizio mir eben aufgetischt hatte, taxierte ihn und traf dann eine Entscheidung, die ich hoffentlich nie bereuen würde.
    Ich beschloss, DePrizio auf die Probe zu stellen.
    »Ich glaube, dass man meinen Bruder in eine Falle gelockt hat«, erklärte ich.

36
    DePrizio beobachtete mich aufmerksam, während ich meine Geschichte erzählte - den Teil zumindest, den ich bereit war, ihm anzuvertrauen. Als ich geendet hatte, schüttelte er langsam den Kopf. »Sie glauben also, dass ein Typ Sie erpresst. Er will, dass Sie ihm in einem Rechtsfall helfen, aber Sie wollen nicht.«
    »Richtig.«
    »Und deswegen hat der Typ Ihrem Bruder diese Falle gestellt. Wenn Sie nicht tun, was er verlangt, wandert Ihr Bruder hinter Gitter.«
    »Stimmt genau.«
    »Aber Sie haben keine Ahnung, wie der Typ heißt.«
    »Nein.«
    »Alles, was Sie mir über ihn sagen können, ist, dass er schätzungsweise hundert Kilo wiegt, graues Haar hat und ungefähr um die fünfzig ist. Eine Beschreibung, die auf etwa drei Millionen Menschen in dieser Stadt passt.«
    »Mehr kann ich leider nicht bieten.«
    »Um was genau sollen Sie für diesen mysteriösen Mann tun?«
    »Das darf ich nicht verraten«, erklärte ich ihm. »Anwaltliche Schweigepflicht.«
    DePrizio war einen Moment still, als wartete er auf die Pointe, dann stieß er ein Geräusch hervor, das gewisse Ähnlichkeit mit einem Lachen hatte. »Und Sie erwarten von mir, dass ich Ihnen all das glaube?«
    »Ehrlich gesagt, nein. Aber ich hoffe, dass Sie die Sache im Hinterkopf behalten.«

    DePrizio ächzte, scheinbar hin- und hergerissen, ob er die Geschichte als zu weit hergeholt zurückweisen oder höfliches Interesse zeigen sollte. Scheinbar , sage ich, denn je mehr er sich auf mein Spiel einließ, desto klarer wurde, dass Detective Denny DePrizio nichts als verlogene Scheiße redete. Er war Smiths Partner, Teil des Plans, meinem Bruder etwas anzuhängen, und ich musste mit äußerstem Fingerspitzengefühl vorgehen.
    Zum Glück war ich der ungeschlagene Meister darin, verlogene Scheiße zu reden, also machte ich weiter. »Ich kann Sie gut verstehen, Detective. Sie kriegen täglich jede Menge Lügen zu hören. Da kann man schon den Glauben an die Menschheit verlieren. Aber ich halte Sie für jemanden, der seinen Job immer noch ernst nimmt. Ich meine, wie viele Cops würden schon ein Lagerhaus kontrollieren, obwohl sie

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