Der Mann im Schatten - Thriller
warum die Augenzeugen dich beobachtet haben. Vielleicht hast du irgendwo in der Nähe des Gebäudes gestanden, hast einen Schuss gehört, bist weggelaufen, und in dem Moment sieht dich das nette ältere Pärchen. Damit hätten wir eine Art Erklärung. Nichts wirklich Schlagendes, aber...«
»Nein, nichts wirklich Schlagendes. Und ich müsste denen erklären, warum ich da draußen rumhing, um nachzudenken, direkt neben diesem verfluchten Gebäude. Nein, ich saß die ganze Zeit im Wagen. Und das kann die Kamera nicht widerlegen.«
Sammy hatte lange Zeit gehabt, um darüber nachzudenken. Es war seine Geschichte, und er war offensichtlich fest entschlossen, dabei zu bleiben.
»Großer Zufall«, sagte ich.
Er zuckte mit den Achseln. »Das Leben ist voll davon, oder?«
Irrtum. Aber wir hatten jetzt keine Zeit, das zu vertiefen. Sie hatten den verdammten Wagen auf dem Video, der um 20.34 Uhr eingeparkt wurde und um 21.08 Uhr wieder davonfuhr. Das entsprach genau dem Zeitfenster, innerhalb dessen Griffin Perlini ermordet worden war.
Mein guter Freund Smith hatte vorgeschlagen, uns gemeinsam eine Erklärung für Sammys Anwesenheit am Tatort in dieser Nacht zurechtzuschustern. Ich war davon ausgegangen, dass Sammy mitspielen würde, wenn uns etwas halbwegs Plausibles einfiel. Aber wie willst du jemandem plausibel erklären,
dass du quer durch die ganze Stadt kutschierst, um irgendwo eine halbe Stunde zu parken - genau die halbe Stunde, in der der Mord geschieht - und dann wieder wegfährst?
Ich ließ es jedoch für den Moment auf sich beruhen. Wenn Smith und ich eine bessere Idee für ein Alibi hatten - und ich war mir sicher, dass Smith an einem bastelte -, konnte ich immer noch versuchen, es Sammy schmackhaft zu machen.
Als ich zu meinem Wagen zurückkehrte, klingelte das Handy. Die Nummer des Anrufers wurde unterdrückt.
»Mr Kolarich, hier ist Jim Stewart.«
»Danke für Ihren Rückruf«, sagte ich. Seine Eltern mussten wirklich große Fans des berühmten Schauspielers gewesen sein, denn mal ehrlich, wenn man seinem Kind so einen Namen verpasst, muss es sich zwangsläufig sein ganzes Leben lang blöde Kommentare anhören.
»In Ihrer Nachricht haben Sie Lightner erwähnt. Arbeiten Sie mit Joel zusammen?«
»Ja, er hat mir Ihre Nummer gegeben.«
»Verstehe. Die Sache klingt, als sollten wir uns treffen.«
Ich blickte mich auf der Straße nach meinem Verfolger um, der im Moment nirgendwo zu sehen war.
»Haben Sie heute Nachmittag Zeit für mich?«, fragte ich.
»Liebling, ich bin zu Hause!«, rufe ich wie ein Ehemann aus einer TV-Serie der Fünfzigerjahre, eine Art Running Gag zwischen mir und meiner Frau. Diese Woche geht es im Büro nicht so hektisch zu. Das kommt eher selten vor, daher versuche ich, die Gelegenheit zu nutzen.
»Daddy!« Emily hat die Eingangstür gehört. Sie kommt die Treppe heruntergehüpft, und ich breite die Arme aus.
»Hallo, Prinzessin!«, sage ich mit dieser sanften Stimme, die
allein meiner Tochter vorbehalten ist. Es folgt das übliche Programm mit Küsschen, Kitzeln und fröhlichem Gequieke. Als Emily und ich die Treppe hinaufsteigen, halte ich sie kopfüber, trotz ihres gespielten Protests.
Ich finde Talia im Schlafzimmer. Sie tritt gerade aus dem Bad und wischt sich die Augen. Sie lächelt mich an, aber aus ihrem Blick spricht nicht nur ungetrübte Freude.
»Hallo, Schatz.« Ich setze Emily ab und wende mich meiner Frau zu. Ihr Ausdruck hat etwas Zwiespältiges, es ist nicht notwendigerweise etwas Gutes oder Schlechtes, aber in jedem Fall etwas Bedeutsames. Mein Blick fällt auf das Bett, auf die geöffnete Schachtel, den schmalen Zettel daneben, eine gefaltete Gebrauchsanweisung.
»Oh.« Ich wende mich wieder ihr zu, und wir sehen uns in die Augen. Wir haben dieses Thema in letzter Zeit ernsthaft, aber entspannt erörtert. Ernsthaft in dem Sinne, dass sie weiß, dass es mir ernst damit ist, und entspannt, weil wir es nicht zwanghaft darauf angelegt haben.
»Ist es... bist du...?« Ich laufe um das Bett herum und nehme ihre Hände in die meinen. »Kriegen wir ein...?«
Meine Stirn berührte ihre, und ich kann spüren, wie die Hitze unserer Körper verschmilzt. Sie kann ihre Gefühle nicht länger zurückhalten. »Das ist es doch, was du wolltest, oder?«, flüstert sie.
Ich schlinge meine Arme um sie. »Natürlich ist es das, was ich will, Schatz. Natürlich.« Ich drehe mich zu Emily um, die sich offensichtlich von einem Geheimnis ausgeschlossen fühlt. »Komm her,
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