Der Mann mit dem roten Zylinder
nervös an den Hosennähten auf- und abrutschen und — zwei gleiche Gesichter, wie zwei Eier, denkt Mister Rankfield.
Keinen Zweifel, daß es sich um Zwillinge handelt.
Rankfield tritt den beiden bis auf einen Schritt entgegen.
„Zwillinge?“
„Ja!“ kommt die Antwort wie aus einem Mund.
Rankfields Mundwinkel verziehen sich zu einem Schmunzeln.
„Wie schafft es eigentlich euer Lehrer, daß er euch auseinanderhält?“ will er amüsiert wissen.
„Er schaut uns hinter die Ohren, Mister Rankfield“, antwortet Ola.
Sekundenlang verfinstert sich Rankfields Gesicht, weil er denkt, die zwei wollen ihn auf den Arm nehmen. Doch als Ola schnell hinzusetzt: „Mein Bruder hat hinter dem Ohr einen Leberfleck!“ ist Mister Rankfield wieder zufrieden.
„Verstehe ich. Und du hast keinen?“
Ola kann es nicht lassen. Er grinst dem Amerikaner unverschämt ins Gesicht. „Doch, Mister!“
Im gleichen Augenblick fahren die beiden erschrocken zusammen, als Rankfield mit mächtigem Stimmaufwand ruft:
„Zum Donner, ihr Lausbuben, wollt ihr Witze mit mir machen?“
„Nein, Mister Rankfield“, flüstert Ola und denkt, daß es wohl besser ist, den Mann aus Übersee aufzuklären. „Ich habe zwei Leberflecke hinter dem Ohr!“ nuschelt er mit gesenktem Kopf und schielt zu seinem Bruder hinüber.
„Genug der Leberflecke“, findet Rankfield. „Ihr seid vom Büro Olanson geschickt. Also — was gibt’s?“
Stille.
Jonas holt tief Luft, doch Ola kommt ihm zuvor:
„Wir kommen nicht vom... ich meine, uns hat niemand geschickt“, stottert er unbeholfen und erwartet eine Schimpfkanonade.
„Wir wollten Sie nur etwas fragen, Mister Rankfield“, steht ihm sein Bruder bei.
Mister Rankfield stützt die Hände in die Seiten, während seine Augen unverwandt auf den beiden Amateurdetektiven ruhen.
„Was wollt ihr mich denn fragen?“
Seine Stimme ist ruhig. Fast zu ruhig.
„Wir wollten Sie fragen, ob wir die Belohnung von tausend Dollar auch bekommen, wenn wir den Mann mit dem roten Zylinder finden? Das wollten wir fragen.“
Rankfields Miene entspannt sich. Wohlwollend blickt er auf Jonas und Ola. Doch dann fällt ihm etwas ein.
„Woher wißt ihr denn, daß ich mit dem Büro Olan-son in Verbindung stehe?“
„Wir haben es durch Zufall erfahren, Mister Rankfield.“ Ola versucht, dazu ein treuherziges Grinsen hervorzuzaubern.
„Habt ihr denn eine Spur?“ will der Amerikaner wissen.
Jonas will gerade zu einer informierenden Erklärung ansetzen, als ihm Ola schnell in die Parade fährt.
„Vielleicht“, antwortet er diplomatisch.
„Hm“, macht Rankfield und fährt sich durch den dichten Vollbart. „Hm“, noch einmal. Dann erläutert er in freundlichem Ton: „Bringt mir den Mann mit dem roten Zylinder, und ihr erhaltet ebenso die Belohnung wie die Leute, von denen ihr es durch Zufall gehört habt. So war es doch — durch Zufall?“
Beide nicken stumm. Sie finden, daß das immer noch entschuldbarer ist, als lauthals zu schwindeln.
„Dann macht euch mal jetzt auf die Suche“, lächelt Rankfield. „Mal sehen, was von eurer Spur übrigbleibt.“
Sie machen beide einen tiefen Diener.
Und beide sagen höflich: „Auf Wiedersehen.“
Dann springen sie wie ein Wirbelwind die Treppen hinunter, weil ihnen der Fahrstuhl zu langsam fährt.
Fredrik Hake stopft gerade den letzten Rest einer Bratwurst in seinen Mund, als der Summer des Telefonapparates zu schnurren beginnt.
Mit zwei Fingern, an allen anderen glänzt das Fett, hebt er den Hörer in die Höhe des Mundes.
„Hhe Büra Alanschen“, bringt er mühsam mit vollem Mund heraus. Im gleichen Augenblick zuckt er zusammen.
„Wer ist dort?“ knallt es aus der Hörmuschel, und Fredrik findet, daß ein Lautsprecherwagen auch nicht mehr Lärm machen kann. Zum Glück ist es ihm inzwischen gelungen, den Bratwurstzipfel mit einem gewaltigen Schluck hinunterzuwürgen.
„Hier Büro Olanson“, meldet er sich noch einmal.
„Hier ist Rankfield. Ich möchte Mister Olanson sprechen.“
„Sofort, Mister Rankfield, ich schalte um“, gibt Fredrik in höchster Eile zurück und verzieht gleichzeitig in der Erinnerung an eine dicke Zigarre das Gesicht.
„Chef, melden Sie sich bitte, dieser Amerikaner ist an der Strippe“, avisiert er den Anrufer seinem Arbeitgeber.
Ja, und was Fredrik dann hört, sind Wortfetzen. Wortfetzen, die durch die geschlossene Tür zu ihm dringen und die von Sekunde zu Sekunde lauter werden.
Fredrik Hake will sich gerade über
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