Der Mann mit dem roten Zylinder
verschwinden, die ich Ihnen, verehrter Herr Detektiv, zustellen werde.
Der Mann mit dem roten Zylinder.
Fredrik läßt den Brief sinken. Er ist bleich, und seine Stimme klingt ein wenig heiser, als er zu Olanson gewandt spricht:
„Das ist ’ne dicke Emma!“
„Laß deine komischen Ausdrücke. Aber du hast recht. Das ist wirklich eine dicke Emma. Entweder hält dieser Herr uns für grenzenlos dumm, oder er ist sich seiner Sache tatsächlich so sicher.“
Fredrik ballt die Hände zu Fäusten. „Wenn ich den erwische, dann... Ja, was ist dann eigentlich, Chef?“, fragt Fredrik ernüchtert und versteckt seine Hände verlegen in den Hosentaschen. Doch da fällt ihm gerade noch etwas ein:
„Dann haben wir tausend Dollar verdient“, strahlt er seinen Chef an, der über die schnelle Gefühlswandlung lächeln muß.
„Du meinst also, daß wir in der Staatsoper Posten beziehen sollen?“
„Ich bin dafür!“ nickt Hake. „Und wir werden ihn erwischen.“
„Na schön, Fredrik. Wollen sehen, was dabei herauskommt. Weißt du, was wir jetzt machen?“
„Nein.“ Fredrik sieht seinen Chef erwartungsvoll an.
„Jetzt machen wir Schluß für heute“, klärt Olanson seinen Gehilfen trocken auf. „Oder dachtest du, daß ich mich schon jetzt vor die Staatsoper stelle?“
Nun, was Fredrik denkt, sagt er nicht. Und so kommt es, daß die beiden Detektive wenig später das Büro verlassen, ohne noch ein weiteres Wort über den Mann mit dem roten Zylinder zu sprechen.
Ola ist völlig ausgepumpt, als er sein Rad vorsichtig in die Gerätehütte zurückstellt. Er wirft einen Blick auf das dunkle Fenster... Ob Jonas schon schläft? überlegt er und tastet sich zum Schuppen hinüber, an dessen Seitenwand er die Leiter hingelegt hatte.
Er findet alles unverändert vor.
Behutsam richtet er die Leiter auf.
Zwei Minuten später stößt er das nur angelehnte Fenster auf und klettert leise ins Zimmer.
Jonas fährt entsetzt hoch.
„Mensch, Ola... du hast mich aber erschreckt!“ stottert er, noch immer voller Angst. „Wo warst du denn so lange?“ fragt er mit weit aufgerissenen Augen.
„War Mutter oder Vater hier?“ will Ola zunächst wissen.
„Niemand. Vater ist erst vor kurzem nach Hause gekommen.“ Und schnell setzt er hinzu: „Hoffentlich hat er dich nicht gesehen.“
„Mich hat niemand gesehen!“ antwortet Ola und setzt sich auf das Bett zu Jonas.
„Wenn du wüßtest, was mir passiert ist...“ beginnt er. Die Aufregungen der letzten Stunde kann man ihm noch anmerken.
„Was hat Onkel Sörenson gesagt?“ will Jonas wissen. Doch Ola winkt ab.
„Onkel Sörenson ist nach Uppsala gefahren und kommt erst übermorgen zurück.“ Und dann sprudelt es aus ihm heraus. Flüsternd und atemlos berichtet er dem Bruder von seinem nächtlichen Abenteuer. Jonas’ Augen werden immer größer. Fassungslos blickt er auf Ola, als könne er das Gesagte nicht glauben.
„Hast du denn gar keine Angst gehabt?“
Ola zögert einen Augenblick. Einige Atemzüge lang hat er den Gedanken, diese Frage als Zumutung abzutun, doch dann nickt er nur stumm.
„Und du glaubst wirklich, daß dieser Doktor Kratt der Mann mit dem roten Zylinder ist?“ fragt Jonas.
„Ganz bestimmt. Warum hat er mir denn nicht geantwortet? Und warum versteckt er den roten Gegenstand vor mir?“
„Und du meinst, daß du das Haus wiederfindest?“
„Mit verbundenen Augen“, übertreibt Ola und setzt hinzu: „Morgen mittag nach der Schule fahren wir hin.“
Jonas schluckt schwer.
„Aber wir können doch nicht einfach klingeln und fragen, ob hier der Mann mit dem roten Zylinder wohnt.“
„Wir verstecken uns in der Nähe und warten, bis er herauskommt. Und wenn wir dann alles genau wissen, gehen wir zu Mister Rankfield und holen uns die tausend Dollar.“
„Und was ist mit Vater?“
„Dem sagen wir natürlich kein Wort.“
Beide schweigen eine Zeitlang.
Dann, ganz plötzlich, richtet sich Ola auf.
Und als Jonas das deutliche Erschrecken in Olas Blick sieht, fragt er ängstlich:
„Was hast du denn, Ola?“
„Was machen wir dann, wenn uns der Amerikaner die Belohnung nicht gibt? Vielleicht gilt das nur für Erwachsene?“
Jonas kneift nachdenklich die Lippen zusammen. Man sieht, wie es hinter seiner Stirn arbeitet. Wie er versucht, auf die plötzlich aufgetauchte Frage eine Antwort zu finden. Doch sein Zwillingsbruder nimmt ihm das Denken ab:
„Ich hab’s. Bevor wir zu Doktor Kratt fahren, gehen wir zu Mister
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