Der Mann mit dem roten Zylinder
die plötzliche Stille wundern, als es zum zweiten Male knallt. Diesmal ist es die Tür zu Olansons Büro, die ungestüm auf gerissen wird.
Erik Olanson, hochrot im Gesicht, brüllt Fredrik an:
„Los, zum Wagen. Wir müssen sehen, daß wir sie noch am Hotel abfangen.“
Fredrik springt auf. Und während seine lange Figur hinter Olanson herrennt, überlegt er pausenlos, wen der Chef am Hotel abfangen will. Zustände sind das! Fredrik beschließt, zunächst erst einmal lustig mit den Ohren zu wackeln.
Als sie wenige Minuten später zusammen im Auto sitzen, gibt Olanson die notwendige Aufklärung. Wütend erzählt er:
„Stell dir vor, meine beiden Sprößlinge waren bei Rankfield.“
Ja, und da verschlägt es dem „Horchgerät“ die Rede.
„Sie haben ihn gefragt, ob sie die Belohnung auch bekämen.“
Da findet Fredrik die Sprache wieder.
„Das ist ’ne dicke Emma!“ seufzt er. „Der Nachwuchs macht dem Vater Konkurrenz, ei-ei-ei.“
Olanson geht nicht weiter auf Fredriks Unken ein. „Sie haben bei Rankfield den Eindruck hinterlassen, als ob sie mehr wüßten als wir.“
Hätt’ ich doch mit den Gartenzwergen fifty-fifty gemacht, denkt Fredrik...
Nach knappen zehn Minuten erreichen Erik Olanson und sein Gehilfe Fredrik Hake das „Esplanade“. Doch von Ola und Jonas ist nichts mehr zu sehen. Auch der Portier des Hotels kann ihnen nicht helfen. Zähneknirschend beschließt Olanson, die Gegend mit dem Wagen langsam abzufahren. Vielleicht könnten sie Glück haben. Doch sie hatten keines.
Jonas und Ola waren schon zu weit weg. Sie näherten sich bereits ihrem Ziel...
Das Haus der vergitterten Fenster
Ungefähr hundert Meter vor dem bewußten Haus steigen Ola und Jonas von ihren Rädern. Zwei dicht stehende Hagebuttensträucher erscheinen ihnen als Versteck gerade richtig.
Jonas dreht sich unbehaglich einmal um die eigene Achse.
„Bist du sicher, daß es hier ist?“ erkundigt er sich mißtrauisch.
„Klar!“ antwortet Ola und weist westwärts. „Dort drüben, das ist das Haus.“
„Und wo wollen wir uns verstecken?“
„In der dicken Hecke seitlich vom Gartentor, komm!“
Mit gemischten Gefühlen stapft Jonas hinter seinem Bruder her. Es ist sehr einsam hier draußen, und trotz einiger verstreut daliegender Häuser ist ihnen in den letzten zehn Minuten niemand begegnet. Die hohe Hecke, die Doktor Kratts Anwesen umschließt, gestattet es den Zwillingen, aufrecht zu gehen, ohne vom Haus aus gesehen zu werden. Bevor die Hecke ihren scharfen Knick zur Seite des Tores macht, müssen Jonas und Ola noch einen schmalen Wassergraben überspringen.
Wenig später schiebt Ola seinen Kopf vorsichtig um die Ecke.
„Niemand zu sehen!“ verkündet er aufatmend und läßt sich seufzend ins Gras fallen. Jonas tut es ihm gleich.
So vergehen die ersten zehn Minuten.
Bald sind es zwanzig...
Als die erste halbe Stunde verstrichen ist, springt Jonas nervös auf.
„Vielleicht schläft er“, mault er und riskiert einen Blick um die Heckenecke.
Auch Ola scheint das Warten keinen Spaß mehr zu machen. Nachdenklich die Stirn runzelnd, spricht er:
„Du hast recht. Wenn wir Pech haben, sitzen wir heute abend noch hier herum und bekommen ihn nicht zu Gesicht. Wir sollten einfach klingeln!“
„Du bist verrückt“, entfährt es Jonas, während er erschrocken auf seinen Bruder blickt.
Doch Ola scheint langsam Freude an seinem eigenen Vorschlag zu gewinnen.
„Was kann uns schon groß passieren? Wir sagen diesem Doktor Kratt auf den Kopf zu, daß er der Mann mit dem roten Zylinder ist.“
Ola unterstreicht sein geplantes Vorhaben mit einer lässigen Handbewegung.
„Und was dann?“ will Jonas wissen, während er sehnsüchtig nach seinem Fahrrad schielt.
„Dann muß er es zugeben. Ist doch klar“, behauptet Ola und geht auf das Gartentor zu.
Was bleibt seinem Bruder anderes übrig, als ihm zu folgen?
Ola hat den Finger schon in der Luft, um auf den Klingelknopf am Tor zu drücken, als er zögert und die Hand noch einmal sinken läßt.
„Komisch“, flüstert er. „Als ich gestern nacht hier war, habe ich gar nicht bemerkt, daß die Fenster vergittert sind.“
„Ob das etwas zu bedeuten hat?“ fragt Jonas ängstlich und mustert ebenfalls die stabilen Eisengitter vor den Fenstern.
„Vielleicht hat der Doktor Angst vor Einbrechern.“
Wieder hebt Ola die Hand. Jetzt — zweimal drückt er auf den messingfarbenen, blinkenden Knopf.
Nichts ist zu hören. Weder von der Glocke noch von den
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