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Der Mann mit dem roten Zylinder

Der Mann mit dem roten Zylinder

Titel: Der Mann mit dem roten Zylinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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plötzlich einer jungen Dame gegenüber, die er noch nie gesehen hat. — Oder irrt er vielleicht?
    „Ich wüßte nicht, mein Fräulein...“
    „Ich habe Ihnen einmal einen Brief überbracht.“
    „Ah“, entfährt es Olanson. „Sie stecken mit der Gesellschaft unter einer Decke.“
    Die Dame lächelt ihn an. „So könnte man es auch ausdrücken.“
    Erik Olanson schweigt verstört. Was will sie noch von mir, überlegt er. Und als könne das Mädchen Gedanken lesen, erklärt sie:
    „Ich möchte Sie herzlichst bitten, sich mir für die nächste Stunde anzuvertrauen.“
    „Wie soll ich das verstehen?“ fragt Olanson verständnislos.
    „Ganz einfach: Sie setzen sich in die Mitte — und ich fahre.“
    „Und wohin?“ will Olanson wissen.
    Die Dame macht eine geheimnisvolle Handbewegung und ein undurchdringliches Gesicht.
    „Jemand will sich bei Ihnen entschuldigen — und bedanken. Dorthin möchte ich Sie fahren. Sie — Ihre Zwillinge und Ihren Gehilfen.“
    Olanson hat sich entschlossen.
    „Warum nicht? Spielen wir also Ihr Spiel mit, mein Fräulein. — Ich hoffe, daß Sie uns wenigstens nicht an einen Baum fahren.“
    „Ich liebe das Leben. Speziell mein eigenes“, lächelt ihn das Mädchen an und sitzt auch schon hinter dem Steuer.
    „Darf ich um den Schlüssel bitten?“
    Olanson reicht ihr den Schlüssel und steigt hinten ein.
    Die Zwillinge und Fredrik haben dem Wortgeplänkel mit steigender Verwunderung zugehört.
    Als sich die Dame jetzt mit einem freundlichen „Guten Abend“ an sie wendet, können sie nur stumm nicken.
    Fredrik versucht krampfhaft, geradeaus zu blicken, doch immer wieder erwischt er sich dabei, wie er heimlich auf das gutaussehende Mädchen schielt.
    „Wo fahren wir denn hin, Vater?“ flüstert Ola seinem Vater ins Ohr, doch der zuckt nur mit den Schultern. „Keine Ahnung.“
    Doch Ola will es ganz genau wissen.
    „Ist es weit, Fräulein?“ fragt er die Lenkerin, die mit erstaunlicher Sicherheit den Wagen durch den Verkehr fährt.
    „Wir werden bald da sein, Jonas“, antwortet die Angesprochene nach einem kurzen Seitenblick.
    „Ich bin Ola!“ berichtigt Ola das Mädchen.
    „Aha — dann hast du also zwei Leberflecke?!“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.
    „Woher wissen Sie denn das?“
    „Stand es nicht in der Zeitung?“
    Ola schweigt beleidigt. In der Zeitung soll es gestanden haben! Am liebsten würde er sie kräftig an den Haaren ziehen.
    Als sein Blick in diesem Augenblick zum Wagenfenster hinausfällt, stutzt er und stößt seinen Bruder an. „Was ist?“ will Jonas wissen.
    „Kennst du die Gegend nicht?“
    Jonas sieht ebenfalls zum Fenster hinaus. Als die Dame jetzt auch noch in einen Seitenweg einbiegt, ist es Ola klar, wohin sie fahren.
    Aufgeregt wendet er sich seinem Vater zu.
    „Ich weiß, wohin wir fahren, Vater.“
    „So?? Wohin denn?“ will Olanson wissen.
    „Zu Doktor Krattü“ verkündet Ola, und irgendwie schwingt ein stiller Triumph in seiner Stimme mit.
    „Stimmt!“ bestätigt das Mädchen am Steuerrad Olas Vermutung.
    Drei Minuten später biegt der Wagen in eine Toreinfahrt ein.
    01a und Jonas erkennen das Bassin sofort wieder. Über diesen Weg hatten sie seinerzeit Doktor Kratts Grundstück verlassen.
    Erik Olanson sagt noch immer nichts. Und Fredrik — nun, der weiß überhaupt nicht mehr, was er von der ganzen Sache halten soll. Wer soll dieser Doktor Kratt denn sein? Und was hat der mit dem Mann mit dem roten Zylinder zu tun?
    Der Wagen stoppt ab.
    Ein alter weißhaariger Mann öffnet den Schlag.
    Behend springt die junge Dame heraus.
    „Sind schon alle da, John?“ fragt sie den Alten, der stumm mit dem Kopf nickt.

    Als sie den Salon betreten, sind bereits zwei Personen anwesend.
    Der eine ist Doktor Kratt, der andere — Kai Vestallo, der Mann mit dem roten Zylinder.
    Als Ola den Drahtseilkünstler jetzt aus der Nähe sieht, ruft er sofort:
    „Das war der Mann, dem ich damals mit dem Fahrrad begegnet bin!“
    Doktor Kratt tritt lächelnd an Erik Olanson heran.
    „Guten Abend, Herr Olanson. Mein Name ist Kratt.“
    Olanson schlägt in die dargebotene Hand ein. Mit einem Lächeln antwortet er: „Noch gestern um diese Zeit wäre ich in die Luft gegangen, wenn mir jemand gesagt hätte, daß die ganze Geschichte nichts weiter als ein Reklametrick ist.“ Und mit einem anerkennenden Blick auf Kai Vestallo ergänzt er: „Nachdem ich jedoch Herrn Vestallos Leistung gesehen habe, bin ich der Ansicht, daß sie

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