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Der Mann mit dem roten Zylinder

Der Mann mit dem roten Zylinder

Titel: Der Mann mit dem roten Zylinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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weiter...“ •“ stottert Felix Steinbach verdutzt.
    „Und was führt Sie zu mir? Ich nehme doch an, daß Sie schwerwiegende Gründe für diese nächtliche Ruhestörung haben.“
    Steinbachs hagere Gestalt sinkt etwas zusammen. Nervös fährt er sich übers Kinn, während sein Blick zu sagen scheint: Für mich schwerwiegend genug. Henry Patò dagegen schlürft ungerührt seinen Kaffee. Ohne Zweifel amüsiert ihn die Verlegenheit seines Besuchers.
    „Ich komme eben aus Kopenhagen...“
    „Aha . . nette Stadt...“
    „Ja, sicher... äh, was wollte ich gerade sagen...“
    „Sie kommen also eben aus Kopenhagen“, hilft ihm Patò weiter.
    „Ja, es handelt sich um eine Erbschaftsangelegenheit...“
    Patò nickt dem Hageren aufmunternd zu. Dazu sagt er freundlich: „Ich würde Ihnen ja zu Ihrer Erbschaft gratulieren, aber anscheinend stimmt damit etwas nicht.“
    Steinbach atmet erleichtert auf.
    „Ich muß wohl ein bißchen ausholen, damit Sie alles besser verstehen, Herr Patò.“
    „Bitte!“ Patò macht eine einladende Handbewegung. Steinbach setzt sich im Sessel zurück. Für Sekunden starrt er seine Fingerspitzen an, so, als wären sie das Interessanteste der Welt. Dann beginnt er:
    „Ich hatte einen Onkel, der vor zirka 35 Jahren aus Deutschland ausgewandert ist. Er hieß Jeremias Holpert. Fast zehn Jahre zog er kreuz und quer durch Nord- und Südamerika, bis er dann nach Südafrika ging. Nach Johannesburg... als Bergwerksingenieur... Er heiratete dann dort eine Holländerin...“
    Patò hat den Kopf auf die Sessellehne gelegt und hält die Augen geschlossen. Als Felix Steinbach in diesem Augenblick einhält, blinzelt Patò unter halbgeschlossenen Augenlidern:
    „Reden Sie nur weiter, ich schlafe nicht!“
    Zuerst stockend, dann wieder flüssig fährt Herr Steinbach mit seiner Schilderung fort:
    „Sie kamen zu Wohlstand, und es ging ihnen, wie man so sagt, sehr gut. Sie hatten drei Kinder. Eines Tages wollte Onkel Jeremias einen Bekannten besuchen, der weiter im Inneren des Landes eine Plantage bewirtschaftete. Er nahm Margret, seine Tochter, und Jens, den einen der beiden Söhne, mit. Aber sie kamen niemals an ihrem Ziel an. Eine Gruppe aufständischer Eingeborener lockte sie in einen Hinterhalt und tötete sie alle... Von der Familie blieben nur noch Tante Christina und Vetter Jörg übrig. Sie verkauften allen Besitz und kehrten nach Europa zurück.“
    „Nach Deutschland?“ will Patò wissen.
    „Nein. Zuerst wohnten sie in Amsterdam, dann übersiedelten sie nach Kopenhagen. Tante Christina hat sich nie wieder richtig erholt. Drei Jahre später starb sie. Mein Vetter Jörg besuchte mich einmal hier in Köln, und einmal war ich bei ihm in Kopenhagen...“ Steinbach senkt den Kopf, und seine Stimme ist leise: „Wir haben uns nie so richtig verstanden, wissen Sie, Herr Patò.“
    „Und warum nicht?“
    „Wir... wir... wir waren wohl zu verschieden... Jörg behauptete bei jeder Gelegenheit, ich würde nur dem Geld nachrennen...“
    Patò brummt etwas Unverständliches, dann setzt er vernehmlich hinzu, und die Mißbilligung ist nicht zu überhören: „So redet nur jemand, der genügend davon hat.“
    Steinbach nickt bestätigend und fährt fort:
    „Vor einer Woche erhielt ich nun von einem Rechtsanwalt in Kopenhagen ein Schreiben, in dem ich gebeten wurde, am 15. Juni zur Testamentseröffnung nach Kopenhagen zu kommen.“
    „Ach, Ihr Vetter ist verstorben?“ will der Detektiv interessiert wissen.
    „Ja, vor einem Monat. Man hat mich eigenartigerweise nicht davon verständigt. Ich bin also hingefahren und...“
    „Wie viele Erben gibt es?“ unterbricht Patò.
    „Außer mir noch zwei Vettern. Der eine wohnt in England und der andere in Dänemark.“
    „Hm... und Ihre Erbschaft?“ Henry Patò hat sich aufgerichtet und blickt gespannt auf sein Gegenüber.
    „Das ist es ja... der eine Vetter, der aus England, erbte alles Bargeld und der andere den Grundbesitz...“
    Patò zieht die Stirn in krause Falten.
    „Und worin bestand Ihre Erbschaft?“
    Steinbach zögert. Doch dann gibt er sich einen Ruck und blickt Henry Patò an.
    „Ich sollte laut Testament das Krokodil bekommen. Das gelbe Krokodil.“
    Patò beugt sich nach vorn, so, als habe er sich verhört.
    „Was sollten Sie bekommen?“
    „Das gelbe Krokodil!“
    Einige Atemzüge lang mustert der Detektiv seinen Gast aufmerksam. Dann verdunkelt sich sein Blick.
    „Sagen Sie, mein lieber Herr Steinbach, wollen Sie mich auf den Arm

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