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Der Mann mit dem roten Zylinder

Der Mann mit dem roten Zylinder

Titel: Der Mann mit dem roten Zylinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
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hagere Mann durch die wie ausgestorben daliegenden Straßen. Manchmal hat es den Anschein, als versuche er auf Zehenspitzen zu gehen, um den dumpfen Hall, den seine hämmernden Füße hervorrufen, zum Verstummen zu bringen.
    Hin und wieder wendet er sich scheu um; so als vermute er hinter sich einen Verfolger. Doch außer ihm scheint niemand auf der Straße zu sein.
    Die große Stadt am Rhein schläft.
    Trotz der lauen Frühlingsnacht trägt der Mann einen dicken Ulster. So ist es nicht verwunderlich, daß ihm der Schweiß ständig über das Gesicht läuft. Immer wieder fährt seine Hand mit dem großen, rotkarierten Taschentuch über die Stirn.
    Aufatmend verhält er für einen Augenblick den Schritt, als er das Schild mit der Aufschrift „Rheingasse“ erspäht.
    Wenige Minuten später hat er sein Ziel erreicht: Ein kleines, zweistöckiges Haus, das zwischen dem hohen Gebäude eines Möbelgeschäftes und einem sechsstöckigen Wohnblock steht.
    Hastig und nervös wühlen die Hände des Mannes in den Manteltaschen, während er zögernd auf den Eingang zugeht. Er zieht eine Schachtel Zündhölzer aus der linken Tasche und versucht, eines zum Brennen zu bringen. Seine Hände zittern so sehr, daß es ihm zweimal mißlingt. Beim Aufflammen des dritten Hölzchens beugt er sich schnell nach vorn und studiert heftig atmend die vier Namensschilder. Er gibt sich plötzlich einen Ruck und drückt einen der weißen Knöpfe.
    Endlos erscheinende Minuten vergehen. Der Fremde hat bereits die Hand gehoben, um die Klingel ein zweites Mal zu betätigen, als er hört, wie sich über ihm ein Fenster öffnet.
    „Hallo?“ tönt es mürrisch und verschlafen von oben.
    Der Fremde geht eilig einige Schritte zurück. Verlegen zieht er dabei seinen Hut vom Kopf.
    „Sind Sie Herr Patò?“
    „Ja, was soll’s?“
    „Verzeihung, mein Name ist Steinbach...“ stottert der Mann im Ulster verlegen.
    „Wahnsinnig aufregend“, kommt es wütend zurück. „Konnten Sie sich für Ihre Vorstellung keine andere Tageszeit aussuchen?“
    „Ich weiß, Herr Patò, daß die Zeit sehr ungewöhnlich ist, aber ich habe auch ein ungewöhnlich wichtiges Anliegen.“
    Gespannt blickt der Fremde nach oben. Sosehr er sich auch anstrengt, aber außer einem hellen Fleck im Fenster kann er nicht viel erkennen.
    „Also meinetwegen, warten Sie! Ich ziehe mir nur etwas an.“
    Der Mann, der sich als Herr Steinbach vorgestellt hat, atmet erleichtert auf. Dabei klang die Stimme von Henry Patò, wie auf dem Namensschild steht, alles andere als freundlich.
    Steinbach muß fast eine Viertelstunde warten, bis die Haustür aufgeschlossen wird.
    „Treten Sie ein! Aber leise, wenn ich bitten darf, meine Hausgenossen haben die schlechte Angewohnheit, um diese Zeit noch zu schlafen.“
    Herr Steinbach zuckt bei dieser ironischen Bemerkung zusammen. Doch er enthält sich einer Erwiderung und bemüht sich, so leise wie möglich aufzutreten.
    Henry Patò scheint sich mit der Störung abgefunden zu haben, denn fast freundlich nimmt er Herrn Steinbach den Ulster ab und hängt ihn auf einen Bügel.
    „Sie haben hoffentlich nichts dagegen, wenn ich meinen Bademantel anbehalte?!“
    Herr Steinbach schüttelt leicht irritiert den Kopf. „Es macht mir nichts aus, Herr Patò. Ich bin ja froh, daß Sie mich überhaupt empfangen haben.“
    Patò nickt.
    „Ich mache uns einen Kaffee!“ Er sagt es in einem Ton, der keinerlei Widerrede zuläßt, und so verschluckt Herr Steinbach die Bemerkung, daß er sich keine Umstände machen soll. Während Henry Patò hantierend zwischen Zimmer und Küche umherläuft, mustert ihn sein Besucher verstohlen. Und er muß zugeben, daß er sich einen so berühmten Privatdetektiv ganz anders vorgestellt hat.
    Patò ist um die Fünfzig herum und von Statur fast klein zu nennen. Sein Gesicht gleicht eher dem eines Seemanns, der sein halbes Leben auf den Weltmeeren verbracht hat. Es ist wettergegerbt und voller Falten und Runzeln. Das Auffälligste jedoch an ihm sind seine Haare. Dicht und eisgrau bedecken sie den gewaltigen Schädel gleich einer Löwenmähne, dazu die vollen buschigen Augenbrauen.
    „So, dann wollen wir mal!“ Patò stellt ein Tablett mit Geschirr auf den kleinen Rauchtisch. Während er Steinbach eine Tasse zuschiebt und diese eingießt, fragt er:
    „Sie heißen also Steinbach?“
    „Ja, Herr Patò, Felix Steinbach...“ nickt dieser. „Beruf?“
    „Bitte?“
    „Ihren Beruf?“

    „Ich bin Kaufmann. Wolle, Textilien und so

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