Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann mit dem roten Zylinder

Der Mann mit dem roten Zylinder

Titel: Der Mann mit dem roten Zylinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Ecke
Vom Netzwerk:
um das sagenhafte gelbe Krokodil, stimmt’s?“
    „Ich bewundere Ihre Kombinationsgabe, Herr Rechtsanwalt“, gibt Patò ebenso ironisch zurück. Dann ernst werdend, fragt er: „Sind Sie bereit, mir bei meinen Nachforschungen zu helfen?“
    Doktor Björnson nimmt langsam die Brille ab und beginnt, sie sorgfältig mit einem Lederläppchen zu putzen. Er tut es so gewissenhaft, als habe sie tagelang in einem Acker gelegen. Nachdem er sie wieder aufgesetzt hat, richtet er seinen Blick auf Patò, der mit einem unscheinbaren Lächeln in den Mundwinkeln geduldig auf die Beendigung der Reinigungsprozedur gewartet hat.
    „Soweit es in meiner Macht steht — gern. Was wollen Sie wissen?“
    „Zunächst: Was wissen Sie über den Erben aus England?“ Patò zieht einen Notizblock und einen winzigen Kugelschreiber aus der Rocktasche. Erwartungsvoll sieht er Björnson an.
    „Er stammt aus Gloucester, ist unverheiratet und von Beruf Versicherungsagent. Über seine Vermögensverhältnisse weiß ich so gut wie nichts.“
    „Und welchen Eindruck machte er auf Sie... Sie sind doch Menschenkenner.“
    Björnson fährt sich geschmeichelt über seinen Scheitel. „Nun, alles in allem — ein angenehmer Mensch.“
    „Hatten Sie bei der Verlesung des Testaments den Eindruck, daß er überrascht war?“
    „Ich habe nicht darauf geachtet.“
    „Befindet sich Mister Romas, so heißt er wohl, zur Zeit noch in Kopenhagen?“
    Björnson zuckt mit den Schultern. „Wie er sagte, wollte er noch am selben Tag zurückfliegen. Ob er es wirklich getan hat, entzieht sich meiner Kenntnis.“
    Patò sinnt kurz nach, bevor er seine nächste Frage stellt. „Und wie steht es mit Detlev Erikson?“
    Diesmal ist es an Doktor Björnson nachzudenken. Er tut es sogar reichlich lange, und Patò bemerkt, daß ihm die Antwort nicht leichtzufallen scheint. „Wissen Sie, aus ihm konnte ich nicht recht klug werden... Er macht mir irgendwie einen undurchsichtigen Eindruck. Er wohnt eigentlich in Helsingör. Ist ebenfalls unverheiratet... Von einem festen Beruf weiß ich nichts...“
    „Aber er muß doch von etwas leben...“ wirft Patò erstaunt ein.
    „Soviel ich weiß, schreibt er Abhandlungen über alte Möbel.“
    „Alle Achtung“, entfährt es Patò, „daß er da noch nicht verhungert ist!“
    „Ob es stimmt, habe ich nicht nachgeprüft... Aber eines frage ich mich...“
    „Und das wäre?“
    „Warum Herr Steinbach einen Detektiv engagiert hat. Sie kosten ihn doch mindestens das Zehnfache von dem, was er für die Figur bekommen würde.“
    Patòs Miene ist undurchsichtig. Ohne auf Björnsons Erkundigung einzugehen, schießt er seine nächste Frage ab: „Wo hält sich dieser Erikson auf?“ Der Rechtsanwalt wird langsam ungeduldig. Und daß Patò seine Frage so geflissentlich überhört hat, stimmt ihn auch nicht gerade friedlich.
    So fällt seine Antwort kühler aus, als er wohl selbst beabsichtigte: „Er wohnt hier in der Stadt!“
    „Und wo?“
    „Ich weiß es nicht. Für den Fall einer Mitteilung hat er mir lediglich die Nummer eines Postfachs angegeben.“
    „Hm... was wissen Sie selbst über das gelbe Krokodil?“
    „So gut wie nichts. Holpert hat es wohl in seinem Testament erwähnt; gesehen habe ich es jedoch nie!“
    Patò hat sich erhoben. Er setzt ein verbindliches Lächeln auf: „Denken Sie nicht auch, daß der gute Herr Holpert seinem Vetter Steinbach... nun sagen wir mal, einen — allerdings unfeinen — Streich gespielt hat? Schließlich konnten sich die beiden nie sonderlich gut leiden?“
    „Das halte ich durchaus für möglich“, stimmt Doktor Björnson eifrig zu, und seine Stimme ist wieder um eine Nuance umgänglicher geworden.
    „Noch eine Frage: Wann wurde das Testament aufgesetzt?“
    Der Anwalt wiegt nachdenklich den Kopf, während er angestrengt überlegt. Zögernd erwidert er dann:
    „Zirka sechs Wochen vor seinem Tode.“ Und lebhaft bietet er an: „Wenn Sie das genaue Datum erfahren möchten, sehe ich gern nach!“
    Patò winkt ab. „Das ist nicht so wichtig...“Und sich selbst ermutigend: „Ich werde mich wohl jetzt erst einmal mit diesem Herrn Erikson unterhalten. Mal sehen, was dabei herauskommt.“
    „Aber seine Adresse...“ wirft Björnson ein.
    „Die werde ich schon finden. Bin ja schließlich Detektiv.“ Und wieder streckt er dem Rechtsanwalt die Hand hin. „Ich danke Ihnen, daß Sie mir Ihre Zeit geopfert haben.“
    Björnson gibt sich großzügig: „Wenn Sie noch etwas wissen wollen, dann

Weitere Kostenlose Bücher