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Der Mann mit der Ledertasche.

Der Mann mit der Ledertasche.

Titel: Der Mann mit der Ledertasche. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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noch schwierig genug, aber irgendwie fehlte der Glanz der alten Tage, als ich noch Aushilfe war - als ich nie wußte, was, zum Teufel, wohl als nächstes passieren würde.
    Einige der Regulären kamen vorbei und schüttelten mir die Hand.
»Gratuliere«, sagten sie.
»Mhm«, sagte ich.
Gratulieren wofür? Ich hatte nichts getan. Jetzt war ich ein Mitglied in ihrem Club. Ich war einer der Ihren. Ich konnte auf Jahre hinaus dabeisein, schließlich meine eigene Route bekommen. Weihnachtsgeschenke von den Leuten erhalten. Und wenn ich mich krank meldete, würden sie zu irgendeiner bedauernswerten Aushilfe sagen: »Wo ist denn heute der Mann, der sonst immer kommt? Sie sind spät dran. Der andere Briefträger kommt nie so spät.«
Ich hatte es also geschafft. Dann kamen sie mit einer Be- kanntmachung heraus, die besagte, Mützen und andere Ge- genstände dürften nicht auf die Verteilerkästen gelegt wer- den. Die meisten der Jungs legten ihre Mützen dort ab. Es tat niemandem weh und ersparte einem den Gang zum Umkleideraum. Und jetzt, nachdem ich drei Jahre lang meine Mütze dort abgelegt hatte, wurde mir das untersagt.
Nun, ich kam nach wie vor mit einem Kater zur Arbeit, und ich hatte andere Dinge im Kopf als Mützen. So lag also meine Mütze dort oben, am Tag nachdem die neue Vorschrift bekanntgegeben worden war.
Stone kam mit seiner Verwarnung angerannt. Darin stand, daß es gegen die Vorschriften verstoße, irgendwelche Gegen- stände auf dem Verteilerkasten liegenzulassen. Ich steckte die Verwarnung in die Tasche und fuhr fort, Briefe in die Fächer zu stecken. Stone saß auf seinem Drehstuhl und be- obachtete mich. All die anderen Briefträger hatten ihre Mützen in ihre Schränke gelegt. Bis auf mich und einen anderen — namens Marty. Und Stone war zu Marty gekom- men und hatte gesagt: »Hören Sie mal, Marty, Sie haben doch die Bekanntmachung gelesen. Ihre Mütze hat auf dem Verteilerkasten nichts zu suchen.«
»Oh, entschuldigen Sie, Mr. Jonstone. Die Macht der Ge- wohnheit, Sie wissen ja. Tut mir leid.« Marty nahm seine Mütze und lief damit die Treppe hinauf zu einem Schrank im Umkleideraum.
Am nächsten Morgen vergaß ich es wieder. Stone kam mit seiner Verwarnung.
Darin stand, daß es gegen die Vorschriften verstoße, irgendwelche Gegenstände auf dem Verteilerkasten liegen- zulassen.
Ich steckte die Verwarnung in die Tasche und fuhr fort, Briefe in die Fächer zu stecken.
    Als ich am nächsten Morgen hereinkam, sah ich, daß Stone mich beobachtete. Er wartete nur darauf, was ich mit der Mütze tun würde. Ich ließ ihn eine Weile warten. Dann nahm ich meine Mütze ab und legte sie auf den Kasten.
    Stone kam mit seiner Verwarnung angelaufen.
Ich las sie nicht. Ich warf sie in den Papierkorb, ließ meine Mütze, wo sie war, und fuhr fort, Briefe in die Fächer zu stecken.
Ich konnte Stone an seiner Schreibmaschine hören. Die Tasten klangen wütend.
Wie hat es der wohl geschafft, zu lernen, wie man mit einer Schreibmaschine umgeht? fragte ich mich.
Er kam erneut auf mich zu. Gab mir meine zweite Ver- warnung.
Ich sah ihn an: »Das brauch ich gar nicht zu lesen. Ich weiß, was drinsteht. Da steht drin, daß ich die erste Ver- warnung nicht gelesen habe.«
Ich warf die zweite Verwarnung in den Papierkorb.
Stone rannte zurück zu der Schreibmaschine.
Er gab mir eine dritte Verwarnung.
»Mann«, sagte ich, »ich weiß, was in den Dingern drin- steht. Die erste Verwarnung bekam ich, weil ich meine Mütze auf den Verteilerkasten legte. Die zweite dafür, daß ich die erste nicht las. Die dritte hier, weil ich weder die erste noch die zweite gelesen habe.«
Ich sah ihn an und warf dann die Verwarnung in den Papierkorb, ohne sie gelesen zu haben.
»Ich kann sie schneller wegwerfen, als Sie sie tippen können. Wir können stundenlang weitermachen, und all- mählich sieht dann einer von uns ziemlich lächerlich aus. Ganz wie Sie wollen.«
Stone ging zu seinem Stuhl zurück und setzte sich. Er tippte nicht mehr. Er saß nur da und sah mich an.
Am nächsten Tag ging ich nicht zur Arbeit. Ich schlief bis Mittag. Ich rief auch nicht an. Dann ging ich hinunter zum Gebäude der Bundesvertretung. Ich trug ihnen mein An- liegen vor. Sie setzten mich vor den Schreibtisch einer dün- nen alten Frau. Sie hatte graue Haare und einen sehr dün- nen Hals, der plötzlich in der Mitte abknickte. Dadurch schnellte ihr Kopf nach vorne, und sie blickte mich über den Rand ihrer Brillengläser an.
»Ja, bitte?«
»Ich möchte meine

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