Der Mann mit der Ledertasche.
Ich zog noch an dem Abend ein.
Mit einem Schlag hatte ich drei Frauen und einen Hund verloren.
2
Und bevor ich wußte, wie mir geschah, hatte ich ein jun- ges Mädchen aus Texas auf dem Schoß. Ich will hier nicht im einzelnen schildern, wie ich sie kennenlernte. Jedenfalls war sie bei mir. Sie war dreiundzwanzig, ich war sechsunddrei- ßig.
Sie hatte lange blonde Haare und gutes, festes Fleisch. Ich wußte es zwar damals noch nicht, aber sie hatte außer- dem eine Menge Geld. Sie trank nicht, dafür aber ich. Am Anfang lachten wir eine Menge. Und gingen zusammen zur Rennbahn. Sie sah ausgesprochen gut aus, und immer wenn ich auf meinen Sitz zurückkehrte, war irgendein Idiot dabei, näher und näher an sie heranzurutschen. Dutzende von ihnen. Sie machten sich immer irgendwie an sie heran. Joyce saß einfach da. Ich hatte nur zwei Möglichkeiten, mit ihnen fertigzuwerden. Entweder ich nahm Joyce mit und suchte einen neuen Platz, oder ich sagte dem Kerl:
»Hör mal, Kumpel, die Frau gehört mir! Und jetzt zieh Leine!«
Aber mich auf diese Hyänen und die Pferde gleichzeitig zu konzentrieren, war zu viel für mich. Ich fing an zu ver- lieren. Ein Profi geht allein auf die Rennbahn. Das wußte ich. Aber ich dachte, vielleicht bin ich etwas Besonderes. Ich stellte fest, daß ich ganz und gar nichts Besonderes war. Ich konnte mein Geld so schnell verlieren wie jeder andere.
Dann verlangte Joyce, daß wir heirateten.
Scheiße, warum auch nicht, dachte ich, ich bin sowieso erledigt.
Ich fuhr mit ihr nach Las Vegas zu einer billigen Hochzeit und kehrte dann sofort wieder zurück.
Ich verkaufte den Wagen für zehn Dollar, und bevor ich wußte, wie mir geschah, saßen wir in einem Bus nach Texas, und als wir dort ankamen, hatte ich noch ganze 75 Cents in der Tasche. Es war ein sehr kleiner Ort, keine zweitau- send Einwohner, glaube ich. In einem Artikel für eine große Zeitschrift hatten ihn Experten als den letzten Ort in den USA bezeichnet, der mit einem feindlichen Atombomben- angriff zu rechnen habe. Es war leicht zu sehen, warum.
Und während dieser ganzen Zeit bewegte ich mich, ohne es zu wissen, wieder auf die Post zu. Hurenpost, verdammte.
Joyce hatte in dem Ort ein kleines Haus, und wir lagen faul herum und vögelten und aßen. Sie fütterte mich gut, machte mich schön fett und gleichzeitig auch wieder schwach. Sie konnte nicht genug bekommen. Joyce, meine Frau, war nymphoman.
Ich ging auf kleine Spaziergänge in den Ort, allein, um von ihr wegzukommen, die Spuren ihrer Zähne überall auf meiner Brust, meinem Hals und meinen Schultern, und noch anderswo, wo es mir mehr Sorgen machte und wo es auch ziemlich wehtat. Sie fraß mich bei lebendigem Leibe auf.
Ich hinkte durch den Ort, und sie starrten mich an, sie wußten über Joyce Bescheid, über ihren Sextrieb, und daß ihr Vater und Großvater mehr Geld, Land, Seen, Jagdreviere besaßen als sie alle zusammen. Sie bedauerten und haßten mich gleichzeitig.
Ein Zwerg wurde eines Morgens zu mir geschickt, um mich aus dem Bett zu holen, und er fuhr mit mir überallhin und zeigte mir alles, Mr. Soundso, Joyces Vater, gehört das hier, und Mr. Soundso, Joyces Großvater, gehört jenes dort...
Wir fuhren den ganzen Vormittag umher. Irgendwer wollte mir Angst machen. Ich langweilte mich. Ich saß auf dem Rücksitz, und der Zwerg hielt mich für einen Gauner großen Stils, der sich durch Heirat Millionen verschafft hatte. Er wußte nicht, daß alles Zufall war und daß ich nichts anderes war als ein Exbriefträger mit 75 Cents in der Tasche.
Der Zwerg, dieser arme Kerl, hatte irgendwas mit den Nerven und fuhr sehr schnell, und von Zeit zu Zeit fing er an, am ganzen Körper zu zittern und verlor dann die Beherrschung über den Wagen. Dann fuhren wir in mäch- tigen Schlangenlinien über die Straße, und einmal rieben wir uns hundert Meter lang an einem Zaun, bevor der Zwerg sich wieder in der Gewalt hatte.
»HEH! SACHTE, SACHTE, KLEINER!« schrie ich zu ihm nach vorne.
Das war es. Sie wollten mich umbringen. Klarer Fall. Der Zwerg war mit einem außergewöhnlich hübschen Mädchen verheiratet. Als Teenager war ihr mal eine Colaflasche in der Muschi steckengeblieben, und sie mußte damit zu einem Arzt gehen, und, wie das nun mal in kleinen Städten geht, die Sache mit der Colaflasche hatte sich herumgesprochen, das arme Mädchen wurde geächtet, und der Zwerg war der einzige Abnehmer. Auf die Weise kam er schließlich zu einer Spitzenfrau.
Ich zündete mir eine Zigarre an,
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