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Der Mann ohne Vergangenheit

Der Mann ohne Vergangenheit

Titel: Der Mann ohne Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles L Harness
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gewisse Konsequenzen für die Zukunft der Zivilisation haben kann.“
    „Welche Art von Konsequenzen?“ wollte Haze-Gaunt wissen.
    „Weiß ich nicht.“
    „Ach? Und warum nicht?“
    „Das Bewußtsein ist nicht imstande, das Unterbewußtsein auszuloten“, erklärte Shey und zupfte an seinen reich geschmückten Gewändern herum. „Das Bewußtsein vermag nichts weiter, als die Eindrücke des Unterbewußtseins ans Licht zu bringen.“
    „Meinetwegen. Soll sich die Mondbelegschaft damit befassen.“
    „Eine Routineuntersuchung wird sich als wertlos erweisen“, warnte das Gehirn. „Ich bin der Meinung, daß im ganzen Sonnensystem nur zwei oder drei Astrophysiker zur notwendigen Analyse fähig sind.“
    „Nennen Sie mir einen.“
    „Arnes ist kürzlich zum Stab des Staatssekretärs Gaines hinzugestoßen. Vielleicht könnte man Gaines überreden, ihn auszuleihen.“
    „Er wird es tun“, meinte Haze-Gaunt kurz und bündig. „Sie haben jedoch von ‚Faktoren’ gesprochen – in der Mehrzahl. Ich nehme an, daß die Aufnahme des Sternenatlas nur einer davon ist.“
    „Es gibt einen weiteren Unsicherheitsfaktor“, sagte das Gehirn. „Er betrifft die persönliche Sicherheit des Kanzlers wie auch die der Minister und hat folglich auch Auswirkungen auf die Frage der Verschiebung des Angriffs.“
    Haze-Gaunt blickte den Mann in der Kugel an. Das Gehirn starrte aus smaragdfarbenen Basilikenaugen zurück. Der Kanzler räusperte sich. „Dieser andere Faktor …“
    Das Gehirn fuhr ruhig fort. „Das mächtigste Wesen auf der Erde – ich zögere, es einen Menschen zu nennen – ist derzeit weder der Lordkanzler Haze-Gaunt noch der Diktator des Ostbundes.“
    „Erzählen Sie uns bloß nicht, daß es Kennicot Muir ist“, rief Haze-Gaunt sarkastisch.
    „Das Wesen, an das ich denke, ist ein Professor an der kaiserlichen Universität namens Alar; möglicherweise verdankt er diesen Namen seinem beschwingten Geist. Er ist höchstwahrscheinlich ein Dieb, aber das ist nicht weiter wichtig.“
    Beim Wort „Dieb“ zeigte Thurmond Interesse. „Warum ist er so gefährlich? Durch ihren Ehrenkodex sind Diebe auf die Verteidigung beschränkt.“
    „Alar scheint ein Mutant mit großen potentiellen körperlichen und geistigen Kräften zu sein. Falls er je entdeckt, daß er diese Kräfte hat, wäre in Anbetracht seines gegenwärtigen Standpunktes, Kodex hin oder her, kein Mensch auf Erden vor ihm sicher.“
    „Worin besteht eigentlich sein Potential?“ wollte Shey wissen. „Ist er ein Hypnotiseur? Ein Telekinet?“
    „Ich weiß es nicht“, gab das Gehirn zu. „Ich kann nur meine Meinung vorbringen, daß er gefährlich ist. Warum, ist eine ganz andere Sache.“
    Haze-Gaunt schien in Gedanken versunken zu sein. Schließlich sagte er, ohne aufzublicken. „Thurmond, bist du mit Shey in einer Stunde in meinem Büro? Nehmt Eldridge vom Kriegsministerium mit. Keiris, du kehrst mit dem Leibwächter in deine Räumlichkeiten zurück. Du wirst den ganzen Abend zu tun haben, um dich für den Ball der Kaiserin heute abend umzukleiden.“
    Eine Minute später verließen die vier den Raum. Keiris, die sich noch einmal umschaute, begegnete dem rätselhaften, nicht blinzelnden Blick des Mikrofilmgehirns, und das bedrückte sie tief. In verschiedenen Intervallen der Befragung hatte er ihr mittels des Codes, den sie vor langer Zeit vereinbart hatten, mitgeteilt, daß sie heute nacht bereit sein mußte, in ihren Räumen einen Dieb zu empfangen und ihn seinen Verfolgern zu entziehen.
    Und Haze-Gaunt erwartete von ihr, daß sie zur gleichen Zeit auf dem Maskenball war.



 
4
Die Razzia
     
    Von seinem Hocker beim großen Klavier spähte Alar über die Noten auf seine zwei Freunde, Mica Corrips, einen Professor der Ethnologie, und John Haven, einen Professor der Biologie, die in völliger Versunkenheit über ihren umfangreichen Manuskripten saßen.
    Alars übergroße dunkle Augen glitten kurz zu den beiden Gelehrten hin, dann strich sein Blick an ihnen vorbei, die unordentlichen Stöße von Büchern und Papieren entlang, vorbei an der aufgestellten Reihe menschlicher und halbmenschlicher Skelette, vorbei an der Kaffeekanne, die ihren Inhalt neben dem Straßenfenster verkochte, und hin über das Gelände der Universität, wo am späten Nachmittag ein großer schwarzer Lastwagen langsam hinter eine Hecke griechischen Wacholders fuhr. Er blieb einfach stehen. Niemand stieg aus.
    Sein Puls wurde langsam schneller. Alar schlug auf dem Klavier

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