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Der Mann ohne Vergangenheit

Der Mann ohne Vergangenheit

Titel: Der Mann ohne Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles L Harness
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„Sie lasen vor meinem Anklopfen etwas sehr Merkwürdiges. Sie wissen natürlich, daß Ihr Arbeitszimmer in einem Suchstrahl lag?“
    „Wirklich? Wie merkwürdig. Ich las aus einem Buch, das ich mit Dr. Haven gemeinsam schreibe: Der Selbstmord des Menschengeschlechts. Fanden Sie es interessant?“
    „Nur am Rande. Das fällt mehr in die Zuständigkeit des Ministers für subversive Umtriebe. Ich werde natürlich Anzeige erstatten, damit er die ihm nötig erscheinenden Schritte einleiten kann. Aber ich bin eigentlich in einer anderen Angelegenheit hier.“
    Alar spürte, wie die Spannung um eine ganze Oktave wuchs. Corrips atmete laut – Haven anscheinend überhaupt nicht.
    Thurmonds Luchsaugen waren, das wußte er, die Säbel nicht entgangen, die zwischen den Hominiden herabhingen.
    „Ihre Räume hier sind doch ein Teil des ‚M-Flügels’ –‚Mk für Mutant?“ fragte Thurmond kalt.
    „Das stimmt“, erwiderte Haven. „Wir drei sind Erzieher und Lehrer einer Gruppe besonders begabter, aber behinderter junger Leute, die die regulären Universitätsveranstaltungen nicht besuchen können.“ Er wischte sich die schwitzenden Hände seitlich am Mantel ab.
    „Darf ich das Teilnehmerverzeichnis sehen?“ fragte Thurmond.
    Die zwei Professoren zögerten. Dann schritt Corrips zum Schreibtisch hin und kehrte mit einem schwarzen Buch zurück. Er reichte es Thurmond, der lässig darin blätterte und sich zwei oder drei Photographien mit unheilverkündender Neugierde besah. „Dieser beinlose Kerl“, fragte er, „wovon lebt er?“
    Alars Pulsschlag war auf hundertsiebzig pro Minute angestiegen.
    „Er hat gerade aus Kohle, Luft und Wasser synthetisch ein eßbares Protein hergestellt“, erklärte Corrips. „Diese Formel ermöglicht eine neue sigmaförmige Wachstumskurve für die Bevölkerung des Globus, deren neue Asymptote sechsunddreißig Prozent über der …“
    „Er ist nicht fähig, eine Waffe zu tragen, nicht wahr?“
    Alar sah zu, wie sechs kaiserliche Polizisten in schwarzen Hemden lautlos den Raum hinter Thurmond füllten.
    „Natürlich nicht“, schnappte Corrips. „Sein Beitrag liegt auf einem ganz anderen …“
    „Dann kann die Regierung nicht mehr für seinen Unterhalt aufkommen“, warf Thurmond ruhig ein. Er riß die Seite aus dem Buch und gab sie an den Beamten weiter, der unmittelbar hinter ihm stand.
    „Und da ist noch eine“, meinte er stirnrunzelnd über der nächsten Seite. „Eine Frau ohne Arme und mit drei Beinen. Sie ist zur Arbeit in einer Fabrik nicht geeignet, nicht wahr?“
    „Ihre Mutter“, sagte Haven mit gepreßter Stimme, „war im Dritten Weltkrieg Fahrerin eines Rettungsautos. Dieses Kind hat mit Kennicot Muir bei der Aufstellung der neun Fundamentalgleichungen zusammengearbeitet, die zur Errichtung unseres Solarions auf der Sonnenoberfläche geführt haben.“
    „Mitarbeiterin eines bekannten Verräters und für körperliche Arbeit ungeeignet“, murmelte Thurmond, riß die Seite heraus und reichte sie hinter sich.
    „Was macht denn der Leutnant mit diesen Seiten?“ fragte Haven mit erhobener Stimme. Er bewegte die Hand sorglos zum Schlüsselbein des Cro-Magnon-Skelettes, ein paar Zoll von den Säbeln entfernt.
    „Wir transportieren alle Ihre Mutanten ab, Professor.“
    Havens Mund öffnete und schloß sich wieder. Er schien auf der Stelle einzugehen. Schließlich fragte er zögernd: „Aus welchem Grund, Sir?“
    „Aus dem erwähnten Grund. Sie sind für das Reich ohne Wert.“
    „Das stimmt wirklich nicht, Sir“, sagte Haven langsam. „Ihr Nutzen muß anhand des langfristigen Wertes beurteilt werden, den sie für die Menschheit – und natürlich das Reich – haben …“
    „Mag sein“, erwiderte Thurmond gefühllos. „Aber wir lassen uns nicht auf solche Aussichten ein.“
    „Dann“, fragte Haven vorsichtig, „haben Sie also vor …?“
    „Bestehen Sie darauf, daß ich es ganz deutlich sage?“
    „Ja.“
    „Sie werden an den Höchstbieter verkauft – möglicherweise ans Schlachthaus.“
    Alar fuhr sich über die blassen Lippen. So etwas konnte nicht passieren, passierte aber. Zweiundzwanzig junge Männer und Frauen, einige der besten Köpfe des Reiches, wurden mit anteilloser Brutalität ausgelöscht – warum?
    Corrips’ Stimme war kaum ein Flüstern. „Was wollen Sie?“
    „Alar“, erklärte Thurmond eisig. „Geben Sie mir Alar, und behalten Sie ihre Muties.“
    „Nein“, rief Haven und starrte Thurmond mit weißem Gesicht an. Er wandte

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