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Der Mann ohne Vergangenheit

Der Mann ohne Vergangenheit

Titel: Der Mann ohne Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles L Harness
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Wahrscheinlichkeit, daß er eine Sieben warf, war 1 zu 6 gewesen. Sein Wurf würde diese unglaublichen Fanatiker so sicher umbringen, als wenn er sie mit einer Kades niedermähte. Diese Sonnianer würden das Solarion in der Überzeugung betreten, daß sie sterben würden, und früher oder später würde einer von ihnen im Unterbewußtsein den tödlichen Fehler begehen, der die Station in einen Sonnenfleckenwirbel hineinstürzen oder sie auf die unbekannte, unerforschliche Photosphäre hinaustreiben lassen würde. Und er würde mit dabeisein.
    Es schien, daß jeder für einen merkwürdigen unirdischen Moment lang zu atmen aufgehört hatte. Martinez bewegte die bleichen Lippen; es entwich ihnen jedoch kein Ton.
    Und wirklich, niemand sagte etwas. Es gab nichts zu sagen.
    Miles schob sich nachdenklich eine ungeheure schwarze Zigarre in den Mund, schob seinen Sessel an den Tisch zurück und ging langsam und ohne einen Blick zurückzuwerfen aus dem Raum. Die anderen folgten ihm einer nach dem anderen.
    Alar wartete volle fünf Minuten lang ab, nachdem die Schritte langsam zur Rampe hin abgestorben waren, höchst verwundert über die eigene Dummheit und die zwei quälenden Blitze aus seinem anderen Leben.
    Wenn er ihnen in das Solarion folgte, war sein Tod unvermeidlich. Er konnte jetzt jedoch nicht zurückbleiben. Die Voraussage des Gehirns fiel ihm ein. Es war ein vorausberechnetes Risiko gewesen.
    Am meisten bedauerte er, daß er für die Besatzung jetzt eine Persona non grata war. Es würde lange dauern, bis er von diesen Fanatikern etwas erfahren könnte – möglicherweise erst wieder, wenn einer von ihnen die Station zerstörte. Aber das war nicht zu vermeiden gewesen.
    Er trat auf den Gang hinaus, schaute auf die etwa ein Dutzend Meter entfernte Rampe und zog scharf den Atem ein. Vier kaiserliche Polizisten hatten steinerne Blicke für ihn, anschließend zogen sie wie ein Mann den Säbel.
    Dann biß ihn ein schreckliches, unvergeßliches Kichern in das ungläubige linke Ohr.
    „Wie klein doch das Sonnensystem ist, nicht wahr, Dieb?“

 
17
Zusammentreffen in Sonnennähe
     
    „In diesem Teil der Leichenhalle haben Besucher keinen Zutritt, Madame. Es gibt hier nichts außer nicht beanspruchten Leichen.“ Der graugekleidete Aufsehersklave, der ihr den Weg versperrte, verbeugte sich ehrerbietig, aber entschlossen.
    Keiris’ Ungeduld zeigte sich lediglich in einem schwachen Zittern der Nasenflügel. „Dieser Umschlag enthält tausend Unitas“, sagte sie ruhig und deutete auf die Packung, die unter der Mantelschnalle befestigt war. „Ich benötige nur dreißig Sekunden, öffne die Tür.“
    Der Sklave betrachtete gierig den Umschlag und schluckte nervös. Seine Augen suchten die Halle hinter der Frau ab.
    „Tausend Unitas ist nicht viel. Wenn man mich erwischt, kostet es mich das Leben.“
    „Mehr habe ich nicht.“ Sie bemerkte mit Beunruhigung die wachsende Entschlossenheit des Mannes.
    „Willst du deine Freiheit?“ wollte Keiris plötzlich wissen. „Ich kann dir verraten, wie du sie erlangen kannst. Du brauchst mich nur lebend zu fassen. Ich bin Madame Haze-Gaunt.“
    Der Sklave starrte sie verblüfft an.
    Sie fuhr rasch fort. „Der Kanzler hat für meine Ergreifung eine Belohnung von einer Milliarde Unitas ausgesetzt. Genug“, fügte sie ätzend hinzu, „damit du dir die Freiheit erkaufen und dich als großer Sklavenhalter etablieren kannst. Du brauchst mich nur in dem Raum hinter dir einzuschließen und die Polizei zu verständigen.“
    War es ihr das wert? In ein paar Augenblicken würde sie es wissen.
    „Schreie jedoch nicht, bevor du mich in den Raum einläßt“, warnte sie ihn ruhig. „Falls du das tust – ich habe ein Messer bei mir, mit dem ich mich selbst töten werde. Dann bekommst du die Milliarde Unitas nicht. Statt dessen wird man dich umbringen.“
    Der Aufseher stieß etwas Unverständliches hervor. Endlich übermannte ihn die Gier und er holte mit zitternden Fingern die Schlüssel aus der Tasche, und nach einigen vergeblichen Versuchen gelang es ihm, die Tür aufzusperren.
    Keiris ging rasch hinein, und die Tür fiel hinter ihr ins Schloß. Sie warf der Tür keinen zweiten Blick mehr zu, sondern blickte sich rasch um. Der winzige Raum enthielt, wie die Tausende anderer auf dieser Ebene, nur eines – einen billigen, durchsichtigen Plastiksarg, der auf einem hüfthohen Holzgestell ruhte.
    Keiris überkam ein seltsames Gefühl. Es kam ihr vor, als drehe sich ihr ganzes Leben um jene

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