Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann vom CDT

Der Mann vom CDT

Titel: Der Mann vom CDT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Laumer
Vom Netzwerk:
Chauncey«, rief Retief schnell. »In acht Minuten wird sie hochgehen, und bis dahin findet er sie nie.«
    In der Sprechanlage war ein scharfer Zischton zu hören, gefolgt von schwachen Schreien. Wenig später klapperten Schritte auf dem Gang vor der Tür. Der Riegel ratterte. Fäuste hämmerten. Groaci-Stimmen zischten.
    »Was soll das heißen, von innen verschlossen?« schrie Shinth.
    »Sieben Minuten«, rief Retief zurück. »Nur Mut, Chauncey, bald wird alles vorbei sein.«
    »Wir müssen sofort fliehen«, quietschte Kapitän Thilf. »Lassen wir die Bastarde hier, um zu sterben!«
    »Retief – sagen Sie mir, wo die Bombe ist, dann werde ich bei Ihrem Chef ein gutes Wort für Sie einlegen!« rief Shinth durch die Tür. »Ich werde ihm erklären, daß man es Ihnen nicht übelnehmen kann, daß Sie Ihre Aufgabe vermasselt haben – immerhin ein bloßer Terraner gegen einen hohen Intellekt wie den meinen …«
    »Das ist wirklich gütig von Ihnen, Herr Botschafter – aber ich fürchte, die Pflicht verlangt von uns, daß wir hier bleiben, selbst wenn das bedeutet, daß wir zusammen mit Ihren Akten in die Luft gehen.«
    »Nun, dann muß ich Sie und Ihren Begleiter Ihrem Schicksal überlassen! Ich werde das Haus evakuieren!«
    Retief und Chauncey horchten auf die sich entfernenden Schritte. Vom Fenster aus beobachteten sie, wie Shinth aus dem Gebäude stürzte und über den Hof rannte, gefolgt von seinem gesamten Stab. Nur der letzte von ihnen blieb kurz stehen, um das Tor hinter sich zu verschließen.
    »Ich muß zugeben, das war ein Hauptspaß«, brach Chauncey die tiefe Stille, die nach dem Verschwinden der letzten Groaci eintrat. »Aber in sechs Minuten werden sie merken, daß sie gefoppt wurden. Wozu soll das also gut sein?«
    »Wozu? Dazu, daß ich sechs ungestörte Minuten innerhalb der Groaci-Kanzlei haben werde«, erwiderte Retief und schloß die Tür auf. »Halten Sie die Stellung, bis ich zurück bin.«

 
6.
     
    Es dauerte zehn Minuten, bis Retief wieder zurückkam und die Tür hinter sich verriegelte. Dreißig Sekunden später war Shints Stimme durch die Sprechanlage zu hören. Der Botschafter stieß heftige Verwünschungen aus.
    »Thilf! Schlagen Sie die Tür ein und nehmen Sie Rache an dem Weichen dafür, daß er mich vor meinen versammelten Untergebenen lächerlich gemacht hat!«
    »Aber wir müssen zur kommenden Feier eilen«, nörgelte der Kapitän. »Sonst verpassen wir noch den großen Augenblick.«
    »Ich werde zur Eröffnung gehen, während Sie sich mit den Übeltätern beschäftigen werden.«
    »Darf ich daraus entnehmen, daß ich mit den Übeltätern nach meinem eigenen Ermessen verfahren kann?« fragte Thilf flüsternd.
    »Stellen Sie keine dummen Fragen«, fuhr Shinth den Kapitän an. »Es ist unmöglich, geringeren Wesen das Überleben zu gestatten, um draußen Berichte zu verbreiten, die der Würde des Groacianischen Staates abträglich sind.«
    »Ich stehe Auge in Auge mit Eurer Exzellenz«, murmelte Thilf feierlich.
    »Das sind eine Menge Augen«, bemerkte Chauncey. »Nun, Mr. Retief, es war sehr lustig, aber jetzt ist es wohl zu Ende.« Er zuckte heftig zusammen, als eine Axt in die Tür schlug. Retief stand am Fenster und legte seinen blauen, zwanglosen Blazer für den frühen Abend ab.
    »Chauncey, wieviel kannst du noch auslassen?«
    »Hm, ich verstehe, was Sie im Sinn haben. Ich will sehen, was ich tun kann …« Chauncey entrollte sich aus seinem linken Ärmel zu einem starken Seil und ließ es über das Fensterbrett hinab. Sein Coverall wurde immer schlaffer, während er sich Meter für Meter entrollte.
    »Man kann sich auch überdehnen«, keuchte er schließlich, als sein Bekleidungsstück nur noch an einem einzigen daumendicken Strang hing, der von der Toilette im Bad um den Türpfosten durch das Zimmer und hinunter in die Tiefe reichte.
    »Kannst du mein Gewicht auch halten?«
    »Klar, letztes Jahr bei den Zwischentests habe ich über eine halbe Tonne pro Quadratzoll gehalten.«
    »Sag mir ganz genau, wo dein anderes Ende gefangen ist.« Chauncey erklärte es ihm. Als Retief ein Bein über das Fensterbrett schwang, leuchteten unten im Hof Lampen auf. Der Groaci-Botschafter erschien in vollem Staat, begleitet von vier Ehrenwachen. Sie schritten durch das Tor, verschwanden in der Amtslimousine und fuhren ab.
    »Nun, das war’s dann wohl«, sagte Chauncey niedergeschlagen. Seine Stimme kam aus einer leichten Ausbuchtung des Coveralls – sein lebenswichtiger Mittelpunkt. »Er ist

Weitere Kostenlose Bücher