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Der Mann von Anti

Der Mann von Anti

Titel: Der Mann von Anti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ekkehard Redlin (Hrsg)
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schwarze Tafel; Bälle springen ping-pong, hinter, Schläger heben sich, senken sich, ein, Tropfen Flüssigkeit glitzert konstant auf einer Objektstirn. Die Besucher schieben sich weiter und weiter, vor diesem oder jenem Raum kurz verharrend, beeindruckt von einer modernen Möblierung, inmitten welcher ein Objekt einem anderen ein langes Messer, hebend, senkend, in den Rücken sticht, fasziniert von exquisiter Innenausstattung, von elegantem Dekostoff, auf den Objekte fallen, stürzen, lagern, sich bäumen, sexuellen Praktiken hingegeben, heben, senken, heben, senken, zu Heiterkeit verleitend, laut und ungehemmt, da nach so vielen Enttäuschungen ein bißchen Spaß geboten wird. Man faßt wieder Mut weiterzugehen, auch noch die Sauna »mitzunehmen«, von der schon Verheißungsvolles zu hören gewesen.
    Und steht schon davor: Die unmöglichsten Objekte sitzen, liegen und stehen darin herum – fette Bäuche, kahl oder bis zum Nabel behaart, knochig-faltige Hintern, sehnenreiches Gebein, Krampfadern, Glatzen, Dauerwellen, Barte, Warzen, Blößen über Blößen, indes ein Besucher auf den Knopf (siehe Pfeil) rechts von der Scheibe drückt, woraufhin die Objekte anfangen, die Arme zu senken und zu heben, wild zu zucken und zu zappeln, die Münder aufreißen, als sängen sie oder riefen gemeinsam irgend etwas, bis sie übereinandersinken, Objekt um Objekt, ein Amüsement für die Zuschauer. Man stößt einander in die Rippen, macht sich auf Verrenkungen der Objekte aufmerksam, platzt vor Lachen, daß ein dickes Femininum an einem dürren Maskulinum Halt sucht, beide fallen, die Bohnenstange wird unterm Pudding begraben: Requiescat in pace! Nachdem Ruhe eingetreten ist, klappt der Fußboden zur Rückwand hin ein wenig ab, und der ganze Rauminhalt rutscht weg: Die Sauna ist leer.
    Was weiterhin angeboten wird, fällt hinter diesem Spaß zurück: Boxen und Malen, Predigen und Taufen (Homo religiosus), Fräsen und Hobeln, Feilen, Nieten, Löten, Angeln, Schlachten, Kochen, Backen, Bajonettieren und Füsilieren, wobei fünf Objekte vor einer Wand aus echtem Carara-Marmor Aufstellung finden, gegenüber vom Peloton, Heben der Gewehre, lautloses Auspuffen von Rauch, Hinfallen, Senken; Sägen, Operieren, Amputieren, Schneidern, sogar Schlafen, Rudern, Schwimmen, in einem Zimmer voller Wasser, so daß man die Objekte von unten sieht wie im Aquarium; Schreiben, Rechnen, Klavierspielen, Tanzen, sogar ein Objekt auf dem Klosett, im letzten kleinen Kämmerchen vor dem Ausgang oder zumindest vor der Pforte, darauf das Wort steht.
    Schiebt man sich, müde vom Erschauten, Bestaunten, hindurch, befindet man sich auf einmal in einem Zimmer an einem Tisch und kriegt, ehe man sich’s versieht, Spielkarten zugeteilt, nimmt sie auf, legt sie ab, ahnungslos, was das soll, wie lange das dauern wird, recht lange wohl, denn wenn man später Tischtennis treibt, hat man jedes Zeitmaß eingebüßt, schwitzt und freut sich, daß man hinterher in die Sauna darf, wo man Partner vom Kartenspiel wiedertrifft: in doppelter Ausfertigung sogar, da die eine Wand aus einem großen Spiegel besteht. Hineinsehen: Man müßte sich mal wieder rasieren.
    Auch die Haare sollte man sich ein bißchen auffärben lassen, man wirkt ja schon direkt alt. Mal Sport treiben. Mal gesünder leben. Früher aufstehen, Spazierengehen, irgendwohin, vielleicht auch mal wieder ins Museum. Ja, das sollte man eigentlich nicht verabsäumen, wo man schon genug versäumt hat. Unbedingt morgen Spazierengehen. In den Wald, auf die Heide, an die frische Luft.
Luft.
Rolf Krohn
Das Mädchen von Ninive
    Scherua erwachte. Ihr war kühl geworden. Langsam schlug sie die Augen auf. Ringsum herrschte Dunkelheit, es mußte Nacht sein. Nein, ganz finster war es nicht. Aber war das Licht, was da so bläulich schimmerte?
    Wo mochte sie nur sein?
Sie erinnerte sich mühsam: Der Kerker… Nur-ili und die Wache… der Pfahl… und dann der brennende Schmerz… Im gleichen Moment wurde ihr bewußt, daß der Rücken kaum mehr weh tat. Doch eine allgemeine Mattigkeit lag ihr in den Gliedern, und das Nachdenken machte Mühe.
Das Mädchen schaute um sich. Sie lag auf weißen Tüchern – wie fein und weich das Gewebe war! Eine Decke schützte sie vor der Kälte; sie zog sie etwas höher. Und worauf sie lag, was war das bloß? So bequem und nachgiebig war Schilfstroh doch nicht.
Die Wände ringsum kamen ihr fremd vor – es waren keine Lehmziegelmauern wie im Kerker! Träumte sie?
Sie kniff sich in den nackten

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